Frage an Tom Koenigs von Gerlinde A. bezüglich Außenpolitik und internationale Beziehungen
Sehr geehrter Herr Koenigs,
in der gestrigen Allgemeinen Zeitung von Namibia habe ich Ihren Beitrag zu der Bundestagdebatte bezüglich Namibia gelesen. Ich bin einigermaßen entsetzt über soviele sachliche Fehler in diesem Zusammenhang. Wir leben hier seit 1997 und fühlen uns besser aufgehoben als in Deutschland.
Machen Sie sich auch mal tiefergehende Gedanken üer die Problematik Kolonialzeit und was danach kam?
Es gibt dazu sachdienliche Publikationen ( "Der Wahrheit eine Gasse" von Heiner Schneider-Waterberg. "die Völker Namibias" von J.S. Malan - nur mal so als Beispiel. Ich weiß nicht, woher Sie Ihre Kenntnisse haben, daß es keine "schwarzen"Eigentümer von Hotels oder Lodgen - nicht Loggias - gibt. Es gibt sie, wenn auch nur wenige
Fragen Sie doch einfach mal W A R U M ist das so. Aber dazu müßten Sie sich internsiver mit der Thematik beschäftigen und ein wenig mehr in die Tiefe gehen und alle Aspekte der hiesigen Lebensart und Mentalität der Menschen betrachten.
Hatten Sie jemals Kontakt mit einfachen Menschen in unserem Land?
Arbeiten Sie einmal für ein Vierteljahr mit einfachen Menschen zusammen - Sie werden ein neues Weltbild bekommen. Wir haben das ganz schnell auf unserer gepachteten Farm gelernt.
Ich möchte Sie weder bevormunden oder zurechtweisen. In Ihrem eigenen Interesse und Ihrer Glaubwürdigkeit beschäftigen Sie sich intensiver mit unserem Land und seine Menschen mit all den Problemen, die es hier selbstverständlich auch gibt.
Die deutschen Probleme sind schlimmer. Auf der ganzen Welt geht es nur ums Geld, was man bekommen kann, ohne dafür zu arbeiten.
Mit freundlichen Grüßen Gerlinde Ahlbehrndt
Sehr geehrte Frau Ahlbehrndt,
vielen Dank für Ihre Nachricht in Reaktion auf meine Rede zum Thema Völkermord in Namibia. Allerdings wird mir nicht deutlich, worin die sachlichen Fehler bestehen, die Sie bemängeln. Sie bestätigen selbst, dass es "nur wenige" schwarze Besitzer von Lodgen in Namibia gibt. Ebenso wenig kann ich Ihrer Terminologie und Argumentation in Bezug auf "einfache Menschen" folgen.
Gerade wenn man sich fragt, warum Ungleichheiten und Ungerechtigkeiten auch lange nach der Kolonialzeit noch bestehen, liegt es doch nahe, sich mit dem Zusammenhang der Kolonialzeit und der heutigen Situation zu beschäftigen. Das gilt ja nicht nur für Namibia, sondern für zahlreiche ehemalige Kolonien in aller Welt.
Deutschland hat aufgrund des Völkermords gegenüber Namibia allerdings eine besondere historisch-moralische Verantwortung; das haben wir ja in unserem Antrag im Bundestag ( http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/18/053/1805385.pdf ) betont. Wir haben deshalb Vorschläge gemacht, wie Deutschland seine Kolonialvergangenheit gemeinsam mit Namibia besser aufarbeiten und damit dieser Verantwortung gerecht werden kann. Dazu gehört selbstverständlich der Dialog mit allen namibischen Partnern.
Wir müssen nach vorne schauen und die Partnerschaft zwischen Namibia und Deutschland stärken. Gerade deshalb ist es meiner Ansicht nach aber wesentlich, dass wir uns nicht davor scheuen, zu analysieren, welche Auswirkungen die Verbrechen der Vergangenheit möglicherweise heute noch haben. Dieser Aufgabe dürfen wir nicht ausweichen. Nur so ist ein verantwortungsvoller und gerechtigkeitsfördernder Umgang mit der Vergangenheit möglich.
Mit besten Grüßen
Tom Koenigs