Frage an Thomas Reinhard von Arno Z. bezüglich Familie
Sehr geehrter Herr Rheinhard,
Durch die eigene Problematik(Unfall+Tochter mit Rettsyndrom), will ich im Tagesgeschäft und der Politik auf das Anliegen von Menschen mit Handikaps aufmerksam machen. Und deshalb folgendes Anliegen:
der Artikel 19 der UN-Konvention zum Schutz und zur Förderung der Rechte behinderter Menschen „(Unabhängige Lebensführung und Teilhabe an der Gemeinschaft) bestimmt, dass Menschen mit Behinderungen die Möglichkeit haben müssen, ihren Wohnsitz frei zu wählen und zu entscheiden, wo und mit wem sie in welcher Wohnform leben wollen. Sie müssen Zugang zu häuslichen, institutionellen und anderen gemeindenahen Assistenz- und Unterstützungsdiensten haben, die zur Teilhabe am Leben der Gemeinschaft notwendig sind.“
Welche Maßnahmen werden Sie ergreifen, um die Rechte behinderter Menschen zu stärken und auch schwerst- und mehrfachbehinderten Menschen ein selbstbestimmtes Leben mitten in der Gesellschaft zu ermöglichen?
Werden Sie sich dafür einsetzen, dass auch behinderte Menschen mit hohem Pflege- und/oder Betreuungsbedarf in Einrichtungen der Eingliederungshilfe - und damit gemeinsam in Wohngruppen mit weniger stark behinderten Erwachsenen - leben und eine externe Tagesförderstätte besuchen können?
Schon jetzt vielen Dank für Ihre aussagekräftige Antwort!
Sehr geehrter Herr Zimmermann,
ich bin der Meinung, dass ein Zusammenleben von Menschen mit und ohne Behinderung das gegenseitige Verständnis fördert. Deshalb soll dies auch unterstützt werden.
Viele Möglichkeiten hierfür sind bereits gegeben. So kann jeder eine behindertengerechte Wohnung mieten, ob für sich alleine oder für eine WG. Unter anderem dafür stellt der Bezirk oder andere Kostenträger wie z. B. die Krankenkasse ein persönliches Budget zur Verfügung. Allerdings ist es nötig, darüber zu verhandeln, was Eigeninitiative, ggf. des persönlichen Betreuers, erfordert.
Wichtig erscheint mir darüber hinaus, dass sich die Betroffenen gegenseitig unterstützen, was vielfach ja schon geschieht. Gerade in einer WG ist dies ohne Weiteres möglich. Denn der Grundsatz der Subsidiarität (das heißt, so viel wie möglich der Eigenverantwortung des Einzelnen zu überlassen, aber auch so viel Unterstützung wie nötig seitens der Solidargemeinschaft zu gewähren) gilt für die ödp in allen Bereichen.
Eine Form dieser Unterstützung ist es, darauf hinzuwirken, barrierefreie Wohnungen zu schaffen. Denn das ist Voraussetzung dafür, dass diese Wohnformen verwirklicht werden können.
Grundsätzlich will ich mich darür einsetzen, dass Entscheidungen im Sinne von behinderten Menschen auch im Einklang und in Abstimmung mit den Betroffenen erörtert werden. Denn die Politik sollte nicht über die Köpfe derer hinweg entscheiden, die sich hier unermüdlich engagieren, sondern die Erfahrung aller nutzen, die sich zum Wohle behinderter Menschen einsetzen.
Mit freundlichen Grüßen,
Thomas Reinhard