Frage an Tobias Fengler von Manuela F. bezüglich Umwelt
Sehr geehrter Herr Fengler,
als Physiker haben Sie sicherlich einen starken Bezug zum Thema "Energieversorgung und Klimaschutz".
Warum glauben Ihrer Meinung nach immer noch viele Bürger, daß Atomenergie das Klima schützt, billig ist und Arbeitsplätze schafft? Welche Möglichkeiten sehen Sie auf europäischer Ebene, den lt. ödp Programm geforderten Ausbau von regenerativen Energien und eine stärkere Energieeinsparung zu erreichen? Ist eine "Energiewende" nicht unerläßlich für das weltweite Gleichgewicht und den Frieden?
Freue mich auf Ihre Antwort!
Manuela Forster
Sehr geehrte Frau Forster,
Die Atomenergie (Energieerzeugung durch Kernspaltung) wird uns von den großen Energieversorgern immer als sauber und billig dargestellt. In Wirklichkeit ist ein Kernkraftwerk nur für die Energieversorger sehr billig, da sie nur einen Teil der anfallenden Kosten tragen müssen.
Versichert ist ein Kernkraftwerk durch den Staat, der bei einem möglichen Störfall für alle Schäden aufkommen muß. Wir Steuerzahler versichern also die Kernkraftwerke in Deutschland ohne Beiträge zu verlangen. Auch die Sicherung der Transporte der aufbereiteten Brennstäbe zu den Kraftwerken und den Transport zu den Endlagern der Abfallprodukte wird vom Staat bezahlt. Wenn man also mit dem Nachhaltigkeitsprinzip alle Kosten der Energieerzeugung durch Kernkraftwerke berücksichtigt, schneidet die Kernenergie deutlich schlechter ab als die erneuerbaren Energien. Leider muß unsere Volkswirtschaft einen Großteil dieser Kosten tragen, die Energieversorger streichen Milliardengewinne ein.
Physikalisch betrachtet ist die Energieerzeugung durch Kernspaltung eine Technologie von gestern, da der Wirkungsgrad mit 34% einer der niedrigsten aller Kraftwerkstypen ist und sehr viele unterschiedliche extrem schlecht zu entsorgende Abfallstoffe anfallen. Im Vergleich dazu haben moderne Blockheizkraftwerke mit Kraft-Wärme-Kopplung einen Wirkungsgrad von über 80% und sind wesentlich sauberer.
Ein weiterer Nachteil ist der Rohstoff Uran, der als nicht nachwachsender Rohstoff schon jetzt knapp wird. In den letzten Jahren ist der Preis für ein halbes Kilo Uran (U3 O8) von 6 Dollar im Jahr 2001 auf zeitweise über 130 Dollar gestiegen. Durch den Bau von neuen Kernkraftwerken in China, Indien, Kanada und Russland wird sich der Rohstoff in den nächsten Jahren weiter stark verteuern.
Nur die regenerativen Energien sind nicht abhängig von fossilen Brennstoffen und werden dezentral und weitgehend unabhängig von den großen Energieversorgern erzeugt. Nur so kann die Klimaerwärmung redziert werden und die katastrophalen Folgen gemildert werden. Wir müssen unsere Erde lebenswert erhalten für die kommenden Generationen.
Die ödp setzt hier an und fordert erhöhte Investitionen in die Forschung und den Ausbau der regenerativen Energieversorgung. Der Einfluß der großen Energieversorgungsunternehmen auf die Politik durch Ihre vielfältigen Berater in Brüssel und Straßburg muß reduziert werden. Die Energieeffizienz vieler Haushalts- und Elektrogeräte muß durch entsprechende Gesetze weiter gesteigert werden. Geräte, die nur eine Standbyschaltung haben, müssen verboten werden. Ein EU-weites Tempolimit auf allen europäischen Autobahnen verringert den Kohlendioxidausstoß nennenswert, wie neue Studien aus England (Britisches Energieforschungs-Zentrum) zeigen.
Eine weiterhin wichtige Forderung der ödp ist der europaweite Ausstieg aus der Atomenergie durch den sofortigen Ausstieg aus dem Euratom Vertrag.
Mit freundlichen Grüßen
Tobias Fengler