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Torsten Koplin
DIE LINKE
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Frage von W. R. •

Frage an Torsten Koplin von W. R. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

Sehr geehrter Herr Koplin,
die Ursachen für die Vertreibung können nicht im Zusammenhang mit dem II.Weltkrieg gesehen werden. Seit wann rechtfertrigt ein Verbrechen ein neues Verbrechen?
Wenn wir aufrichtig sind müßen wir aller Opfer der roten wie der braunen Diktatur gedenken, denn einseitiges Gedenken macht die Betroffenen einsam!

In den Vorständen des VVN-BdA dominieren Kommunisten orthodox-kommunistischer Ausrichtung, überwiegend aktive und ehemalige Mitglieder der DKP sowie ehemalige SED-Mitglieder, die heute zumeist der LINKE.PDS angehören.

Herr Koplin ist es daher ein Zufall oder eine beabsichtigete Provokation von Ihnen, da Sie und Prof. Heiner Fink beide bei der Stasi arbeiteten und zusammen am 14.03.2005 in Neubrandenburg eine Veranstaltung des VVN unter der Thematik "60 jahre nach dem Ende Nazideutschlands - wiederholt sich Geschichte?" veranstalteten?

Sie stemmen sich in meiner Erkenntnis genen jede Form des nationalen Patriotismus, da sie nur der Opfer einer Diktatur gedenken, aber die opfer des stalinismus ausgrenzen.

Es ist doch egal ob in Füneichen jemand vor 1945 oder nach 1945 unschuldig inhaftiert war!
Sie und ihre partei können mich aber zum Volkstrauertag auf dem deutschen Soldatenfriedhof in NB vom Gegenteil überzeugen, wenn sie in der Lage sind auch dieser Opfer zu gedenken, die unschuldig und im guten Glauben das Beste für Deutschland zu tun starben.

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Antwort von
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Sehr geehrter Herr Reinert,
kein Geschehnis steht zusammenhanglos in der Geschichte der Menschheit. Insofern möchte ich Ihnen widersprechen, wenn sie sagen, dass die Vertreibung nicht im Zusammenhang mit dem 2. Weltkrieg stehen würde. Der 2. Weltkrieg begann bekanntlich am 1.September 1939. Er hatte eine - auch von Vertreibung gekennzeichnete - Vorgeschichte und seine Auswirkungen mit all dem Leid sind immer noch sprürbar. Wir sind alle gehalten - und ich hoffe Herr Reinert, dass wir hierin einig sind - uns als lernfähig zu erweisen und dafür zu sorgen, dass von Deutschland immer nur Frieden ausgeht. In diesem Sinne ist jede dem Frieden nützliche Aktivität zu begrüßen. Sei es eine der Kirchen, wie jüngst in Köln, oder eine des Bundes der Antifaschisten. Erinnern möchte ich an die mahnenden Worte Pastor Niemöllers, der bekannte, dass er keinen Widerstand leistete, als die Faschisten Kommunisten und Sozialdemokraten verschleppten, denn er wäre ja kein Kommunist oder Sozialdemokrat gewesen. Als man ihn jedoch inhaftierte, wäre keiner mehr da gewesen, der sonst noch hätte Widerstand leisten können.
Was die von Ihnen angesprochene Veranstaltung in Neubrandenburg zum Thema "60 jahre nach dem Ende Nazideutschlands - wiederholt sich Geschichte? (im Übrigen, eine gut besuchte und streitbar geführte) betrifft, so entspringt sie keinem Zufall. Dafür ist das Thema viel zu ernst. Und auf meinen Gast, meinen Freund Heiner Fink, lasse ich nichts kommen.
Ich gebe Ihnen, Herr Reinert recht, wenn sie darauf verweisen, dass einseitiges Gedenken unangemessen ist. Und ebenso gebe ich Ihnen unbedingt recht, wenn sie sagen, dass kein Verbrechen durch ein anderes Rechtfertigung findet. Mit großem Erkenntnisgewinn habe ich diesbezüglich vor einigen Monaten Uwe Johnsons Buch "Jahrestage" gelesen, das ja unter anderem auf das grauenhafte Fünfeichen in Neubrandenburg eingeht.
In Bezugnahme auf Ihren Hinweis zu den bevorstehenden Gedenktagen möchte ich Ihnen folgendes sagen: Womöglich werden wir uns vor dem Volkstrauertag begegnen, denn in wenigen Tagen wird es eine Gedenkveranstaltung - wie jedes Jahr - aus Anlass des Tages der Erinnerung, Mahnung und Begegnung geben. Hier wird den Opfern von Faschismus und Krieg gedacht.

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