Frage an Ulrich Kelber von Ulrich M. bezüglich Außenpolitik und internationale Beziehungen
SgH Kelber,
ich schreibe Sie an, weil ich den Tornado-Einsatz für falsch halte.
Vor der Abstimmung zur Entsendung der Tornados hatten wir einen Briefwechsel. Sie schrieben mir, dass Sie den Einsatz unter anderem deshalb für wichtig halten, damit nicht wieder eine komplette Hochzeitsgesellschaft unschuldig bombardiert wird.
Heute lese ich, das bei einem Luftangriff 14 afghanische Bauarbeiter getötet wurden. Wie es vorherzusehen war, ändert eine verbesserte Luftaufklärung nicht das rücksichtslose Verhalten der US-Kampfeinheiten. So kann dieser Krieg nicht gewonnen werden. Die Familien von 14 Bauarbeitern werden alles tun, um die westlichen Truppen zu bekämpfen. Die Trauer und Wut dieser Menschen, kann ich angesichts der verachtenden Kriegsführung der US-Truppen verstehen. Die Afghanen sind ein stolzes und kämpferisches Volk. Aus den Erfahrungen des Sowjetischen Afghanistankrieges hätten Erfahrungen gewonnen werden können.
Ich möchte Sie bitten sich die Zeit zu nehmen und folgenden Clip (aus dem Irak) anzusehen:
http://www.liveleak.com/view?i=8f93275ed9
Es zeigt klar, dass US-Truppen nicht den geringsten Respekt vor anderen Kulturen haben. Dies war schon einer der Gründe weshalb Sie den Vietnam-Krieg verloren haben. Sie bombardieren und senden anschließen jemanden mit dem Scheckbuch aus.
Denken Sie wirklich, dass die US Streitkräfte keine andere Möglichkeit haben die Aufklärungsinformationen anderweitig zu erlangen???
Die Amerikaner haben viel bessere Technik der Aufklärung. Es geht einzig und alleine darum uns in diesen Krieg mit hinein zu ziehen.
Helfen Sie Afghanistan und sichern Sie die Helfer mit der BW ab. Aber nicht mit Tornados! Diese sind denkbar ungeeignet dafür. Die Kosten des Tornado-Einsatzes sind besser in die Entwicklung des Landes investiert. Sie sollten sich daran erinnern, dass G.Schröder gerade deshalb mal eine Wahl gewonnen hat, weil er sich weigerte in den Irak einzufallen. Die Mehrheit der Deutschen wünscht sich KEINE TORNADOS IN AFGHANISTAN.
MfG U.Manns
Sehr geehrter Herr Manns,
vielen Dank für Ihre Anfrage.
Der Tod der Bauarbeiter im Nordosten Afghanistans ist ohne Zweifel erschreckend und für die betroffenen Familien sehr schmerzlich. Ich würde mir, wie wohl jeder Mensch, wünschen, dass militärische Einsätze grundsätzlich ohne Tote und Verletzte in der Zivilbevölkerung auskämen, mehr noch, ich würde mir sogar wünschen, dass wir solche Konfliktbewältigung grundsätzlich ohne militärische Einsätze schaffen würden, aber meine Wünsche sind leider noch weit von den Realitäten auf unserem Globus entfernt.
Nach allem, was mir bekannt bisher bekannt ist, waren keine Tornados an der Luftaufklärung vor diesem Vorfall beteiligt. Nach dem, was ich weiß, war sogar gerade das Problem, dass es keine vorherige Luftaufklärung gegeben hat oder können Sie sich ernsthaft vorstellen, dass die US-Armee wissentlich eine Straßenbaustelle bombardiert, die von den Amerikanern in Auftrag gegeben worden ist?
Warum ich den Verlängerungen der Afghanistan-Mandate, also auch dem Tornado-Einsatz zugestimmt habe, habe ich Ihnen bereits ausführlich dargelegt. Ihre Einschätzung über die Motive der US-Armee oder auch der US-Regierung teile ich nicht. Eine Vergleichbarkeit der militärischen Einsätze im Irak und in Afghanistan ist aus meiner Sicht keinesfalls gegeben, deshalb habe ich auch keinerlei Problem damit, mich jederzeit mit gutem Gewissen und stolz daran zu erinnern, dass Bundeskanzler Gerhard Schröder den Einsatz deutscher Truppen im Irak abgelehnt hat - mit vielen guten Gründen. Es war derselbe Bundeskanzler und die gleichen Parteien und Abgeordneten, die den Einsätzen der Bundeswehr in Afghanistan zugestimmt haben - mit vielen ebenso guten Gründen.
Was in sechs Jahren Einsatz in Afghanistan bereits erreicht worden ist und wo die Schwerpunkte in den nächsten Jahren liegen, können Sie an diesen beiden Stellen gerne nachlesen: http://www.bundesregierung.de/Webs/Breg/DE/Afghanistan/afghanistan.html http://www.spdfraktion.de/cnt/rs/rs_datei/0,,8816,00.pdf
Übrigens verfügen wir seit kurzem über erste Umfragen zur Präsenz ausländischer Truppen in Afghanistan. Bei aller Kritik sehen deutlich über 70% der Bevölkerung die Präsenz als Verbesserung der Chancen auf Sicherheit und Entwicklung an. Die Umfrage wurde durch kanadische Zeitungen in Auftrag gegeben, die zuvor kritisch über die kanadische Beteiligung berichtet hatten.
Mit freundlichen Grüßen
Ulrich Kelber