Frage an Ulla Schmidt von Johanna H. bezüglich Gesundheit
Sehr geehrte Frau Schmidt,
Ich habe soeben von den Ergebnissen der ersten nationalen Krebskonferenz - der Ausweitung von Screenings zur Früherkennung verschiedener Malignome - gelesen. Als Medizinstudentin bin ich selbstverständlich an der bestmöglichen medizinischen Versorgung der Bevölkerung interessiert. Die geförderten Screeningverfahren, insbesondere Mammographie und PSA-Screenings sind jedoch zum Teil risikoreich, zudem ist der präventive Nutzen nicht zweifelsfrei wissenschaftlich belegt. Des weiteren erscheint die Darstellung der Screeningverfahren in der Presse häufig unkritisch, der Laie kann sich nur schwer ein klares Bild über Vor- und NAchteile der Screenings machen. Im Interesse einer Evidence based medicine und eines effizienten Einsatzes von Geldern im Gesundheitswesen überrascht die aktuelle Kampagne mich daher sehr.
Auch heute noch sterben in Deutschland mehr Menschen an kardiovaskulären Erkrankungen als an Krebs. Ich halte es daher für wünschenswert, verstärkt in die Prävention und Reduktion der hierfür relevanten Risikofaktoren - bspw. Adipositas, Bewegungsmangel, Rauchen zu investieren.
Ich bitte um Stellungnahme.
Mit freundlichen Grüßen
Sehr geehrte Frau Heselhaus,
Krebs ist nach Herz-Kreiskauferkrankungen immer noch die zweithäufigste Todesursache in Deutschland. Über 400.000 Menschen erkranken jedes Jahr in Deutschland an verschiedenen Tumoren, 200.000 sterben. Dank großer Fortschritte bei der Früherkennung, Diagnostik und Therapie haben sich die Überlebenschancen und die Lebensqualität krebskranker Menschen in Deutschland in den letzten Jahrzehnten verbessert.
Einen nationalen Krebsplan habe ich im vergangenen Jahr einen Nationalen Krebsplan initiiert, um gemeinsam mit engagierten Partnern der Länder, der Krankenkassen, Leistungserbringern, Wissenschaft und Patientenverbänden die Krebsführerkennung, die Qualität der onkologischen Versorgung und die Patientenorientierung zu stärken. Bei der Weiterentwicklung der Krebsfrüherkennung geht es darum, die Menschen besser zu informieren und die Teilnahme an den Krebsfrüherkennungsmaßnahmen zu verbessern. Außerdem muss die ärztliche Fortbildung in der Krebsfrüherkennung verbessert werden.
Das von Ihnen angesprochene Mammographie-Screening ist zurzeit die einzige bevölkerungsbezogene Früherkennungsuntersuchung, die den Nachweis erbracht hat, dass sie die Sterblichkeit an Brustkrebs bei Frauen reduzieren kann, wenn sie konsequent und qualitätsgesichert angeboten wird. Das Mammographie-Screening-Programm in Deutschland genügt höchsten Qualitätsanforderungen. Damit verfügt Deutschland über eines der größten und modernsten Brustkrebsfrüherkennungsprogramme weltweit. Nach diesem Vorbild werden wir auch die bestehenden Früherkennungsprogramme für Gebärmutterhalskrebs und Darmkrebs organisatorisch weiterentwickeln.
Die Weiterentwicklung der Krebsfrüherkennung und der Ausbau der Prävention im Bereich der Herz-Kreislauf-Erkrankungen schließen sich für mich im Übrigen nicht aus. Im Gegenteil:
Beispielsweise gibt es bei den sogenannten "Check-up 35", eine Vorsorgeuntersuchung für Frauen und Männer ab 35 zur Erkennung von bestimmten Krankheiten oder entsprechenden Risikofaktoren. Auf diese Untersuchung haben die gesetzlich Versicherten einen Anspruch nach dem Sozialgesetzbuch. Darüber hinaus haben gesetzliche Krankenkassen die Möglichkeit, Bonusprogramme für ihre Versicherten anzubieten, die diesen finanzielle Anreize zu gesundheitsbewusstem Verhalten schaffen.
Das Bundesgesundheitsministerium hat außerdem die Kampagne "Bewegung und Gesundheit – Jeden Tag 3000 Schritte extra" gestartet. Ziel der bundesweiten Kampagne ist es, gesunde Lebensstile zu fördern und zu zeigen, wie einfach es ist, sich mehr zu bewegen. Informationen finden Sie unter "www.die-praevention.de". Nicht zuletzt hat das Bundesgesundheitsministerium gemeinsam mit dem Bundesernährungsministerium den Nationalen Aktionsplan INFORM, eine Initiative für gesunde Ernährung und mehr Bewegung, ins Leben gerufen. Auch hier ist Ziel die Prävention von Fehlernährung, Bewegungsmangel, Übergewicht und damit zusammenhängender Krankheiten. Die Initiative ist bis zum Jahr 2020 angelegt.
Darüber hinaus würde ich Sie bitten, sich bei Fragen, die Sie an mich in meiner Funktion als Bundesministerin für Gesundheit richten, direkt an das Bundesministerium für Gesundheit zu wenden.
Wenn Sie uns schreiben wollen: info@bmg.bund.de
Oder rufen Sie an. Auf der Website des Bundesgesundheitsministeriums finden Sie die nach verschiedenen Themen sortierten Telefonnummern des Bürgertelefons.
Auch wenn jedes Schreiben an mich auf Abgeordnetenwatch von mir, einer Mitarbeiterin oder einem Mitarbeiter gelesen wird, kann ich wegen der sehr großen Zahl an Briefen und E-Mails, die ich jeden Tag erhalte, nicht alle persönlich beantworten. Dafür bitte ich Sie um Verständnis.
Mit freundlichen Grüßen
Ulla Schmidt