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Thomas Oppermann
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Frage von Michael H. •

Frage an Thomas Oppermann von Michael H. bezüglich Arbeit und Beschäftigung

Mein Vater war beamteter Briefträger und Alleinverdiener. Trotz seines geringen Einkommens gelang es ihm und meiner Mutter, ein Zweifamilienhaus in Köln-Lövenich zu errichten. Kurz vor Ausscheiden aus dem aktiven Dienst (Vorruhestand) wurde er noch in den mittleren Dienst befördert. Er erhält eine auskömmliche Pension und hat zusätzlich Mieteinnahmen.
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Davon kann ich selbst nur träumen: Zunächst landete ich auf der Hauptschule, konnte dann wegen eines gemessenen hohen IQ 120 die Schullaufbahn auf dem Gymnasium oder der Realschule fortsetzten. Da es damals kein Gymnasium in der Nähe gab, entschied ich mich für die Realschule, die ich mit der Facchoberschulreife abschloß. Nach einer Berufsausbildung im Buch-Groß- und Außenhandel und einer anschließenden kurzen Berufstätigkeit, entschloss ich mich die Fachoberschule für Wirtschaft zu besuchen, die ich dann mit der Fachhochschulreife verliess. Eine weitere Bildungsqualifikation erreichte ich auf der Uni-Gesamthochschule Wuppertal (Fachgebundene Hochschulreife). Dort schloß ich im Januar 1989 das Studium mit recht guten Noten als Diplom-Ökonom ab.
Die anschließende Arbeitsrealität war erschreckend. Ich hangelte mich von einem befristeten Vertrag zum nächsten, dazwischen immer wieder Arbeitslosigkeit. Ein Einschnitt erfolgte durch Hartz IV. Von der Mittelschicht erfolgte der Abstieg ins Prekariat. Nur noch eine reguläre Beschäftigung (wieder befristet) gelang mir unter diesen Bedingungen. Mit 55 Jahren wurde ich schließlich frühverrentet.
Das frühere Versprechen der SPD "Aufstieg durch Bildung" klingt für mich heute wie Hohn. Ich wohne glücklicherweise in einer Genossenschaftswohnung, doch gehöre ich mit meiner Rente von ca. 845 € dennoch weiterhin zum Prekariat. Einen solchen Lebenslauf hatte ich mir vordem nicht vorstellen können. -
Auf solche Biographien weiß die SPD keine Antwort. Die Gründe reichen immer noch in die Schröder-Ära zurück.
Weshalb sollte ich unter solchen Bedingungen SPD wählen?

Portrait von Thomas Oppermann
Antwort von
SPD

Sehr geehrter Herr H.,
vielen Dank für Ihr Schreiben und die Schilderung Ihrer Situation.
Die SPD muss wieder die Partei sein, die für Bildungs- und Aufstiegschancen unabhängig vom Geldbeutel der Eltern sorgt. Die Arbeitnehmer und ihre Familien müssen im Mittelpunkt unserer Politik stehen.
Ich bin überzeugt, dass wir einen Mindestlohn von 12 € und eine Grundrente für Menschen, die Jahrzehnte lang gearbeitet haben, brauchen. Da sich viele Menschen von Hartz IV stigmatisiert fühlen, haben wir auf einer Klausurtagung vor einigen Wochen ein neues Sozialstaatskonzept beschlossen.
Mit freundlichen Grüßen
Thomas Oppermann