Frage an Ulrich Kelber von Peter K. bezüglich Verkehr
Sehr geehrter Herr Kelber,
im Moment wird der Ausbau der Rheintalstrecke in Baden-Württemberg geplant. Ich würde gerne wissen, welche Auswirkungen dieser Ausbau und evtl. Verpflichtungen Deutschlands zur Transportkapazität auf die Situation in NRW, speziell Bonn, hat.
Müssen wir mit noch mehr lärmendem Güterverkehr rechnen?
Wird der Personenverkehr auf der Rheinschiene leiden?
Ist gar ein Ausbau auch der Strecken im Raum Bonn geplant? Wird überlegt, dafür Wohnhäuser abzureißen, da ein Ausbau neben den existierenden Geleisen vom Platz her nicht möglich ist?
Vielen Dank für Ihre Antwort im Voraus
mit freundlichen Grüßen
Peter Kanzow
Sehr geehrter Herr Kanzow,
vielen Dank für Ihre Anfrage zum Schienenverkehr.
Die beiden durch Bonn führenden Schienentrassen sind überlastet und dabei wird es auch bleiben, da die Bedarfsplanüberprüfung des Bundesverkehrsministers Ramsauer ergeben hat, dass die ursprünglich geplante Entlastungsstrecke Hagen-Gießen nicht ausgebaut werden wird.
Ein Ausbau der Strecken bzw. der Bau weiterer Gleise ist nicht geplant, weil spätestens im Mittelrheintal kein Platz mehr für weitere Gleise ist, so dass man den Flaschenhals nur von Köln nach Bonn verschieben würde.
Lediglich für den geplanten Haltepunkt im Bundesviertel soll ein Ausweichgleis gebaut werden, damit die haltenden Züge nicht den laufenden Verkehr stoppen.
Problematisch ist für uns in Bonn und im Rheintal der Beschluss des Europäischen Parlament aus dem letzten Sommer für ein vorrangig für den Güterverkehr bestimmtes und nach Korridoren gegliedertes europäisches Schienennetz. Deutschland muss danach innerhalb von drei bis fünf Jahren drei Güterverkehrskorridore einrichten. Einer der Korridore ist die Strecke "Rotterdam-Mailand", die mitten durch Bonn führt. Entlang diesen Korridoren soll eine zentrale Korridorstelle (One-Stop-Shop) Trassenabschnitte für den grenzüberschreitenden Güterverkehr bereithalten. Die Trassen müssen bis 60 Tage vor dem Gütertransport freigehalten werden. Dies könnte sich tatsächlich dramatisch auf den Personenschienenverkehrs auswirken, weshalb wir Sozialdemokraten uns vehement gegen diesen Beschluss gewehrt haben. Wir werden auch weiter versuchen, die Kontrolle über die Strecke in nationaler Hand zu bewahren, um eine Verschlechterung für den Personenschienenverkehr zu verhindern.
Der Schienengütervekehr wird in den nächsten Jahren weiter zunehmen (prognostiert werden 56 % mehr bis 2025) und natürlich wird sich das auch in Bonn bemerkbar machen. Das ist ja einer der Gründe, warum ich mich so vehement für jede Möglichkeit zur Lärmreduzierung an den Trassen und an den Zügen einsetze. Außerdem brauchen wir in Bonn mehr schrankenunabhängige Querungsmöglichkeiten, weil mit der Zunahme des Verkehrs auch klar ist, dass sich die Schranken kaum noch öffnen können. Das ist gerade im Bereich der Südstadt äußerst schwierig, aber aus meiner Sicht notwendig.
Mit freundlichem Gruß
Ulrich Kelber