Sehr geehrte Frau Rudolph, welche Herausforderungen im Kampf gegen Krebs möchten Sie gerne angehen. Und wie möchten Sie dies gestalten?
Im aktuellen Magazin der "Deutsche Krebshilfe" (Nr. 3/2024) werden folgende wesentliche Herausforderungen im Kampf gegen den Krebs genannt:
1. Zunehmender Fachkräftemangel im Pflegebereich
2. Mangel an wissenschaftlichem Nachwuchs, aufgrund schlechter Bedingungen (Bildungs- & Forschungsmöglichkeiten) in Deutschland
3. Umgang mit Daten in Deutschland. "Um großangelegte Studien zu Ursachen und Behandlungen von Krebserkrankungen durchzuführen, muss es einfacher werden, Patientendaten zu teilen. Da stehen wir deutlich hinten an im Vergleich zu unseren Nachbarländern. Das ist auch in der Präventitionsforschung eine Herausforderung" (Zitat aus Interview mit Prof. Dr. Thomas Seufferlein)
4. Zu wenig Aufmerksamkeit auf Krebspräventition, z.B. durch gesündere Lebensweisen. Hier fehlt es noch an Aufklärung und Bildung.
Wie stehen Sie zu diesen Herausforderungen? Sehen Sie noch weitere Herausforderungen? Und vor allem: Was planen Sie (und die SPD), um diesen Herausforderungen zu begegnen?
Sehr geehrter Herr I.,
herzlichen Dank für Ihre Anfrage und die Gelegenheit, auf die wesentlichen Herausforderungen im Kampf gegen den Krebs einzugehen, die auch im aktuellen Magazin der "Deutsche Krebshilfe" treffend beschrieben werden. Gerne möchte ich Ihnen meine Sichtweise und einige der geplanten Maßnahmen darlegen, um diesen Herausforderungen wirksam zu begegnen.
1.Fachkräftemangel im Pflegebereich
Der Fachkräftemangel ist nicht nur im Pflegebereich, sondern im gesamten Gesundheitswesen eine zentrale Herausforderung. Um dem entgegenzuwirken, setzen wir uns dafür ein, die Ausbildung und Arbeitsbedingungen für Pflegekräfte grundlegend zu verbessern. Dazu gehören bessere Löhne, verlässliche Arbeitszeiten und mehr Personal, um die Belastung der einzelnen Pflegekräfte zu reduzieren. Dies sind essenzielle Schritte, um den Beruf attraktiver zu machen und qualifizierte Fachkräfte langfristig im Beruf zu halten.
Dazu haben wir das Pflegekompetenzgesetz (PKG) vorbereitet, das darauf abzielt, die Kompetenzen von Pflegefachpersonen zu erweitern und die Pflegeberufe attraktiver zu gestalten. Die zentralen Inhalte des Gesetzentwurfs umfassen:
- Erweiterung der Befugnisse von Pflegefachpersonen:
- Pflegefachkräfte sollen eigenständig bestimmte pflegerische Leistungen erbringen dürfen, insbesondere in der häuslichen Krankenpflege. Dazu zählen beispielsweise die Wundversorgung, das Anlegen von Kathetern und die Verordnung von Pflegehilfsmitteln.
- Einführung des Berufsbildes der Advanced Practice Nurse (APN):
- Es ist geplant, das Berufsbild der APN zu etablieren, das durch ein entsprechendes Masterstudium erreicht werden kann. APNs sollen eigenverantwortlich heilkundliche Tätigkeiten ausüben dürfen, einschließlich der Verordnung von häuslicher Krankenpflege, Hilfsmitteln und bestimmten Arzneimitteln.
- Stärkung der beruflichen Vertretung der Pflege:
- Eine zentrale berufsständische Vertretung der Pflegeberufe auf Bundesebene soll eingerichtet werden. Diese soll Aufgaben wie die Erarbeitung von Empfehlungen zu den Tätigkeitsbereichen von Pflegefachpersonen übernehmen.
