Frage an Thomas Oppermann von Nicole G. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Sehr geehrter Herr Oppermann,
Thomas Piketty zeigt in seinem Buch "Kapital im 21. Jahrhundert",
die Ungleichheit von Einkommen auf.
Da das Kapital nicht morgens aufsteht und eine Schaufel zur Hand nimmt,
sind es die Menschen, die die Kapitaleinnahmen erarbeiten und damit mehren.
Deren Arbeit wird mit bis zu 50% besteuert. Das Kapital mit 25%.
Warum werden arbeitende Menschen,
die das Kapital durch Wertschöpfung "mehren" mit höheren Abgaben belegt,
als die Menschen, die die Früchte dieser Arbeit mittels Kapitalerträgen
(Dividenden/Zinsen) abschöpfen,
ohne dafür selbst etwas erwirtschaften zu müssen?
mfg, Nicole Grothey - Göttingen
Sehr geehrte Frau Grothey,
die SPD tritt für eine Besteuerung nach der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit ein.
Wirtschaftliche Leistungsfähigkeit erwächst aus Löhnen (Faktor Arbeit) und Gewinnen (Faktor Kapital) und muss gleichermaßen besteuert werden.
Lohneinkommen werden mit bis zu 42 Prozent Einkommensteuer belastet (ab 250.000 Euro zu versteuerndem Einkommen bei Ledigen mit 45 Prozent).
Gewinne von Personengesellschaften unterliegen demselben Einkommensteuertarif wie die Lohneinkommen.
Gewinne von Kapitalgesellschaften unterliegen der Körperschaftsteuer und der Gewerbesteuer. Sie werden auf der Unternehmensebene mit knapp 30 Prozent besteuert (Körperschaftsteuer 15 Prozent, Gewerbesteuer rd. 14 Prozent). Bei der Ausschüttung der Gewinne (insbesondere Dividenden) an die Anteilseigner erfolgt eine weitere Belastung mit der Abgeltungssteuer von 25 Prozent (plus Soli). Die Gesamtbelastung der Gewinne auf Unternehmens- und Anteilseignerebene liegt im Ergebnis bei knapp 49 Prozent.
Lohneinkommen und Gewinne werden somit steuerlich ungefähr gleich belastet.
Mit freundlichen Grüßen
Thomas Oppermann