Frage an Torsten Wrage von Andre K. bezüglich Arbeit und Beschäftigung
Sehr geehrter Herr Wrage,
wenn Sie einmal wirklich ehrlich sind und nicht als Parteimitglied überlegen, müssen Sie mir doch zustimmen, dass keine Politik (abgesehen von einer Diktatur) Arbeitsplätze schaffen kann. Dies können nur die Unternehmer selbst. Sogenannte Rahmenbedingungen, die zu mehr Arbeitsplätzen führen sollen, gibt es nicht wirklich, weil sie nicht finanzierbar sind oder nur Arbeitnehmerrechte untergraben und in ihrer Wirkung sehr zweifelhaft sind (Im Osten ist die Lohnstruktur teilweise schon bei 4 -5 Euro und trotzdem stellt keiner diese Leute ein). Das Grundproblem, meiner Meinung nach, ist die Verabschiedung der Unternehmen aus ihrer gesellschaftspolitischen Verantwortung. Für einen Unternehmer heute zählt nur der Profit (Großunternehmer, DAX notierte Unternehmen fahren zur Zeit Gewinne ein wie noch nie, indem sie Arbeitsplätze vernichten), und der Mittelstand und die Kleinunternehmer könne keine neuen Arbeitsplätze schafffen, weil ihnen die AUfträge fehlen, eine direkte Folge der schwachen Binnennachfrage, dies wiederum ein Folge der seit ca 6 Jahren sinkenden Reallöhne. Seit bestimmt 10 -15 Jahren wird den Arbeitgebern erzählt, wenn ihr nur lange genung auf Lohnerhöhung verzichtet, werden neue Arbeitsplätze geschaffen: Die Folge ca. 2 Millionen Arbeitslose mehr. Wie wollen Sie es schafffen, die Großunternehmen dazu zu bringen mehr Leute einzustellen und die Binnennachfrage wieder steigern?
Mit freundlichen Grüßen
Andre Keßler
Sehr geehrter Herr Keßler,
leider muß ich Ihnen mitteilen, daß ich nicht wie ein Parteimitglied überlegen kann, da ich als parteiloser Direktkandidat antrete. Ich kann Ihnen aber sagen, daß ich vollstens Ihrer Meinung bin. Wir haben in West - Deutschland seit 10 Jahren eigentlich sinkende Arbeitslöhne, da im Schnitt die Inflation höher ausfiel als die Lohnabschlüsse. In Ost - Deutschland wurden selbst diese Löhne gar nicht erst erreicht. Die Groß - Unternehmen und die Politiker erklären uns immer wieder, wenn es uns ersteinmal schlechter, den Groß - Unternehmen besser geht, geht es uns allen hinterher besser. Der Erfolg ist, daß die Kaufkraft der Deutschen gemindert wurde und dieses Geld der Kaufkraft in die Taschen der Groß - Unternehmer floß. Und nun? Nun fordere ich die Groß - Unternehmen auf, sich an unser Grundgesetz zu halten und sich an den Sozialkosten endlich mit zu beteiligen. Jedes Unternehmen erhält pro Arbeitnehmer einen Freibetrag. Dieser wird von dem Gewinn vor Steuer abgezogen. Auf den Rest Gewinn wird, genau wie bei den Arbeitnehmern, ein Rentensatz, ein Arbeitslosengeldsatz, ein Krankenkassensatz und der Solidaritätszuschlag erhoben. Also je mehr Menschen eingestellt werden, desto höher der Freibetrag. Zusätzlich hätte das auch zur Folge, daß die einzelnen Sozialbeitragssätze gesenkt werden könnten, was wieder mehr Kaufkraft hervorbringt.