Tierhaltung verkleinern, Alternativen subventionieren?
Sehr geehrter Herr W.,
wie könnte es möglich sein, politisch dafür zu sorgen, dass der Konsum tierischer Produkte verkleinert wird? Die massive Fleischproduktion und Überfischung der Meere haben einen sehr großen Einfluss auf das Klima. Sollte eine Politik Gewässer unter Fischverbot stellen und um die Ernährung umzustellen, Dinge wie pflanzliche Ernährung oder Laborfleisch in Zukunft steuerlich begünstigen?
Sehr geehrter Herr K.,
Ob eine steuerliche Begünstigung für Laborfleisch sinnvoll sein könnte, ist aktuell schwierig abzuschätzen, da Laborfleisch noch nicht im industriellen Maße, d.h. als Massenprodukt, hergestellt wird. Sollte dies der Fall sein, besteht die Befürchtung eines sehr hohen Energieverbrauches durch die Inkubatoren. Der hohe Energieverbrauch würde damit dem ökologischen Ansatz widersprechen. Eine Steuerbegünstigung von Laborfleisch wäre unter diesen Bedingungen nicht sinnvoll. Generell liegt die Kompetenz zur Steuerpolitik bei den Mitgliedsstaaten, sodass wir auf europäischer Ebene dieses Instrument nicht nutzen können.
Unser Essverhalten anzupassen kann jedoch nicht von heute auf morgen und nicht durch etwas günstigere fleischlose Produkte geschehen. Für mich gilt, dass alle Menschen sich eine gesunde und ausgewogene Ernährung leisten können müssen. Neben dem steuerlichen Ansatz erachte ich es als entscheidend ein anders Bewusstsein zu Lebensmitteln und Ernährung zu entwickeln. Ein dafür erforderlicher Verhaltenswandel kann jedoch viele Jahre dauern. Dennoch ist bereits ein Trend zur vegetarischen und veganen Ernährung erkennbar. Mit Aufklärung zur Ernährung über Bildungseinrichtungen dürften sich diese positiven Tendenzen fortsetzen.
Zonen, in denen die Fischerei bereits gänzlich verboten ist, existieren bereits. Gemeinsam mit Fangquoten soll sichergestellt werden, dass Überfischung verhindert und damit Fischbestände nachhaltig geschützt werden. Dafür setzt sich unsere Fraktion im Europäischen Parlament fortlaufend ein.
Ein Ansatz auf EU-Ebene, der einen Beitrag zum geringeren Konsum tierischer Produkte leisten kann, ist die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) der EU. Über die Direktzahlungen könnte die GAP Einfluss auf die landwirtschaftlichen Erzeugnisse in der EU nehmen und damit auf den Co2-Ausstoß in der Landwirtschaft. Leider wurde die GAP-Reform aus dem Herbst vergangenen Jahres nicht genutzt, um die Agrarpolitik mit europäischen Klima- und Umweltzielen in Einklang zu bringen. Daher haben wir als SPD-Europaabgeordnete die ambitionslosen Pläne abgelehnt.
Eine ambitioniertere Ausgestaltung der Mindestanforderungen für den Erhalt von Direktzahlungen, die sogenannte Konditionalität, wurde massiv vom Rat blockiert. Hier musste das Parlament Federn lassen, auch weil eine konservativ-liberale Mehrheit innerhalb des Parlamentes diese nicht gemeinsam mit uns energisch verfolgen wollte.
Ich hoffe damit Ihre Fragen beantwortet zu haben und stehe gerne für Rückfragen zur Verfügung.
Mit freundlichen Grüßen
Tiemo Wölken