Was plant Ihre Partei, damit die Zusatzmilliarden für die Energiewende – mangels Handwerkernachwuchs - nicht ein reiner Preis- und Inflationstreiber bleiben ?
Hallo Herr B.,
erst einmal wäre es schön, wenn denn die "Zusatzmilliarden" für die Energiewende zur Verfügung ständen. Bisher wird so ein Sondervermögen (z.B. als Äquivalenz zum Sondervermögen Bundeswehr) leider nur diskutiert und auch die sonstigen Förderprogramme sind bisher nicht wesentlich aufgestockt worden. Zur Zeit sind lediglich einige bürokratische Hemmnisse (im Bereich PV) entfernt worden. Aber Ihre Frage ist natürlich berechtigt, da potentielle milliardenschwere Förderungen prinzipiell preistreibend wirken können, zumal man schon jetzt aufgrund der hohen Energiepreise eine steigende Nachfrage nach entsprechenden Produkten beobachten kann. Sarkastisch könnte man sagen, dass die Energiepreisexplosion die Förderprogramme ersetzen. Das beantwortet aber zum Teil auch schon etwas Ihre Frage: Potentielle Förderprogramme würden gar nicht so sehr zusätzliche Nachfrage und damit zusätzlichen Priesdruck erzeugen, sondern die Budgets der Investoren entlasten, was angesichts der derzeitigen Preissteigerung einen positiven Effekt darstellt.
Ich persönlich sehe den potentiellen Kostentreiber - so wie Sie - im Bereich Facharbeitermangel. Wobei der Facharbeitermangel nicht nur preistreibend ist, sondern in erster Linie eine massive Zeitverzögerung darstellt.
Hier muss parallel zu den Förderungen in Technik, massiv in Aus- und Weiterbildung investiert werden. B90/Die Grünen sehen daher die kostenfreie Weiterbildung (z.B. Weiterbildung zum Meister) in handwerklichen Berufen als wesentlichen Baustein an. Zudem müssen natürlich die Lehrinhalte bestimmter Berufsbilder überarbeitet werden. Wir sprechen z.B. über den Vorrang von Wärmepumpensystemen bei der Heizung. Es ist aber erschreckend welch geringen Stellenwert diese Technologie bei der entsprechenden Ausbildung einnimmt.
Zudem müssen wir bei der Anerkennung von ausländischen Abschlüssen schneller und prakmatischer vorgehen.
Das Problem der "Zeitknappheit" kann dadurch nicht gelöst werden, weil Aus- und Weiterbildung leider etwas dauern. Versäumisse der letzten Dekade lassen sich leider nicht in 12 Monaten lösen.
Ich bin in Bezug auf einige Kostenfaktoren aber auch vorsichtig optimitisch:
1) Wenn durch die zusätzlichen Mittel, die entsprechenden Produktionskapazitäten (hoffentlich wieder in Europa) erweitert werden, dürfen damit Skaleneffekte auftreten und von den entsprechenden Kostendegressionen werden auch die Endverbraucher profitieren.
2) entsprechende Effizienzsteigerungen erwarte ich auch bei Installation und Wartung. Gerade diese Bedingungen würden das Handwerk "entlasten". Es ist erstaunlich wie schnell die Industrie in den letzten Monaten reagiert hat und neue Geräte anbietet, die diese Anforderungen erfüllen. Durch die antizipierten Gelder ist die Innovationstätigkeit der Unternehmen extrem gestiegen. Es zeigt sich wieder einmal wie wichtig der innovative Mittelstand ist.