Frage an Thomas Oppermann von Friedrich-Wilhelm B. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Sehr geehrter Herr Oppermann,
die Energieversorger fordern einen Ausbau des Stromnetzes in Freileitungsbauweise. Freileitungen zerstören großräumig unsere Landschaft, vernichten Immobilienwerte und gefährden die Gesundheit der Menschen.
Die Alternative Erdkabel würde für die geplanten 850 Km Netzausbau Mehrkosten von weniger als 1 Euro pro 4-Personen-Haushalt pro Jahr bedeuten.
Nun will die Bundesregierung mit dem neuen Energieleitungsausbaugesetz den Bau von Freileitungen erleichtern, Bürgerrechte beschneiden und den Einsatz von Erdkabeln in das Belieben der Energieversorger stellen, de facto also verhindern.
Wie stehen Sie zu dieser Thematik? Dürfen wir auf Ihre Unterstützung zur Durchsetzung von Erdkabeln hoffen?
Mit freundlichen Grüßen
Friedrich-Wilhelm Bening
Sehr geehrter Herr Bening,
vielen Dank für Ihr Schreiben zum Ausbau des Stromnetzes in Erdkabelbauweise im Rahmen des Energieleitungsausbaugesetzes (EnLAG). Das EnLAG hat vorrangig die Aufgabe, die Netzengpässe, die aufgrund neuer Windenergieanlagen an und vor der Küste entstehen, durch einen zügigen Ausbau des Stromnetzes zu beseitigen. Ein Teil dieser Erweiterung soll in Erdkabelbauweise entstehen.
Ziel der Energiepolitik der SPD ist es bis zum Jahr 2020 einen Anteil der erneuerbaren Energien von 30% Prozent an der Energieversorgung zu erreichen. Dadurch wird die Abhängigkeit von Kohle und Gas bei der Stromversorgung verringert. Diese Rohstoffe sind nicht unendlich verfügbar, müssen zum Teil teuer importiert werden und ihre Verbrennung erzeugt klimaschädliche Emissionen. Zudem halten wir am Ausstieg aus der Atomenergie fest.
Um den regenerativ erzeugten Strom aus dem Norden auch in die südlichen Teile Deutschlands zu transportieren ist die rasche Erweiterung des Höchstspannungsübertragungsnetzes, im Rahmen des Energieleitungsausbaugesetzes, dringend erforderlich. Das EnLAG bezieht sich allerdings ausschließlich auf Höchstspannung (über 380 Kilovolt). Auf dieser Spannungsebene gibt es bisher noch keinerlei Erfahrungen mit Erdkabeln. Bei der Nutzung können unbekannte Blindströme auftreten, die aufgrund von Kondensatoreffekten zum Nullleiter (Erde) entstehen. Um Erfahrungen auf diesem Gebiet zu sammeln, werden vier Versuchsstrecken errichtet:
1. Abschnitt Ganderkesee – St. Hülfe der Leitung Ganderkesee – Wehrendorf,
2. Leitung Diele – Niederrhein,
3. Leitung Wahle – Mecklar,
4. Abschnitt Altenfeld – Redwitz der Leitung Lauchstädt – Redwitz.
Die SPD-Bundestagsfraktion hat diese vier Versuchsstrecken, trotz enormen Widerstands aus den Reihen der CDU/CSU Fraktion, durchgesetzt. Es ist uns somit gelungen den Bürgerinnen und Bürgern auch zukünftig Versorgungssicherheit zu gewährleisten, den weiteren Ausbau von erneuerbaren Energien zu unterstützen und gleichzeitig einen neuen, innovativen Weg in der Energieübertragung einzuschlagen.
Mit freundlichen Grüßen
Thomas Oppermann