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Frage von Frank L. •

Frage an Ulrich Kelber von Frank L. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

Sehr geehrter Herr Kelber,

seien Sie bitte ein aufrichtiger Politiker und verhindern Sie, daß Herr Sarrazin aus Ihrer Partei ausgeschlossen wird. Er gibt doch nur offen und ehrlich eine Situation und einen Trend wieder, der uns schon seit langer Zeit große Sorgen und Befürchtungen macht.
Vor was hat Ihre Partei Angst und für wen Sie Politik machen?

Mit freundlichen Grüssen

Frank Lindner

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Antwort von
SPD

Sehr geehrter Herr Lindner,

vielen Dank für Ihre Anfrage.

Gerade weil ich ein aufrichtiger Politiker bin, unterstütze ich das Parteiausschlussverfahren gegen Thilo Sarrazin. Es geht dabei nicht um die Themen, die er in seinem neuen Buch anspricht und auch nicht um die Schlussfolgerungen, die er für notwendig hält, sondern darum, dass er in den letzten Tagen die "Demarkationslinie" zum Rassismus deutlich überschritten hat. Insbesondere seine Aussagen über die genetische Veranlagung zu Intelligenz und Judentum sind nicht Teil sozialdemokratischen Verständnisses. Solches Gedankengut hat seit fast 150 Jahren in unserer Partei nichts zu suchen und dabei soll es bleiben.

Die Themen Zuwanderung, Migration, Integration und die Fehler, die dabei in den letzten 50 Jahren gemacht worden sind und immer noch gemacht werden, sind wichtig und gehören immer wieder diskutiert, von mir aus auch mit provokativen Thesen. Dass dies auch innerhalb der SPD geschieht, zeigen die vielen öffentlichen Diskussionsveranstaltungen z.B. mit dem Neuköllner Bezirksbürgermeister Heinz Buschkowsky, der in diesen Fragen ähnlich harte Positionen vertritt, ohne dabei zum Rassisten zu werden.

Ob es für die notwendigen Diskussionen wirklich hilfreich ist, mit selbsterdachten Zahlen zu arbeiten, wenn man keine passenden findet (hat Sarrazin in Interviews selbst zugegeben) oder nur solche Statistiken auszuwerten, die einem die eigene Meinung bestätigen, ist m.E. mehr als fraglich, seriös kann ich das jedenfalls nicht finden. Bei mir hat sich in den letzten Tagen jedenfalls der Verdacht erhärtet, dass es Thilo Sarrazin weniger um die Sache geht, als um die Verkaufsquote seines Buches, auch dies hat er ja inzwischen zugegeben. Was ich davon halte, muss ich sicher nicht weiter ausführen.

Mit freundlichem Gruß

Ulrich Kelber