Frage an Ülker Radziwill von Peter W. bezüglich Bildung und Erziehung
Lieber Frau Radziwill,
mit welchen Mitteln und in welchem Zeitraum wollen Sie bzw. Ihre Partei den Sanierungsstau bei den Berliner Schulen angehen? Und welche Maßnahmen wollen Sie bzw. Ihre Partei gegen den hohen Unterrichtsausfall ergreifen.
Vielen Dank für Ihre Antwort.
Beste Grüße
P. W.
Sehr geehrter W.,
Sie sprechen ein Problem an, dass gelöst werden muss.
Vorweg: es gibt hier gar nichts zu leugnen. Wir haben in vielen Schulen (ich möchte nicht meinen Hand dafür ins Feuer legen, dass man nicht sagen darf: den meisten Schulen) bauliche Mängel unterschiedlichen Grades, bis hin zu Sanierungsstaus. Sie wissen sicherlich, dass vor nicht allzu langer Zeit Berlin – drücken wir es in deutlichen Worten aus – pleite war. Es ist erst jetzt in den letzten Jahren gelungen, eine Wende herbeizuführen. Mittlerweile haben wir in der Stadt Steuereinnahmen, die ein Anpacken ermöglichen.
Der Sanierungsstau an den Schulen wird wie folgt angegangen:
In den kommenden zehn Jahren werden wir 5,5 Milliarden Euro in die Berliner Schulgebäude investieren. Damit wird der Sanierungsstau abgebaut, der laufende Unterhalt der Schulgebäude gesichert und der notwendige Neu- und Ausbau von Schulen finanziert.
Mittel für die baulichen Unterhalt werden mehr als verdoppelt: Wir erhöhen die Mittel für den baulichen Unterhalt von 0,5% auf 1,32 % des Wiederbeschaffungswerts. Damit stehen in den kommenden zehn Jahren rund 1,5 Milliarden Euro zur Verfügung.
Sanierungsrückstand aufholen:
In dieser Wahlperiode haben wir bereits über 470 Millionen Euro in die Sanierung von Schulen und Sportstätten investiert.
Auch das Problem des Unterrichtsausfalles wird angegangen, durch eine massive Neueinstellung neuer Lehrerinnen und Lehrer. Hier einige Zahlen:
Über 5000 neue Lehrkräfte wurden seit 2012 eingestellt. In Berlin erhalten junge Lehrkräfte bereits eine Vergütung nach der höchsten Erfahrungsstufe, die sonst erst nach 10 Jahren Berufserfahrung gewährt wird.
In der Pressemitteilung vom 01.09.2016 begrüßt die Senatorin für Bildung, Jugend und Wissenschaft, Sandra Scheeres (SPD), zum kommenden Schuljahr rund 1.900 neue Lehrkräfte, rund 450 Erzieherinnen und Erzieher sowie 47 Betreuerinnen und Betreuer an den Berliner Schulen. Mit diesen Einstellungen konnte der erwartete Bedarf zum Schuljahresanfang gedeckt werden.
Wir haben gleichzeitig das Phänomen, dass Berlin zu einer stark anwachsenden Stadt geworden ist. Auch die Kinderzahlen steigen an. Auch das wird bei der Zahl neu zu schaffender Lehrerstellen berücksichtigt.
Rund 428.550 Schülerinnen und Schüler lernen im Schuljahr 2016/17 an den allgemein bildenden sowie beruflichen Schulen. Berlin erlebt damit erneut einen Anstieg um rund 6.200 Schülerinnen und Schüler. Der Anstieg der Schülerzahlen ist so mit den rund 1.900 neuen Lehrerinnen und Lehrern zum Schulstart verbunden.
Sollten Sie in Ihrem Bekanntenkreis jemanden kennen, der eine Lehrerausbildung hat, so würde es mich freuen, wenn sie zu einer Bewerbung ermuntern könnten. Übrigens: in gewissem Umfang werden für Fächer, bei denen ein besonderer Bedarf nach Lehrkräften besteht, auch Seiteneinsteiger eingestellt, die über einen entsprechenden Studiumabschluss verfügen müssen, nicht aber über ein Examen. So können zum Beispiel Elektroingenieure Kinder in Mathematik oder Physik unterrichten. In den ersten Beschäftigungsjahren werden sie weiter qualifiziert, so dass sie die gleichen Fähigkeiten und Kenntnis haben werden, wie diejenigen, die von Anfang an sich für ein Lehramtsstudium entschieden hatten. An Berufsschulen besteht für die Ausbildung in Handwerklichen Berufen auch die, Möglichkeit, dass sich qualifizierte Meister auf dem Wege des Seiteneinstiegs als Fachlehrer eingestellt werden können.
Mit freundlichem Gruss
Ihre Ülker Radziwill