Frage an Tom Koenigs von Axel J. bezüglich Außenpolitik und internationale Beziehungen
Sehr geehrter Herr Koenigs,
in der Frankfurter Rundschau http://www.fr-online.de/politik/meinung/krieg-gegen-drogen-ist-gescheitert/-/1472602/4812886/-/index.html haben Sie unter der Überschrift "Krieg gegen Drogen ist gescheitert" Ihre Sicht der Dinge dargelegt und forden zu "radikalem Umdenken" auf. Ich pflichte Ihnen bei, dass dieser Krieg gescheitert ist und weise darauf hin, dass das BtMG seit knapp 40 Jahren keinen besseren Lösungsweg zur Schadensminimierung parat hält als Kranke (Wiederholungstäter) mit Freiheitsentzug zu "therapieren" oder auf Langzeittherapien zur Abstinenz zu zwingen - anstatt sie flächendeckend mit dem Mittel ihrer Wahl zu subtituieren. Das Diamorphinprogramm ist jedoch eine Farce angesichts der hohen Anzahl Heroin-Abhängiger. Das Methadonprogramm ist derart voll von Reglementierungen für Patienten und Ärzte, dass unzählige Abhängige die Versorgung vom Schwarzmarkt vorziehen.
Was mich im Zusammenhang mit Ihrem Artikel in der FR etwas schockt, ist die Verwendung des Begriffs "Rauschgift". Diesbezüglich würde ich Sie gerne fragen, ob die Bezeichnung "Rauschgift" Teil des von Ihnen verantworteten Artikels gewesen ist oder ob die Redaktion die (Zwischen-)Überschrift formuliert hat. Anschlussfrage: Werden Ihnen Ihre Artikel vor der Veröffentlichung noch einmal vorgelegt? Falls ja, sind sie zufrieden mit der Titel-Wortwahl?
Vor Kurzem hat der engl. Wissenschaftler Prof. D. Nutt deutlich gemacht, dass von allen legalen und illegalen Drogensubstanzen der Alkohol die insgesamt schädlichsten Auswirkungen und Risiken birgt.
Dennoch kommt kaum Jemand auf den Gedanken, Alkohol als "Rauschgift" zu bezeichnen. Wird es also nicht nur Zeit, das eigene Denken zu radikalisieren, sondern auch irreführende Begriffe aus dem eigenen Sprachgebrauch zu eliminieren?
Sehr geehrter Herr Junker,
vielen Dank für Ihre Frage. Es freut mich, dass auch Sie der Meinung sind, dass wir rationaler mit der Drogenproblematik umgehen und über sinnvollere Alternativen zur aktuellen Drogenpolitik nachdenken müssen.
Mit meinem Artikel in der Frankfurter Rundschau habe ich versucht, eine sachliche Debatte über die Drogenpolitik anzustoßen, da das Thema immer noch mit vielen Tabus behaftet ist. Das versperrt die Sicht auf andere, sinnvollere Umgangsformen mit dem Drogenproblem. Wenn wir zum Beispiel lediglich einen Bruchteil des Aufwands, den wir gegenwärtig in die Strafverfolgung des Drogenhandels und –konsums stecken, in die vorbeugende Aufklärung investieren würden, ließen sich Drogentote und Drogenabhängige wirkungsvoller eindämmen. Derzeit besteht Prävention aber hauptsächlich darin, den Bürgern immer mehr zu verbieten und strafrechtlich gegen sie vorzugehen. So wird das eigentliche Problem nicht gelöst. Eine Regulation wäre sinnvoller als eine Prohibition von Drogen.
Ich stimme Ihnen zu, dass irreführende und klischeebesetzte Begriffe in der Diskussion über Drogenpolitik vermieden werden sollten. Der Begriff „Rauschgift“ kommt in dem von mir verfassten Artikel nicht vor. Auf die Wahl der Artikelüberschrift einer Zeitungsredaktion habe ich keinen Einfluss.
Mit freundliche Grüßen
Tom Koenigs