Frage an Torsten Eggelmann von Cornelia S. bezüglich Landwirtschaft und Ernährung
Lieber Torsten Eggelmann,
ich lese gerade bei „abgeordneten-watch“ die Eingabe von E. S. zur zunehmenden Industriealisierung der Landwirtschaft – insbesondere im Hinblick auf Massentierhaltung – und Ihre Antworten dazu.
Mir fällt dazu spontan das Thema Boden-Spekulation ein: ich lebe in der Mitte Niedersachsen und habe vor kurzem in unserer Kreiszeitung gelesen, dass Acker- und/oder Weideland immer reißenderen Absatz findet bei sogenannten Agrar-Investoren. Als Beispiele wurden genannt der Landkreis Vechta, wo der Hektar-Preis inzwischen bei 40.000 € liegen soll, sowie der Landkreis Diepholz, wo noch zu 28.000 € pro Hektar „zugeschlagen“ werden könne.
Wie soll ein Hof, auf dem noch bäuerliche Landwirtschaft betrieben wird, angesichts solcher Summen jemals in der Lage sein, Erweiterungsflächen für seinen Betrieb hinzuzukaufen – wenn man weiß, dass z.B. die Milchpreise kaum noch die Kosten ihrer Erzeugung decken oder es für einen Bauern wirtschaftlich sinnvoller ist, sein Getreide an sein Vieh zu verfüttern anstatt es unter Wert zu verkaufen.
Wie wollen/können Sie verhindern oder wenigstens eindämmen, dass immer mehr Agrar-Investoren die Ländereien aufkaufen für immer mehr Geflügel-, Schweine- und/oder Rinder-„Barone“, die die Tiere zu Tausenden unter unerträglichen Bedingungen der Ausbeutung anheim geben?
Und wie wollen/können Sie einen Bauern, der seinen Hof aufgeben muss, überzeugen der Verlockung zu widerstehen, sein Land an den meistbietenden Investor zu verkaufen und auf den – endlich mal schnellen – Gewinn zu verzichten zugunsten bäuerlicher Kollegen, die ebenfalls nur von der Hand in den Mund leben müssen?
Kurz und gut, wie wollen/können Sie erreichen, dass Niedersachsen ein Land der bäuerlichen Landwirtschaft bleibt, in dem die Erzeuger unserer aller Ernährung von ihrer Arbeit leben, weil sie für ihre Produkte qualitativ angemessen entlohnt werden?
Es grüßt Sie aus Martfeld
herzlichst Cornelia Schlichting-Nelson
Liebe Frau Schlichting- Nelsen,
Ein paar ganz berechtigt und einfach zu beantwortende Fragen auf den ersten Blick, dafür auf den 2. umso schwieriger!
Was allen Lösungsansätzen vorausgehen MUSS, ist die gemeinsame oder zumindest deutlich mehrheitliche Überzeugung, dass die von ihnen (und natürlich auch von mir) formulierten Ziele überhaupt erstrebenswert sind!
Diese Überzeugung herrscht derzeit in bundesdeutschen Parlamente NICHT mehrheitlich vor!
Also 1. Antwort auf all ihre Fragen:
Mehrheiten verändern, verantwortungsvolle Wählerinnen und Wähler davon überzeugen, dass es sich lohnt doch wählen zu gehen! Dass "die da oben" nicht immer "die da oben" bleiben müssen! Dass Politik im Sinne der Menschen nicht Utopie bleiben muss! Dass es wichtig ist, das Jahrzehntelang aufgebaute und verfestigte System des "immer mehr, immer schneller, immer billiger, immer reicher..." nach und nach zu verändern!
Wenn sie Fragen, wie ich das alles verändern will muss ich ihnen erst einmal erklären wie ich mir unser System vorstelle, damit sie es nicht für Politikergeschwafel halten wenn ich sage: " Durch den Weg der kleinen Schritte"!
