Frage an Tobias Thalhammer von Peter A. bezüglich Arbeit und Beschäftigung
Sehr geehrter Herr Thalhammer,
Ich habe 30 Jahre in der Gastronomie gearbeitet. Nun macht meinen Job ein junger Pole.
Ihre Fraktion möchte keinen Mindestlohn, grenzenlose Dienstleistungen, Freizügigkeit für alle usw. Also immer Dinge, die die Arbeitnehmer in Deutschland in Not bringen.
Nun musste ich zum Arbeitsamt. Mein Bruder ist Fleischer. Er arbeitet bei einer dänischen Fleischereikette. Diese stellte hier junge Polen ein und mein Bruder fand nur in Dänemark wieder einen Job. Ist das nicht verrückt? Die Fleischereikette bzw. der Inhaber kam auch im WDR Fersehen. Er selbst gab zu, dass der fehlende Mindestlohn in Deutschland Jobs kostet- weil jeder den günstigsten Arbeitnehmer nehmen muss- weil das die Konkurrenz auch immer mehr macht. Zum Dank werden die Arbeitslosenstatistiken noch frisiert, in dem man 1 Euro Jobber, 58er Regelung und Menschen in Umschulungen nicht mit in die Statistik einbezieht.
Können Sie sich vorstellen, wie es ist, wenn man keinen "großen Namen" trägt, kein Kapital hat? Sondern ständig nur ausgebeutet wurde! Und dann kommen junge Männer wie Sie in den Medien vor, die mehr Wettbewerb, weniger Arbeitnehmerrechte usw. befürworten.
Haben Sie die Ängste der Menschen bei der Dienstleistungsverordnung ernst genommen? Die FDP stimmt m.E. so ziemlich jeder Liberalisierung zu- egal welche Folgen das für die Arbeitnehmer hat.
Ist es in Ordnung, wenn mein ehem. Arbeitgeber mich entlassen hat? Nur, weil er einen billigeren Arbeitnehmer fand.
Wie wollen Sie die Arbeitnehmer in Deutschland vor Billigkonkurrenz schützen? Da hört man von Ihnen leider nie etwas.
Mit freundlichen Grüßen
Peter Albrecht
Sehr geehrter Herr Albrecht,
ein gesetzlicher Mindestlohn schützt keine Arbeitsplätze, er gefährdet sie und provoziert Schwarzarbeit. Er ist auch die falsche Antwort auf Arbeitnehmer aus dem osteuropäischen Raum. Gerade zwischen Deutschland und Polen, wie von Ihnen aufgeführt, sind Übergangsregelungen im Dienstleistungsbereich bekannt. Viele der polnischen Gastarbeiter haben jedoch aufgrund ihrer Abstammung einen deutschen Pass und sind wie in Deutschland Lebende zu behandeln.
Die Weltgeschichte zeigt, dass offene Märkte zu mehr Wohlstand geführt haben. Aktuelle können Sie auch die Situation in Nord- und Süd-Korea gegenüber stellen. Hier werden Sie feststellen, dass sich der offenere südliche Teil prächtiger entwickelt als der abgeschottete und kommunistisch geführte Norden. Für ein Land wie Deutschland, dass hauptsächlich vom Export lebt, wäre erst recht die Abschottung die kontraproduktive Strategie.
Und der Arbeitsmarkt ist generell eh zu reglementiert. Bei einer Lockerung würden neue Stellen geschaffen werden, nachdem für viele Unternehmen aufgrund der gesetzlichen Zwänge, Festanstellungen zu riskant geworden sind. Ich möchte ferner widersprechen, dass Unternehmer prinzipiell nur nach dem niedrigsten Lohn einstellen, und der Arbeitslohn, wenn auch die Lohnnebenkosten deutlich zu hoch sind, ist nicht überall der entscheidende Kostennachteil gegenüber Mitbewerbern. Die meisten Unternehmer, vor allem im Mittelstand, haben ferner auch ein soziales Verantwortungsgefühl für ihre Mitarbeiter.
Bei allem Verständnis für Ihre Situation lassen Sie mich bitte abschließend noch erwähnen, dass wir in vielen Bereichen auch festgeschriebene Tariflöhne haben.
Viele Grüße
Tobias Thalhammer