Frage an Ulrich Kelber von Peter K. bezüglich Umwelt
Sehr geehrter Herr Kelber,
alle Klimaschutzbestrebungen werden vergebens sein, wenn die Menschheit weiter so wächst wie heute (ca. 75 Millionen Menschen pro Jahr laut Wikipedia). Welche Maßnahmen sind seitens der UN geplant, das Wachstum zu reduzieren bzw. umzukehren? Wird es in Deutschland in absehbarer Zeit Gesetze zur Geburtenbeschränkung geben? Halten Sie so etwas in Deutschland oder weltweit für sinnvoll?
Sehen Sie in einer schrumpfenden und daher alternden Bevölkerung eher eine Gefahr oder eine Chance?
Mit freundlichen Grüßen
Peter Kanzow
Sehr geehrter Herr Kanzow,
vielen Dank für Ihre Anfrage.
Die immer noch wachsende Zahl der Weltbevölkerung ist ganz sicher ein Problem, aber nicht in erster Linie eines des notwendigen Klimaschutzes. So emittieren 1,1 Mrd. Inder heute so viel Treibhausgase wie 80 Mio. Deutsche. Und selbst für 2030 halbiert sich dieser "Vorsprung" der deutschen Emissionen nur nach Prognosen.
Geburtenkontrolle hat in weiten Teilen unserer Welt nur dann einen Sinn, wenn andere soziale Sicherungssysteme aufgebaut werden, wenn die Säuglingssterblichkeit eingedämmt wird und wenn die Zahl der Kinder nicht mehr mit der Mannhaftigkeit ihrer Erzeuger gleichgesetzt wird. Wie die Entwicklung in Europa, Amerika und Teilen Asiens zeigt, sind Bildung und eine halbwegs funktionierende Wirtschaft mit einem Mindeststandard an sozialer und finanzieller Sicherheit der wirksamste Weg, die Zahl der Geburten dauerhaft zu senken. Die Weltgesundheitsorganisation setzt bei Ihrem Programmen in den Entwicklungsländern genau bei diesen Punkten an, was ich für richtig halte. Gesetze zur Geburtenbeschränkung halte ich weder in Deutschland noch weltweit für sinnvoll.
Ich denke, dass es in dieser Frage genau wie im Klimaschutz darum geht, dass die sogenannte erste Welt mit gutem Beispiel vorangehen muss, nur dann werden wir die Schwellen- und Entwicklungsländer davon überzeugen, dass es bei Fragen von Gesundheit und Hygiene, Landwirtschaft und Ernährung, Flächen- und Ressourcenverbrauch, CO2-Minderung und Energieeinsparung nicht darum geht, dass wir eine Art neue Kolonialpolitik betreiben, sondern das wir nur mit gemeinsamen Anstrengungen und jeder im Rahmen seiner Möglichkeiten, die Erde für möglichst alle Menschen lebenswert erhalten können.
So lange aber die Tierhaltung für unsere Mahlzeiten mehr CO2 produziert, als der afrikanische Kontinent gesamt, so lange werden uns die Menschen dort kaum glauben, dass es uns auch um ihre Zukunft geht.
Ob eine schrumpfende, alternde Gesellschaft eine Chance oder eine Gefahr ist, hängt mit so vielen Faktoren zusammen, dass dies hier den Rahmen sprengt. Ich glaube aber ehrlich gesagt nicht daran, dass wir eine schrumpfende und alternde Gesellschaft werden.
Mit freundlichem Gruß
Ulrich Kelber