Frage an Thomas Röver von Lucas K. bezüglich Finanzen
Sehr geehrter Herr Röver,
wie schätzen sie die Forderungen der Initiative www.monetative.de ein? Meiner Ansicht nach ist es dringend an der Zeit eine öffentliche Diskussion über das heute Geldystem und Alternativen anzustoßen! Das Folgende Zitat wurde der Website www.monetative.de entnommen.
"Die Wurzel der jüngsten Finanzkrisen liegt im heutigen Geldsystem. Es erzeugt überschießend Kredit und fördert damit Spekulationsblasen ebenso wie Inflation und die maßlose Überschuldung vieler Beteiligter. Finanz- und Realwirtschaft können nur funktionieren auf der Grundlage einer stabilen und gerechten Geldordnung. Deshalb setzen wir uns ein für
1. die Wiederherstellung des staatlichen Vorrechts der Geldschöpfung
2. die Beendigung jeglicher Bankengeldschöpfung
3. die schuldenfreie Inumlaufbringung neu geschöpften Geldes durch öffentliche Ausgaben.
Lesen Sie hier die vollständige Initiativerklärung." ( www.monetative.org )
Mit freundlichen Grüßen
Hallo Herr Kuhn,
da machen Sie aber ein Fass auf...
Grundsätzlich ist Ihnen bzw. "monetative.de" zuzustimmen, dass die Wiederherstellung des staatlichen Vorrechts der Geldschöpfung und (bzw. eigentlich in gleichem Sinne) die Beendigung jeglicher Bankengeldschöpfung sehr wichtige Aufgaben wären. Die dritte genannte Forderung, d.h. staatliche Aufgabensicherung über "Gelddrucken", halte ich wegen der hierdurch evt. angetriebenen Inflation für gefährlich ( andererseits werden unsere Gesellschaften, je nach weiterer Entwicklung, vielleicht irgendwann gar nicht mehr drum kommen, genau diesen Weg zu wählen.) Allen drei Forderungen (bzw. der ganzen Idee der monetative ) gemein ist (ähnlich wie bei der Gesellsche Freiwirtschaftstheorie mit "negativ-Zins"), dass sie sehr weit weg vom aktuellen IST-Zustand und der aktuellen politisch-wirtschaftlichen Diskussion sind. Ich halte die Theorie auch für ziemlich kompliziert. Und genau aus diesem Grund wird sich diese Idee nicht so bald durchsetzen. Einzelne Elemente und Forderungen aus dieser Theorie finden sich jedoch in etlichen programmatischen Forderungen der LINKEN zur Bekämpfung der Finanzkrise.
Ich weiß nicht, ob ich zu lange in der LINKEN bin, aber ich selber finde z.B. unsere eigenen Steuer-, Finanz- und Wirtschaftskonzepte recht logisch, verständlich und deutlich einfacher verwirklichbar als die monetative. Und ich meine, dass mit diesen LINKEN Ideen ein Großteil der Scherereien, auf die die Menschheit zur Zeit zurast, abwendbar sind. Komischerweise verstehen aber 90% der Bevölkerung selbst diese einfachsten Forderungen nicht - z.B. Geld dort zu nehmen, wo es sich illegitimerweise angehäuft hat und wo´s nur Schaden statt Nutzen anrichtet; oder: Energie sparen, weil Klimakatastrophe und Öl-bald-alle; oder: Endloses Wachstum in endlicher Welt ist nicht möglich;... Das halte ich für einleuchtend und nachvollziehbar, hierfür werde ich weiter werben, und wenn so der gröbste Irrsinn aus der globalen Wirtschaftsdenke verschwunden ist, wenden wir uns den Feinheiten wie z.B. der monetative zu.
Ich grüße Sie freundlichst,
Ihr Thomas Röver