Ich vergleiche unser Zusammenleben in einem Staat wie Deutschland, immer mal ganz gern´ mit einem Mobiles. Zusammengesetzt aus unterschiedlichen Materialien und ganz unterschiedlichen Farben, verbunden mit zarten Schnüren.
Wenn mir ein Material oder eine Farbe nicht gefällt, so kann ich nicht hingehen und das einfach wegnehmen. Das ganze Gebilde würde in sich zusammenbrechen.
Also seien sie nicht enttäuscht wenn ich NICHT sage: " Ich würde weniger Geld für Straßen und dafür mehr für die Subventionierung kleiner und mittelständischer Landwirtschaftsbetriebe ausgeben" Natürlich würde ich das wollen, nur befinden wir uns in einem sensiblen System!
Ich wäre unehrlich ihnen gegenüber, wenn ich solche Maßnahmen versprechen würde um ihre Stimme zu ergattern!
Ich glaube es muss uns gemeinsam gelingen, einen kollektiven Sinneswandel zu erzeugen! Wie schwierig das ist, hat uns unser jahrzehntelanger Kampf gegen die Atomkraft gezeigt!
Genau die gleichen, finsteren Zusammenhänge aus Geld und Macht, haben dazu geführt, ein absolut unsinniges und für Mensch und Natur gefährliches und todbringendes Machwerk künstlich zu erhalten. Dabei ging es in erster Linie immer ums "Geld verdienen" Die Frage, wie kann ich den Energiebedarf auch anders decken stellte sich erst viel zu spät und auch dann immer nur sekundär!
Auch bei der Erzeugung von "guten" Lebensmitteln für alle´ und die Nutzung unserer Landwirtschaftlicher Flächen, geht es nur um Profit und so müssen wir das "gut" immer mehr infrage stellen!
Wie kann es also gelingen, uns abzukehren von einem Konsumverhalten, dass dazu beiträgt kleine bäuerliche Betriebe in den Ruin zu treibt, die Umwelt zu verschandelt und zu verpesten und letztlich auch unser aller Gesundheit zu gefährden?
Allem Voran muss es gelingen, politisches Klima und die politische Stimmung in den unterschiedlichen Gremien zu verändern! Dazu braucht es Menschen, die zunächst einmal die Bedürfnisse sehen und dann den eigenen Machterhalt! Ich glaube mich zu diesen Menschen zählen zu können!
Mein politischer Ursprung hier im Landkreis liegt in der Elternarbeit. Dort spielen Parteien und Gesinnungen keine Rolle! Nur die Bedürfnisse der Kinder und Eltern. Wir haben ganz großartige Dinge GEMEINSAM erreicht! Auch hier im Bassumer Stadtrat stehen wir (Grüne) für GEMEINSAME und interfraktionelle Arbeit für das Wohl unserer Bürgerinnen und Bürger. Wir sind jetzt zwei Jahre dabei und glauben, Klima und Diskussionskultur unmittelbar verändert zu haben. Plötzlich ist möglich was hier in der Stadt jahrzehntelang undenkbar schien: Entscheidungen gemeinsam zu entwickeln, Bürgerinnen und Bürger mit einzubeziehen und Planungen aus dem Blick der Menschen zu beginnen!
Ich glaube, dass so etwas in jedem Gremium, selbst dem Bundestag möglich ist!
Nein Frau Schlichting, ich habe sie nicht, die eine Antwort auf ihre Fragen nach dem WIE!
Was ich ihnen anbieten kann sind Ideen wie es gelingen könnte, die Dinge, die sie zurecht anprangern nach und nach zu verändern!
Dazu machen die Grünen in Bruchhausen Vilsen am 12.September eine Veranstaltung, wo wir mit der "Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft" genau ihre Fragen diskutieren möchten.
Ich lade sie und alle an einer "Lösung für uns alle" Interessoerten ganz, ganz herzlich ein!
Kommen sie und mischen sie sich ein...
Und wählen sie am 22. September GRÜN!
Freundlichst ihr
Torsten Eggelmann