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Thomas Oppermann
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Frage von Teresa El G. •

Frage an Thomas Oppermann von Teresa El G. bezüglich Arbeit und Beschäftigung

Sehr geehrter Herr Oppermann,

wie kommen Sie zu dieser Spekulation, uns würden bald 6,7 Millionen Erwerbstätige fehlen?

Tatsächlich haben wir 2.7 Millionen Studenten an deutschen Hochschulen! Und die Zahl steigt von Jahr zu Jahr, und das trotz Numerus Clausus in fast allen Fächern. (www.spiegel.de › UniSPIEGEL › Studium › Studienstart)

Und 3 Millionen Arbeitslose. Ich bin fast durchgängig seit meinem Diplom in Wirtschaftswissenschaften arbeitslos, und mein Mann ebenso als Elektrotechnik-Ingenieur.

Wollen Sie die Löhne für Fachkräfte drücken? Vielleicht erinnern Sie sich bitte daran, dass Sie nicht vom Arbeitgeberverband gewählt wurden.

Wie wollen Sie die Richtigkeit der Diplome aus dem Ausland überprüfen, bei all der Korruption dort? Von Marokko, wo ich ein Jahr lang gelebt habe, weiß ich, dass es gang und gäbe ist, dass Diplome für Kanada gefälscht wurden, die die Auswanderer nicht hatten, die damit nach Kanada sind, um nach ein paar Monaten Arbeit von Sozialhilfe zu leben. Welcher Verwaltungsapparat soll da kontrollieren, dass nicht gefälscht und gelogen wird?

Ich kann nur hoffen, dass Sie mit der Aussage lediglich an Ihrem politischen Profil basteln und das nicht ernst meinen.

Mit freundlichen Grüßen

Teresa El Gourzni

Portrait von Thomas Oppermann
Antwort von
SPD

Sehr geehrte Frau El Gourzani,

zu den demographischen Entwicklungen unserer Gesellschaft gibt es zahlreiche fundierte Studien z.B. des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB). Auch die Bundesagentur für Arbeit geht davon aus, dass die Zahl Erwerbstätigen in den nächsten zehn Jahren um 6,7 Millionen Menschen sinken wird.

Ich weise Ihre Unterstellung zurück, dass die SPD die Löhne von Facharbeitern drücken wolle. Im Gegenteil: Wir können unseren Wohlstand nur sichern, wenn wir uns für qualifizierte Einwanderer öffnen. Anderenfalls laufen wir Gefahr, unsere sozialen Sicherungssysteme nicht mehr finanzieren zu können.
Außerdem haben wir in unserem SPD-Positionspapier betont: „Um auszuschließen, dass Arbeitgeber Dumpinglöhne zahlen, muss ein Arbeitsvertrag vorliegen, der mindestens tarifliches Lohnniveau garantiert.“

Neben der Einwanderung qualifizierter Fachkräfte müssen wir gleichzeitig alle erforderlichen Anstrengungen unternehmen, um die 1,5 Millionen jungen Menschen in unserem Land zwischen 25 und 35 Jahren, die bisher keine Berufsausbildung haben, in eine Ausbildung zu bringen.
Auch die berufliche Weiter- und Ausbildung älterer Arbeitnehmer und Arbeitsloser muss gestärkt werden und sich am tatsächlichen Bedarf orientieren. Außerdem werden wir die Potentiale von Menschen mit Behinderungen im allgemeinen Arbeitsmarkt deutlich heben. Schließlich wollen wir, dass die Migranten, die bereits in Deutschland leben, besser in den Arbeitsmarkt integriert werden.

Zum Thema Anerkennung ausländischer Abschlüsse haben wir in unserem Positionspapier folgenden Vorschlag gemacht: „Ein weiteres wichtiges Element des neuen Einwanderungsgesetzes muss die bessere und schnellere Anerkennung ausländischer Abschlüsse sein. Dies wollen wir durch einen Rechtsanspruch auf unabhängige Beratung, die Einführung eines Einstiegsdarlehens und angemessene Verfahrens-kosten fördern. Derzeit arbeiten schätzungsweise 300.000 bis 500.000 Einwanderer unterhalb ihrer Qualifikation; dieses Potenzial von Anerkennungsberechtigten muss besser ausgeschöpft werden.“

Das komplette Positionspapier der SPD-Fraktion für ein Einwanderungsgesetz finden Sie im Anhang.

Ich bedauere, dass Sie derzeit arbeitslos ist, und wünsche Ihnen, dass sich Ihre berufliche Situation bald verbessern wird.

Mit freundlichen Grüßen

Thomas Oppermann