- Einbindung von Pflegefachpersonen in Begutachtungsverfahren:
- In einem Modellprojekt soll geprüft werden, inwieweit Pflegefachpersonen Aufgaben im Rahmen des Begutachtungsverfahrens zur Feststellung der Pflegebedürftigkeit übernehmen können.
2. Mangel an wissenschaftlichem Nachwuchs
Der wissenschaftliche Nachwuchs ist das Fundament für innovative Krebstherapien und Fortschritte in der Präventionsforschung. Wir planen daher, die Forschungsbedingungen durch gezielte Förderprogramme und eine Stärkung der Bildungseinrichtungen zu verbessern. Dies bedeutet vor allem Investitionen in eine bessere Ausstattung, höhere Attraktivität der Forschungstätigkeit und langfristig planbare Karrierewege für junge Wissenschaftler*innen in Deutschland.
3. Datenverfügbarkeit und Nutzung
Der Umgang mit Patientendaten für Forschungszwecke erfordert eine balancierte Handhabung, bei der Datenschutz und Forschung gemeinsam gestärkt werden. Wir arbeiten daran, eine verbesserte digitale Infrastruktur zu schaffen und den Zugang zu anonymisierten Daten zu erleichtern. Dadurch soll es Forschenden ermöglicht werden, größere Studien effizient durchzuführen und auch präventive Maßnahmen besser zu entwickeln, wie es in anderen Ländern bereits der Fall ist. Von hoher Bedeutung dabei ist die Einführung der elektronischen Patientenakte (ePA): Ab dem 15. Januar 2025 wird die ePA für alle gesetzlich Versicherten eingeführt. Sie ermöglicht eine zentrale Speicherung medizinischer Daten und erleichtert den Datenaustausch zwischen Behandlern, was insbesondere für die Behandlung komplexer Erkrankungen wie Krebs von Vorteil ist. Außerdem haben die SPD und Minister Lauterbach sich für die Förderung der Künstlichen Intelligenz (KI) in der Krebsforschung eingesetzt. Durch den Einsatz von KI können Diagnosen präziser gestellt und personalisierte Therapien entwickelt werden. Wir streben an, dass Deutschland ein führendes Zentrum für KI-basierte Krebsforschung wird.
4. Krebsprävention und Aufklärung
Die Stärkung der Prävention ist ein entscheidender Hebel, um die Zahl der Neuerkrankungen langfristig zu senken. Unser Ziel ist es, gezielte Präventionsprogramme, Informationskampagnen und Gesundheitsbildungsangebote auszuweiten. Dazu gehören Aufklärung über gesunde Ernährung, Bewegung und Risikofaktoren sowie die Förderung von Programmen, die gesundheitsfördernde Lebensweisen bereits im Kindesalter unterstützen. Dazu streben wird die Gründung des Bundesinstituts für Prävention und Aufklärung in der Medizin (BIPAM) an: Das BIPAM soll die Prävention von Krankheiten, einschließlich Krebs, stärken. Ziel ist es, durch Aufklärung und präventive Maßnahmen die Zahl der Neuerkrankungen zu reduzieren.
Zudem zielt die vom Bundestag beschlossene Krankenhausreform darauf ab, Krankenhäuser stärker zu spezialisieren. Durch die Konzentration auf bestimmte Behandlungsfelder, wie die Onkologie, soll die Versorgungsqualität für Krebspatienten erhöht werden. In der nächsten Woche wird der Bundesrat entscheiden, ob diese Reform kommt.
Die SPD setzt sich dafür ein, die Gesundheitsversorgung in Deutschland ganzheitlich und langfristig zu verbessern – für eine bessere Prävention, Versorgung und Unterstützung im Kampf gegen den Krebs.
Herzlichen Dank für Ihr Interesse und Ihr Engagement in diesem wichtigen Thema. Sollten Sie noch weitere Fragen haben, stehe ich Ihnen jederzeit zur Verfügung.
Mit freundlichen Grüßen
Tina Rudolph