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Tina Winklmann
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Frage von Matthias K. •

Sehr geehrte Frau Winklmann, mir geht es um die Wohnbauförderung. Was halten Sie von einer Förderung für den Abriss von Gebäuden, wenn an gleicher Stelle wieder ein Neubau entsteht?

Es ist doch oft so, dass sich ältere Gebäude nicht zur Sanierung eignen bzw. die Kosten einer Sanierung teuer oder schwer einzuschätzen sind oder die Raumaufteilung einfach nicht mehr heutigen Massstäben entspricht. Warum wird hier nicht eine Art "Abriss-/Neubauprämie" eingeführt, wenn durch einen Neubau keine oder wenig zusätzliche Fläche versiegelt wird. Wenn man viele (ältere unbelebte) Ortskerne sieht, würde hier eine diesbezügliche Förderung doch dazu beitragen, dass diese Ortskerne auch in Zukunft bewohnbar bleiben. Bei vielen Altgebäuden aus den 60er/70er Jahren ist eine Sanierung eigentlich finanziell nicht darstellbar, deswegen werden auch diese Häuser nicht saniert. Wenn es hier eine Förderung geben würde, würde sich die Situation meiner Meinung nach ändern. Es wäre nett, wenn Sie hier Ihre Meinung schreiben würden und mein Anliegen auch weiter verfolgen könnten, wenn Sie positiv darüber denken. Vielen Dank.

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr K.,

wir teilen das Ziel, weniger Flächen zu versiegeln, absolut. Je weniger neue Grundstücke zugebaut werden, umso besser sind unsere Städte und Gemeinden auf die Klimakrise vorbereitet.

Um das Klima zu schützen, dürfen wir aber neben dem Flächenverbrauch auch den hohen Ressourcenverbrauch im Gebäudebereich nicht aus den Augen verlieren. Ein großer Teil des CO2-Ausstoßes eines Gebäudes besteht - neben den Kraftstoffen für Heizung- und Warmwasser - aus den sogenannten "Grauen Energien", also Energie, die zur Herstellung des Gebäudes verwendet wird. Bei einem Neubau nach dem KfW55-Standard macht die graue Energie etwa 50 % des Energieverbrauchs im gesamten Lebenszyklus des Gebäudes aus. Ein Haus abzureißen und ein Neues zu bauen, führt also zu einem enorm hohen Ausstoß an CO2, sofern nicht die Rohstoffe, die im Haus stecken, an anderer Stelle wiederverwertet werden können. Fast die Hälfte aller Abfälle in Deutschland sind dabei dem Bau zuzurechnen (UBA, 2021).

Eine "Abwrackprämie" für Gebäude ist darum aus unserer Sicht in der Gesamtrechnung nicht förderlich für die Klimaziele im Gebäudesektor. Stattdessen arbeiten wir in der Bundesregierung vor allem daran, dass die Sanierung und der Umbau von bestehenden Gebäuden vorangebracht wird, indem wir hohe Summen in die finanzielle Förderung der Bestandssanierung stecken. So schaffen wir Anreize für Hausbesitzer*Innen, ihre Gebäude energetisch zu sanieren und vermeiden gleichzeitig den Abriss von bestehenden Gebäuden. So müssen auch weniger neue Flächen versiegelt werden.

Mit freundlichen Grüßen 

Tina Winklmann, MdB

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