Torsten Eggelmann
Bündnis 90/Die Grünen
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Frage von Erika S. •

Frage an Torsten Eggelmann von Erika S. bezüglich Landwirtschaft und Ernährung

Hallo Herr Eggelmann,

in vielen Regionen Deutschlands werden neue, immer größere Massentierställe gebaut. Teils findet dies in bereits hoch belasteten Intensiv-Regionen statt. Die Tendenz geht dabei zu rasant steigenden Tierkonzentrationen in agrarindustriellen Anlagen. Mit Hilfe der EU, der Bundes- und Landesregierungen sowie Verbänden der Agrar und Ernährungsindustrie wachsen Tierhaltungskonzerne heran, deren Kern außerlandwirtschaftliche Investoren bilden.

Sie wollen sich einsetzen für die Veröffentlichung von Nebeneinkünften etc.

Welche Meinung haben Sie zu der fortschreitenden Industrialisierung der Landwirtschaft und der Verschandelung der Landschaft mit Agrogasanlagen und Massentierhaltungsfabriken sowie der fortschreitenden Verschmutzung des Grundwassers und der Luftqualität? Multiresistente Keime aufgrund großzügigen Einsatzes von Antibiotika in den Tierfabriken bedrohen die Gesundheit der Menschen auf dem Land. Solche Fabriken verschlechtern die Wohnqualität auf dem Land enorm. Die Abwanderung in die umliegenden Städte ist nur verständlich.

Sie arbeiten im Krankenhaus. Da müsste Ihnen bekannt sein, dass multiresistente Keime aus diesen Fabriken in die Krankenhäuser gelangen. Schauen Sie sich die Info des NDR an: http://www.ndr.de/regional/niedersachsen/oldenburg/keime123.html .

Sie schreiben, dass eines Ihrer Schwerpunkte die Gesundheitspolitik sei. Mit einer Bürgerversicherung werden wir aber nicht Herr dieser Keime. Da braucht es einen völlig anderen Ansatz.

Was können wir von Ihnen in Bezug auf Massentierhaltung erwarten?

Ich freue mich auf Ihre Antwort.

Freundliche Grüße aus Martfeld

Erika Sievers

Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Liebe Frau Sievers,

Sie beschreiben in der Tat einen Sachverhalt, der auch in meinen Äugend dringend gestoppt gehört!

Massentierhaltung in der von ihnen beschriebenen Form widerspricht sowohl ethisch (Tiere sind Lebewesen und nicht nur Essen) als auch aus ökologischer und gesundheitspolitischer Sicht allem, wofür ich als Kandidat eintrete! Natürlich ist es wichtig, die bundesdeutsche Bevölkerung mit genügend Nahrungsmitteln zu versorgen! Dass es aber das Kilo Schweinefleisch für 5,50€ sein muss halte ich für absolut unnötig!
Eine gesunde Mischernährung ist durchaus auch mit Fleischgenuss ca. 1x pro Woche zu erreichen! Die bäuerliche Landwirtschaft, wenn sie sich denn nicht ständig der vernichtenden Konkurrenz großer Lebensmittelfabriken erwehren müsste, wäre meiner Ansicht nach in der Lage, für eine ausreichende Nutztierzucht zu sorgen! Wer kann aber bei den subventionierten Schweinepreisen heute noch von einer Artgerechten Tierhaltung leben?
Wir müssen dafür sorgen, dass Landwirtschaft in ursprünglicher Form wieder seien Mann/seine Frau ernährt!
Dazu bedarf es aber (neben der Veränderung gesetzlicher Vorgaben) auch der Solidarität und der Einsicht einer breiten Bevölkerungsmehrheit! Solange der Schutz der Schöpfung z.B. bei der Partei mit dem C für christlich in ihrem Namen nur theoretisch vorkommt, und diese Partei immer wieder Mehrheiten auf dem Lande erzielt, wird sich sicherlich schwerlich etwas ändern lassen!
Menschen wie sie, mit einem gesunden Bewusstsein sind aufgefordert sich einzumischen und einzubringen und gemeinsam mit uns den langen und sicher beschwerlichen Weg bis hin zu echten Veränderungen zu gehen. Bei der Atomkraft hat es 30 Jahre, viele Demonstrationen, Schmerzen unter Wasserwerfern und viel öffentliche Anfeindungen gebraucht um endlich auch beide denen Einsicht zu erzielen, die uns Jahrelang als Spinner abgetan haben!

Zum 2. Aspekt ihrer Frage:

Ja, ich arbeite im Gesundheitswesen! Und wir haben tatsächlich enorme Probleme mit sog. multiresistenten Keimen! Dass diese allein aus der Tierindustrie kommen stimmt zwar so nicht, auch jahrelanger ungezielter Antibiotikaeinsatz in der Humanmedizin, abstruse Desinfektionpläne und hysterische Reaktionen des Robert Koch Institutes in Berlin haben ihr Übriges zu Eskalation beigetragen! Aber natürlich haben sie recht! Auch die Massentierhaltung hat einen erheblichen Anteil an der hohen Belastung mit Problemkeimen!
Dass man in hysterischem Aktivismus jetzt daran geht, ganze Krankenhäuser und Mattierställe quasi "in Desinfektionsmitteln zu ertränken" ist jedoch der falsche Weg.
Mittlerweile macht sich kaum noch jemand Gedanken darüber, wo und wie es zu Übertragungen kommt! Es wird nur noch immer wilder geputzt und desinfiziert, ohne Rücksicht auf vollständige Benetzung der zu desinfizierenden Flächen und bar Sinnhaftigkeit. Sowohl in der Medizin als auch in der Tierhaltung ist dieses Phänomen zu erleben!
Genau dieses Verhalten war m.E. aber mit verantwortlich für die Resistenzenbildung.
Immunsystemen wir kaum noch die Chance gegeben, eine eigene Abwehr zu entwickeln.
Zudem wird immer neuen Generationen von Keimen der Lehrstoff geboten, sich gegen immer neue Desinfektionsmittel und immer neue Antibiotika zu wappnen!

Liebe Frau Sievers,

seien sie gewiss, dass ich mich nach Kräften dafür einsetzen werde, dass eine Sau wieder im Stall auf frischem Stroh stehen darf, und dass umweltgefährdende Massentier- Folteranlagen aus unserer Landschaft nach und nach verschwinden!

Das Gegenargument wird sein, wir seien verkläret Spinner, und die das Rad ließe sich nicht zurückdrehen! Aber genau wie bei der Atomkraft gibt es auch in der Landwirtschaft gute Alternativen!

Dafür setzte ich mich ein!

Freundliche Grüße

Torsten Eggelmann