Frage an Thomas Oppermann von Petra M. bezüglich Wirtschaft
Sehr geehrter Herr Oppermann,
als Jurist ist Ihnen eine analytische Betrachtungsweise nicht fremd. Als Fraktionsvorsitzender haben Sie zudem Einblick in Wirtschaftsthemen. Wie stehen Sie zu Thomas Piketty: Das Kapital im 21. Jahrhundert.
Meine Frage lautet also: Wie geht es Ihnen in der Fraktion mit diesem Thema? Abgeleitet könnte man sagen: Ist die Wahl in Griechenland nicht eher eine Chance als ein Risiko, weil diese Regierung das Vermögen angreift, was in Europa not tut angesichts der Vermögensschere. Und bitte keine Infos über Korruption in Griechenland. Für Vermögenschere in ganz Europa darf sich jeder auf eurostat informieren.
Damit zusammenhängend: Stimmen Sie mir zu, dass die Klassisch/neoklassische Politik der Troika in Europa gescheitert ist. Abgesehen von Griechenland, was ist denn mit Italien und Frankreich?
Stimmen Sie mir zu, dass in Europa der "Schimmelreiter" läuft: Geldmengeninduzierte Inflation und Bankensanierung (bitte keine Verkürzungen) und Kandarren an die Unter- und Mittelschicht.
Nun, das hört sich erstmal sehr sozial an: Sozial zu sein ist ja inzwischen anrüchig.
Aber lieber Herr Oppermann, ich bin und bleibe Volkswirt. Ich kenne mich noch aus mit normativer Finanzwissenschaft und Wachstumstheorie auch in einer offenen Volkswirtschaft. Mir ist klar, dass Geldmengen und Aktienblasen Null für die Volkswirtschaft tun, wenn die Nachfrage nicht stimmt.
Daher eine Weiterempfehlung von meinem im Studium verehrten Nobelpreisträger Paul Krugman: Lesen Sie Thomas Piketty: Das Kapital im 21. Jahrhundert!
Nachdem Sie es getan haben: Stimmen Sie mir zu, dass die Wahl in Griechenland eine Chance für Europa ist und nicht eine Last? Weil diese Regierung sich traut, Vermögen von denen abzuschöpfen, die vom Steuerzahler leben?
Ich bin gespannt auf Ihre Antwort.
Beste Grüsse
Petra Merkel
Guten Tag Frau Merkel,
die griechische Regierung steht vor enormen Herausforderungen.
Trotz der sichtbaren Fortschritte, die Griechenland in den vergangenen Jahren erreicht hat, sind weitere Anstrengungen notwendig, damit das Land ein stabiles Wirtschaftswachstum und einen nachhaltigen Schuldenabbau schafft. Dazu gehören auch mutige Reformen, die Korruption und Vetternwirtschaft bekämpfen.
Wir sind uns einig, dass zudem die hohen Einkommen in Griechenland endlich einen angemessenen finanziellen Beitrag zum griechischen Staatshaushalt leisten müssen. Dazu muss in Griechenland eine effiziente Steuerverwaltung aufgebaut werden. Wir brauchen aber auch weitere Anstrengungen aller europäischen Mitgliedstaaten, Steuerflucht zu stoppen und Steuerschlupflöcher zu schließen.
Wir werden Griechenland auf diesem Weg weiter partnerschaftlich unterstützen. Aber notwendiges Fundament der europäischen Solidargemeinschaft ist Verlässlichkeit und gegenseitiges Vertrauen. Solidarität ist keine Einbahnstraße. Deshalb gehen wir davon aus, dass die neue griechische Regierung ihre vertraglichen Vereinbarungen mit der EU und der Troika einhalten wird.
Mit freundlichen Grüßen
Thomas Oppermann