Frage an Tobias Thalhammer von Martin K. bezüglich Innere Sicherheit
Sehr geehrter Herr Thalhammer,
sehen Sie auch ein Problem in der zunehmenden Jugendgewalt?
Sind Sie auch der Meinung, dass die Gerichte meist zu lax auf Jugendgewalt reagieren?
Welche Maßnahmen schlagen Sie zur Eindämmung von Jugendkriminalität, namentlich von Gewaltdelikten und Körperverletzungen, vor?
Viele Grüße
Martin Klimesch
Sehr geehrter Herr Klimesch,
das Thema Jugendgewalt ist ernst zu nehmen, dennoch muss man hier differenziert vorgehen. Jugendgewalt hat viele Ursachen, oftmals ist sie das Resultat, wenn Kinder von klein auf durch ihr engstes soziales Umfeld
unterdrückt und / oder hochgradig vernachlässigt werden. Fehlende Zukunftsperspektiven im jugendlichen Alter verstärken die Frustration, was dann leider auch zu einer höheren Gewaltbereitschaft führt.
Deshalb ist es wichtig, der Jugendgewalt präventiv entgegenzuwirken. Ich bin der Meinung, dass jeder Mensch seinen Beitrag für die Gesellschaft leisten kann. Jeder Mensch hat gewisse Talente, die es zu entdecken und dann zu fördern gilt. Unsere Gesellschaft kann es sich nicht leisten Potentiale zu vergeuden. Deshalb sollten, zur Prävention von Jugendgewalt, Kinder mit dem Hintergrund eines bildungsfernen Elternhaus vom Bildungssystem aufgefangen werden. Kinder sollten Ermutigung und Motivation erfahren, um tief greifenden Frustrationen vorzubeugen, bzw. um die elterliche Vernachlässigung zu kompensieren. Dazu braucht es jedoch auch kleinere Klassen und gut ausgebildete Pädagogen bzw. Jugendsozialarbeiter, was im übrigen nicht nur Kindern aus Problemfamilien zugute kommen würde.
Generell wollen unsere Jugendlichen für voll genommen werden. Deshalb sollte bei über 18-Jährigen Straftätern zunächst vom Erwachsenenstrafrecht ausgegangen werden, was bei gewissen Entwicklungsdefiziten auf das Jugendstrafrecht abgemildert werden kann - nicht, wie meist der Fall, umgekehrt.
Allerdings finde ich, dass manche Medienkampagnen über Einzelfälle einen Generationenkonflikt anheizen. Durch emotionalisierte Einzelfallberichterstattungen werden zum einen alle Jugendliche über einen Kamm geschert und zum anderen wird bei älteren Bevölkerungsschichten unnötig Angst geschürt. Dies trägt also weder zur Lösung des Problems bei, noch fördert es eine sachlich differenzierte Diskussion darüber.
Viele Grüße
Tobias Thalhammer