Frage an Ulrike Rodust von Wolfgang R. bezüglich Landwirtschaft und Ernährung
Sehr geehrte Frau Rodust,
vielen Dank für Ihre Antwort. In der Annahme, der Verbraucher sei auch schuld an der Misere in der Bio-Tierhaltung, stimmen Sie ja mit Ihrer Kollegin von der CDU, Frau Jeggle, überein. Haben Sie sich abgesprochen? Welches Niveau müssen denn die Preise der Bioprodukte im Vergleich zu den konventionellen Produkten haben um das Bio-Label zu recht zu tragen? Wer garantiert den dann, dass bei höheren Preisen das Produkt auch tatsächlich dem Standard entspricht und nicht nur mehr Gewinn gemacht wird? Etwa die Institutionen, denen Sie ja ein Versagen bei den Kontrollen vorwerfen?
Da Sie erkennen, dass die Vorschriften offensichtlich in großem Masse nicht ordentlich kontrolliert werden, müssen Sie als Legislative die Exekutive doch dazu bringen Ihre Vorschriften einzuhalten. Was macht das Parlament diesbezüglich? Bei den Kraftfahrzeugen haben wir eine funktionierende Kontrolle durch den TÜV. Warum ist es nicht möglich, so etwas auch für die Lebensmittelproduktion, zu etablieren, da Sie doch der Meinung sind, dass einen Bezug für den Wert von Lebensmitteln entwickelt werden muss?
Eine tiefer gehende Diskussion zu diesem Thema können Sie auf www.abgeordnetenwatch.de bei Frau Jeggle nachlesen (Fragen von Richter und Clauss). Leider blieben die Kernfragen dort unbeantwortet.
Mit freundlichen Grüßen,
Wolfgang Richter
Sehr geehrter Herr Richter,
vielen Dank für ihre Nachfrage.
Ich glaube, sie haben mich in einigen Punkten missverstanden. Es geht nicht darum, dass Bioprodukte ein bestimmtes Preisniveau erreichen müssen, um das Label zu Recht tragen zu dürfen. Vielmehr geht es darum, dass der Landwirt einen fairen Preis erhält, der es ihm ermöglicht einen angemessenen Gewinn zu erwirtschaften. Hierzu ist es mir sehr wichtig, dass die Erzeugerseite gestärkt wird, damit sie auf Augenhöhe mit dem Handel über Preise verhandeln kann. Heute ist die Verhandlungsmacht ungleich verteilt. Viele Erzeuger stehen einigen wenigen Abnehmern gegenüber, die Druck auf die Preise machen.
Die Erzeugung von ökologischen Produkten verursacht höhere Kosten da eingesetzte Faktoren wie bspw. Saatgut, Fläche und Arbeitszeit teurer sind als in der konventionellen Landwirtschaft. Dies liegt unter anderem daran, dass die Erträge in der ökologischen Landwirtschaft geringer sind, auch die Einhaltung höherer Tierschutzstandards verursacht höhere Kosten, die sich in den Produktpreisen widerspiegeln sollten. Mir geht es bei der Wertschätzung des Lebensmittels darum, dass wieder mehr ins Bewusstsein rückt, wie Lebensmittel produziert werden und dass durch den bestehenden Preisdruck es vor allem vielen kleineren Familienbetrieben nicht mehr möglich ist einen angemessenen Preis für ihre Produkte zu erzielen. Ein angemessener Preis wäre für mich ein Preis, der die Kosten, die bei der Produktion anfallen deckt und der dazu beiträgt, dass auch weiterhin kleine und mittlere Familienbetriebe eine Chance haben auf dem Markt zu bestehen. Mir ist es wichtig, dass wir innerhalb Europas weiterhin eine multifunktionale, nachhaltige und flächendeckende Landwirtschaft erhalten.
Sollten Sie weitere Fragen haben, so können Sie sich gerne per Email oder telefonisch an mein Büro in Brüssel wenden.
Mit freundlichen Grüßen
Ulrike Rodust