Im Wahlprogramm der Linken steht: Die Paragraphen 218 bis 219b StGB wollen wir streichen. Wie gedenken Sie das Leben ungeborener Mitbürger entsprechend GG 1.1. zu schützen?
100.000 Mitbürger, die laut BGB §1923 bereits erbberechtigt sind, verlieren jedes Jahr in Deutschland unschuldig ihr Leben. Dabei spielt der Druck der Väter und des Umfelds eine große Rolle. Wie wollen Sie den betroffenen Frauen helfen, dass sie nicht zur ungewollten Abtreibung gehen?
- Grundgesetz Artikel 1 (1): "Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt."
- Laut Statistischem Bundesamt pendelte die offizielle Zahl von jährlichen Abtreibungen von 2014 bis 2020 zwischen 98.721 und 101.209. https://de.statista.com/statistik/daten/studie/232/umfrage/anzahl-der-schwangerschaftsabbrueche-in-deutschland/
- Viele Frauen berichten, dass sie zur Abtreibung gedrängt wurden.
https://www.bundesverband-lebensrecht.de/sprechen-wir-doch-einmal-ueber-ungewollte-abtreibungen/
https://www.vita-l.de/erlebnisberichte-nach-einer-abtreibung/
https://www.20min.ch/story/mein-freund-draengte-mich-zur-abtreibung-527916507188
Sehr geehrter Herr W.
Vielen Dank für ihrer Frage.
Wir sind für die freie Entscheidung jedes Menschen, ob er Kinder zur Welt bringen will oder nicht. Denn, wie sie richtig in ihren Anmerkungen schreiben, das Umfeld ist nicht nur für das ungeborene Leben, sondern auch für das geborene, sehr entscheidend. Im Vordergrund stehen bei uns soziale Programme für Frauen, Familien und Lebensgemeinschaften verschiedenster Art, die die Entscheidung für Kinder in einer Gesellschaft beeinflußen.
Deshalb beschreiben wir in unserem Wahlprogramm vor der Forderung nach der Streichung der §218 bis 219b folgende Forderungen: „Dazu gehören umfassende Aufklärung, der Zugang zu Verhütungsmitteln und die freie Entscheidung über einen Schwangerschaftsabbruch. Nur wenn Frauen sich ohne Zwänge für oder gegen eine Schwangerschaft und Elternschaft entscheiden können, ist eine selbstbestimmte Familienplanung möglich. Aber auch ein Leben mit Kindern muss gesellschaftlich abgesichert werden: Das beginnt mit einer guten gesundheitlichen Versorgung und Aufklärung während einer Schwangerschaft und Geburt. Mit Kindern zu leben, darf kein Armutsrisiko sein. Eltern und Alleinerziehende müssen Kinder unter sicheren und gesunden Bedingungen aufziehen können (vgl. Kapitel »Familien dort unterstützen, wo sie es brauchen«)." (siehe Seite 106ff https://www.die-linke.de/wahlen/wahlprogramm-2021/)
Kinder zu bekommen ist in Deutschland aber leider eines der größten Armutsrisiken. Um die selbstbestimmte Entscheidung für eigene Kinder zu erleichtern, braucht es daher entsprechende Rahmenbedingungen und Weichenstellungen. Das sind u.a. eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie, eine Kindergrundsicherung, bessere Arbeitsbedingungen und Löhne für Frauen, die oftmals weniger verdienen als Männer und dazu den größten Teil der Sorgearbeit tragen, eine bessere Berücksichtigung von Erziehungs- und Pflegezeiten bei der Rente aber auch kostenfreie qualitativ hochwertige Kitas mit einem guten Betreuungsschlüssel und gute individuelle Hilfesysteme für Familien mit Benachteiligungen und sozialen Problemen, um die Bildungs- und Entwicklungschancen dieser Kinder zu verbessern.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr Direktkandidat der Linken. Chemnitz
Tim Detzner