Frage an Toni Jaschinski von Bastian B. bezüglich Familie
Hallo Herr Jaschinski,
für die anstehende Wahl gibt es ein Thema, welches mich sehr interessiert. Die Geburtshilfe, also die Unterstützung von Familien und zukünftigen Familien. Zurzeit geht vor allem die außenklinische Geburtshilfe den Bach runter, so dass bald Menschen nicht mehr die Wahl haben, wo sie ihr Kind zur Welt bekommen. Außerdem sind die Geburtenstationen völlig überlastet oder schließen, siehe Wolgast. Das ist in meinen Augen ein unzumutbarer Zustand für die Bevölkerung. Ich möchte ganz konkret wissen, ob es ihnen ein Anliegen ist, dass es in Deutschland möglich ist, frei zu entscheiden, wo ein Kind auf die Welt kommen darf.(Hausgeburt, Geburtshaus, Krankenhaus) Und dass egal wo, die Gebärende eine 1:1 Betreuung bekommt? Wenn ja, wie wollen Sie das umsetzen?
Danke und viele Grüße
B. B.
Sehr geehrter Herr B.,
Ihre Frage betrifft ein wichtiges Thema. Vor allem in ländlichen Gegenden wurden in den letzten Jahren viele Geburtsstationen geschlossen (in Kliniken mit Geburtsstation gab es zwischen 1991 und 2015 einen Rückgang von 40 Prozent). Die Finanzierung der Kliniken ist unzureichend, zudem stehen sie in hartem Wettbewerb zueinander. Eine Folge des ökonomischen Drucks ist ein enormer Personalnotstand. So auch in der Geburtshilfe. Die Schließung in Wolgast halte ich für falsch und die jetzige Lösung nicht für akzeptabel. Die Entscheidungsfreiheit muss gegeben sein bei einer 1:1 Betreuung.
Fast die Hälfte der Hebammen kümmerte sich um drei Frauen gleichzeitig während der Geburt, so der wissenschaftliche Dienst des Bundestages. Das führt nicht nur zur Überlastung der Hebammen, sondern durch den ökonomischen Druck kommt es häufiger zu medizinischen Eingriffen wie Kaiserschnitten. Hohe Haftpflichtprämien und schlechte Vergütung der Hebammen sind weitere gravierende Probleme. Daran muss sich unbedingt etwas ändern.
DIE LINKE fordert, dass die Versorgung mit Hebammenleistungen wohnortnah erfolgen muss. Geburten müssen regelhaft eins zu eins betreut werden. Für die Haftpflichtversicherungen der Hebammen und Entbindungspfleger muss endlich eine grundlegende Lösung gefunden werden. Wir wollen einen steuerfinanzierten und beim Bundesverwaltungsamt anzusiedelnden Haftungsfonds, um die Hebammen und Entbindungspfleger unabhängig von privaten Versicherungen zu machen. Hebammen können erste Ansprechpartnerinnen für Schwangere und die Schwangerenvorsorge sein – wie in den Niederlanden. Dieses Verständnis eines neuen Berufsbildes sollte sich auch in der Vergütung niederschlagen.
Ein solcher Fonds ermöglicht es Hebammen, Ihrer Arbeit im Krankenhaus, im Geburtshaus oder bei der Schwangeren zu Hause nachzugehen. Kinder können wieder geboren werden, wo es die Schwangeren wünschen.
Mit freundlichen Grüßen