Torsten Leveringhaus
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Frage von Thorsten M. •

Frage an Torsten Leveringhaus von Thorsten M. bezüglich Verkehr

Das mehr Nutzung des Öffentlicher Nahverkehrs wünschenswert ist, muss ihnen wahrscheinlich niemand erzählen. Dennoch lohnt es sich für viele Leute schon aus Finanziellen Gründen nicht, mit dem Auto zur Arbeit zu fahren, da die Ticketpreise so hoch sind, dass Öffis teurer wären. Gerade mit vermehrtem Homeoffice verschärft sich die Situation, da Zeitkarten darauf ausgelegt sind, dass man jeden Tag fährt. Bleibt man auch nur einen Tag die Woche zuhause, lohnt sich die Zeitkarte schon nicht mehr.

Wie setzen Sie sich dafür ein, dass der Öffentliche Nahverkehr mehr genutzt wird und für eine breitere Bevölkerungsschicht attraktiv wird?

Torsten Leveringhaus
Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr Müller,

vielen Dank für die Nachfrage zum Thema öffentlicher Nahverkehr.Bei der Entscheidung, wie man einen Weg zurückliegt spielen viele Faktoren eine Rolle. Wie lange brauche ich mit welchem Transportmittel, bis wohin komme ich, wie lange dauert die Fahrt und so weiter. Der von Ihnen angesprochene finanzielle Aspekt wird leider, so haben es erst kürzlich Studien gezeigt, oft falsch eingeschätzt. Die Kosten für ein Auto werden regelmäßig zwischen 35 und 50 % unterschätzt - https://www.leibniz-gemeinschaft.de/ueber-uns/neues/forschungsnachrichten/forschungsnachrichten-single/newsdetails/autobesitzer-unterschaetzen-kosten.html. Sieht man beim ÖPNV durch den Ticketkauf sofort alle Kosten, ist dies beim KFZ nicht der Fall. So relativiert sich der Preis des ÖPNV für viele Menschen doch - zugebenermaßen aber nicht für alle und es gibt wie angesprochen ja auch noch andere Faktoren. Mit dem 365 Euro Ticket  sind wir in Hessen aber einen Weg gegangen, der den ÖPNV preislich noch attraktiver machen soll. Angefangen bei den Schüler*innen über die Landesbediensteten und die Senior*innen soll dieses Ticket für immer mehr Bevölkerungsgruppen ermöglicht werden. Dies kann allerdings nicht auf einen Schlag passieren - die Erfahrungen in Hessen und ähnliche Bestrebungen in anderen Bundesländern zeigen aber, dass dies der richtige Weg ist.
Aber auch die Zeit für die Strecke ist natürlich entscheidend, und hier haben wir in vielen Bereichen eine Versorgung, welche die Nutzung des ÖPNV schwer bis unmöglich macht. Während man in städtischen Gebieten schon heute gut auf das Auto verzichten kann - auch unter Zuhilfenahme von Carsharing - ist es im ländlichen Raum wesentlich schwieriger. Hier kann uns die Digitalisierung helfen, wie zum Beispiel im Projekt  "Garantiert mobil!" im Odenwald. Menschen können sich so austauschen und Mitfahrgelegenheiten anbieten und finden. Das ist kein klassischer ÖPNV, aber ein Weg weg vom individualisierten Verkehr in dem eine Person im Auto eine Strecke zurücklegt. Neben der Akzeptanz von ÖPNV in der Bevölkerung, die hoffentlich nach Corona schnell wieder zunimmt, ist es aber auch wichtig, bei den Entscheidern ein neues Bewusstsein zu schaffen. Denn der ÖPNV ist zwar ein Zuschussgeschäft, aber kostet die Kommunen wesentlich weniger als der KFZ Verkehr, der ja indirekt auch durch Straßenbau oder Parkplätze gefördert wird. Es sollte also im Interesse der (Kommunal)Politik sein, in Zukunft noch stärker auf den ÖPNV zu setzen.

Schöne Grüße, Torsten Leveringhaus
 
 

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