Frage an Ulrich Kelber von Johannes M. bezüglich Kultur
Die Förderung und Gewichtung unterschiedlicher kultureller Aktivitäten wird in Bonn schon seit vielen Jahren sehr kontrovers diskutiert. Die bereits durchgeführte bzw. geplante Schließung einiger Stadtteil-Schwimmbäder oder Schulen zugunsten größerer, dafür weniger regionaler Angebote wird u.a. mit fehlenden Mitteln im Haushalt begründet, während gleichzeitig enorme Summen in aufwendige Renovierungen von Beethovenhalle und Bonner Oper investiert werden. Opern- und Konzertkarten werden mit hohen Beträgen bezuschusst, was in erster Linie Besserverdienenden und Gästen zugute kommt.
Welche Meinung haben Sie als Bonner zu den Prioritäten bei der Finanzierung zur Unterstützung von Freizeitangeboten für weniger gut betuchte Bürgerinnen und Bürger?
Sehr geehrter Herr M.,
vielen Dank für Ihre Anfrage zu den Kulturausgaben in Bonn. Mir ist bei der Finanzierung von Freizeit- und Kulturangeboten vor allem wichtig, dass sie nicht gegeneinander ausgespielt werden. Fußballspielen ist nicht besser oder schlechter als Oper/Schauspiel sondern genauso wichtig. Bei der Gewichtung, welche Vorhaben gefördert werden, würde ich diejenigen priorisieren, die die größte Breitenwirkung haben, wichtig für die Entwicklung unserer Kinder und Jugendlichen sind und wo mit den eingesetzten Finanzmitteln der größte Effekt erzielt wird. Das sind für Kindergärten und Schulen, Spiel- und Bolzplätze, Fußballplätze, Schwimmbäder, Stadtteil-Bibliotheken, Volks- und Musikschulen, Museen. Die SPD hat sich deshalb in dieser Legislaturperiode für die größte finanzielle Entlastung der Kommunen eingesetzt. 60 Milliarden Euro hat der Bund in den letzten vier Jahren in sozialen Wohnungsbau, schnelles Internet, Kitas und Integration investiert. Außerdem haben wir 7 Milliarden Euro für einen Fonds bereitgestellt, aus dem ärmere Kommunen Geld für Schulen und kommunale Infrastruktur beantragen können. Und gerade weil ich die Bereitstellung solcher kommunaler Infrastruktur für wichtig halte, habe ich mich gegen die Schließung des Kurfürstenbades ausgesprochen. Ich habe mich auch an den OB und die Fraktionen im Rat gewandt und darum gebeten, dass die zum Teil unredlichen Unterstellungen und das Ausspielen der Stadtbezirke gegeneinander unterbleiben sollten.
Was die Sanierung der Beethovenhalle angeht, so war die schlicht überfällig und musste jetzt rasch angegangen werden, weil sie im Beethovenjubiläumsjahr 2020 wieder voll nutzungsfähig sein muss. Für das Jubiläumsjahr stellt der Bund 27 Millionen Euro zur Verfügung, um daraus ein weltweit beachtetes nationales Ereignis zu machen.
Es ist richtig, dass Opern- und Konzertkarten sehr hoch subventioniert werden, aber in allen Häusern gibt es auch sehr preisgünstige Karten oder Angebote für finanziell schwache Menschen, um auch diese an dem kulturellen Angebot teilhaben zu lassen. Auch dies ist wichtig, weil sonst genau dieses gegeneinander ausspielen entsteht.
Ich hoffe, dass ich Ihre Frage damit beantworten konnte.
Mit freundlichem Gruß
Ulrich Kelber