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Frage von Dr. Stefan B. •

Frage an Ulrich Kelber von Dr. Stefan B. bezüglich Umwelt

Sehr geehrter Herr Kelber,

insbesondere aufgrund des dramatischen Klimawandels wird von vielen Experten die Energiegewinnung aus nachwachsenden Rohstoffen propagiert. Wie wir wissen, werden aus diesem Grund bereits CO 2 - reduzierende Urwälder gerodet, um durch Umforstung Biodiesel herzustellen. Ferner werden Nahrungsmittel z.B. Getreide zur Energiegewinnung angebaut und somit der Ernährung entzogen. Wie können wir guten Gewissens die armen Länder auffordern, den Klimaschutz ernst zu nehmen? Wann sagen uns die Verantwortlichen die Wahrheit, dass nur durch Konsum- und Wohlstandsverzicht eine Änderung erreichbar ist?

Besten Dank und viele Grüsse aus Holzlar
Dr. Stefan Buchen

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Antwort von
SPD

Sehr geehrter Herr Buchen,

herzlichen Dank für Ihre Email zum Thema negative Auswirkungen der Energiegewinnung durch nachwachsende Rohstoffe.

Die Auswirkungen, die Sie beschreiben, sind tatsächlich eine mögliche dunkle Kehrseite einer grundsätzlich richtigen Marschrichtung in Sachen Klimaschutz, die aber durch die richtige politische Steuerung vermieden werden kann.

Meines Erachtens gibt es keine ökonomisch, ökologisch und moralisch vertretbare Alternative zum massiven Ausbau erneuerbarer Energien. Sicherheitsaspekte spielen eine nicht minder wichtige Rolle. Man denke nur an die jüngsten Störfälle in den Atomkraftwerken Krümmel und Brunsbüttel und in Japan.

Dennoch: Ihr Hinweis auf die Problematik von guten Ansätzen und deren Missbrauch nehmen wir sehr ernst und sind auch schon seit einigen Monaten intensiv in der Vorbereitung entsprechender gesetzlicher Regelungen: Der Rohdung der Urwälder oder auch der Umwandlung ökologisch wichtigen Gründlands zur Biodiesel-Gewinnung wollen wir mit einer Pflicht für eine Nachhaltigkeitszertifzierung begegnen. Ohne dieses Zertifikat kann nicht auf eine Förderung zurückgegriffen werden.

Einen Getreideanbau, der nur noch der Gewinnung von Energieträgern dient und dringend benötigte Nahrungsmittel dadurch nicht mehr hergestellt werden, wird nicht stattfinden, da die Transportkosten dafür zu hoch sind. Im Gegenteil, in vielen Entwicklungsländern führt die derzeitige Entwicklung sogar zu einer Stärkung der einheimischen Landwirtschaft, die lange unter den subventionierten Exporten aus Europa, Nordamerika und Australien gelitten hat. Im Endeffekt steigt dadurch die Lebensmittelproduktion dort an.

Übrigens teile ich Ihre Meinung nicht, dass nur durch Konsum- und Wohlstandsverzicht ökologische Politik effektiv wird. Sicherlich müssen wir auch im Lebensstil umdenken. Fünf oder sechs kurze Urlaubstrips per Flugzeug sind nicht nachhaltig. Wichtiger ist aber, gerade auch im globalen Maßstab mit drei Milliarden Menschen in Ländern, die derzeit Industrialisierung nachholen, eine Technologierevolution in Richtung auf Ressourceneffizienz und erneuerbare Ressourcen.

Durch eine ökologisch Industriepolitik, wie sie unter rot-grün angestoßen wurde, kann wirtschaftliche Effektivität mit ökologischer Notwendigkeit in Einklang gebracht werden. Wir haben bspw. durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz Anreize gesetzt, die der Wind-, Wasser-, und Solartechnik im Energiebereich zum Durchbruch verholfen haben. Mit rentablen Unternehmen und mittlerweile 250.000 Jobs. Durch Gebäudesanierungsprogramme wird nicht nur Energie gespart, sondern auch Technologien entwickelt. Unser Ansatz eines europäischen Top-Runner-Programms macht die energieeffizientesten Geräte zur Messlatte für alle neuen Produkte einer Sparte, die in einem bestimmten Zieljahr erreicht werden muss.
Ich glaube, dass dieser Innovationswettlauf die Leitidee für unsere Politik
bleiben muss.

Mit freundlichen Grüßen,

Ulrich Kelber