Frage an Tobias McFadden von Martin K. bezüglich Verkehr
Sehr geehrter Herr Mc Fadden,
ich habe ein Jahr am Hanfelder Berg in Starnberg gelebt und daher ist die Diskussion Tunnel vs. Umfahrung ein sehr wichtiges Thema, welches nicht nur Komfort, sondern auch die Gesundheit vieler Starnberger betrifft.
Ich habe Herrn Weidner, der in diesem Bereich am meisten Presse gemacht hat, eine etwas ausführlichere Frage geschrieben, mit der Antwort war ich jedoch nicht sehr glücklich. Nun möchte ich Ihnen die Möglichkeit geben, ein Gesamtkonzept vorzustellen, welches auch Sinn macht.
Wenn ich es richtig sehe, soll der Verkehrsfluß, der gerade unfreiwillig den Südring der A99 darstellt und über den Hanfelder-Berg mitten durch Starnberg verläuft, in seine entgegengesetzte Richtung, also in den Westen umgeleitet werden, um dann einen völlig unterdimensionierten Tunnel zu verstopfen, dessen Ende dann natürlich wieder mitten in Starnberg ist, damit ja die Starnberger doch noch etwas davon haben. Von den Kosten möchten wir garnicht sprechen.
Wie also werden wir Herr über diesen täglichen Lärm und Stau?
Vielen Dank, mfg,
Martin Krichenbauer
Gute Frage...
Ich habe mich schon beim Bau der Ortsumfahrung Unter-/Oberbrunn gefragt, warum man dabei nicht auch gleich an eine Lösung für den Autobahn-Südring und das Starnberger Verkehrsproblem denkt und alles zusammen in ein übergreifendes Verkehrskonzept für die Region integriert. Aber wahrscheinlich stellen wir uns das als Laien einfacher vor, als es dann in den Wirrungen von Politik und Verwaltung umzusetzen ist.
Dieselben Leute, die der Meinung sind, eine Umfahrung um Starnberg wäre den Autofahrern ein zu großer Umweg, vertreten gleichzeitig die Ansicht, dass Autofahrer über die Westtangente in den Tunnel fahren würden - ein ebenso großer Umweg, noch dazu erstmal völlig in die falsche Richtung. Der Kreisverkehr an der Kaserne überfordert jetzt schon viele Autofahrer aufgrund der nicht gekennzeichneten zwei Fahrspuren - die man offenbar nicht kennzeichnen will, weil der zu erwartende Schwerlastverkehr von der A96 wiederum die gesamte Fahrbahnbreite einnehmen wird.
Wenn man sich die Zahlen und Prognosen der diversen Gutachten ansieht, kommt man schnell zu dem Schluss, dass der Tunnel kaum in der Lage sein wird, den Verkehr überhaupt aufzunehmen - wenn sich die Autofahrer denn an das erdachte Konzept (s.o.) halten. Zu erwarten ist aber, dass gerade PKW-Fahrer zum Teil weiterhin den Hanfelder Berg nutzen werden. Für alle, die von Norden her nach Starnberg oder auf die Autobahn wollen, ist der Tunnel damit wirkungslos. Außerdem treffen alle Verkehrsströme noch in Starnberg am Tunnelende wieder zusammen.
So werden wir dann in einigen Jahren mit Tunnel dastehen und feststellen, dass sich die Starnberger Verkehrssituation nicht wirklich -wenn überhaupt- verbessert hat. Zuvor hatten wir aber jahrelange Baustellen und Chaos in der ganzen Stadt, jede Menge unbekannte Nebenwirkungen (Grundwasser!), sind um 200 Millionen Euro ärmer und haben dafür einen zu kurzen Tunnel, der den aktuellen Sicherheitsvorschriften nicht entspricht. Schildbürger, anyone? Dann merken wir im Jahre 2020, dass wir ohne eine Nordostumfahrung Starnbergs nicht auskommen. Warum diese also nicht gleich in Angriff nehmen und den Tunnel weglassen?
Auch ich habe Kopfschmerzen bei allen derzeit im Raum stehenden Nord-Ost-Umfahrungsrouten. Eine ortsnahe Variante mit einer kurzen Brücke über das Moorgebiet der Würm erscheint mir dabei noch das geringste Übel zu sein.
Man könnte auch etwas weiter denken und eine ortsferne Variante noch nördlich von Leutstetten wählen, die dann mit Anbindungen an St2063 und St2069 in die Westumfahrung mündet. Dann wäre der Umweg durch die Umfahrung Richtung Weilheim etwas geringer; gleichzeitig hätte man den Autobahn-Südring zum Teil ersetzt. Die A952 wäre damit überflüssig und könnte rückgebaut werden. Damit wäre dann der Ursprung des Starnberger Verkehrsproblems, der "Verkehrskompressor" in Form einer mitten in der Stadt endenden Autobahn, behoben. Die dadurch frei werdenden Flächen kompensieren dann schon teilweise den Schaden durch die Umfahrung.
Sie sehen: ich bin da nicht festgelegt und denke auch gerne über ungewöhnliche Lösungen nach. Mir ist auch klar, dass jede andere Lösung eine längere Zeit bis zum Baubeginn benötigen wird, als der Tunnel. Nur geht mir nicht in den Kopf, warum wir Millionen von Steuergeldern in einen weitgehend funktionslosen, zu kurzen und unsicheren Tunnel stecken, statt es von Anfang an richtig zu machen.
Vielleicht haben wir aber auch "Glück" und das Problem löst sich durch steigende Spritkosten von alleine. Die Menschen steigen auf den ÖPNV um, der durch piratige Konzepte (ticketlos!) endlich mal vernünftig ausgebaut wird, innerstädtische Erledigungen werden auch mit dem Fahrrad getätigt, was momentan aufgrund des KFZ-Verkehrs und fehlender Radwege nur schwer möglich ist.
Hoffen wir das Beste...
Freundliche Grüße,
Tobias Mc Fadden