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Thomas Oppermann
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Frage von Andre S. •

Frage an Thomas Oppermann von Andre S. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie

Sehr geehrter Herr Oppermann,

in der Mitteldeutschen Zeitung sagten Sie, Herr zu Guttenberg solle zu den Plagiatsvorwürfen befragt werden. Welchen Sinn hat diese Befragung? Anstatt sich über wichtige Themen Gedanken zu machen, sollen sich jetzt die Bundestagsabgeordneten damit beschäftigen?

Was für einen Sinn hat eigentlich die Rücktrittsforderung? Ich finde es langsam nervig, dass Ständig diese Rücktrittsforderungen von der Opposition kommen, dass ist jetzt sehr allgemein. Jetzt ist Herr Guttenberg dran, vor einigen Jahren war es Herr Scharping, oder Frau Schmidt.

Ein Doktortitel ist ja nicht nötig als Verteidigungsminister. Also ist ein Rücktritt beim Verlust des Titels Blödsinn. Wenn man nur Minister nach Fachqualifikation werden könnte, dürfte eigentlich nur noch Herr Rösler im Amt bleiben, da er Arzt ist. (Ein Pharmareferent wäre allerdings noch qualifizierter).

Ich wäre ja dafür, dass sich der Bundestag über andere Sachen Gedanken macht. Da gibt es noch so andere kleine Themen wie Hartz4, Schuldenabbau (und ich meine tatsächlich den Abbau von Schulden, und nicht die Verringerung der Neuverschuldung), oder wie wäre es mit einheitlichen Bildungssystem?

Mit freundlichen Grüßen
André Schaadt

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Antwort von
SPD

Sehr geehrter Herr Schaadt,

vielen Dank für Ihr Schreiben vom 21. Februar 2011.

In den vergangenen Wochen haben mich sehr viele Anrufe und Zuschriften wegen der Vorwürfe an Karl-Theodor zu Guttenberg erreicht, die zu seinem Rücktritt als Bundesverteidigungsminister führten. Viele Bürgerinnen und Bürger haben mich ausdrücklich dafür gelobt, dass meine Fraktion und ich uns entschieden dagegen wehrten, ein Plagiat bei der Doktorarbeit als Bagatelle herunterzuspielen.

Am 23. Februar 2011 fand im Deutschen Bundestag eine Aktuelle Stunde auf Initiative von SPD und Bündnis 90/Grünen zu den Fehlern von Verteidigungsminister zu Guttenberg beim Verfassen seiner Doktorarbeit statt. Ich habe dort daran erinnert, dass zu Guttenberg die ersten Plagiatsvorwürfe als "abstrus" abtat und später immer nur das zugegeben hat, was nicht mehr zu leugnen war. Der Verteidigungsminister hat dabei beteuert, dass die unter seinem Namen veröffentlichte Doktorarbeit seine eigene Leistung sei.

Am 11. Mai 2011 hat von der Universität Bayreuth eingesetzte Kommission bestätigt, dass die Dissertation eine Fülle von Plagiaten aufweist. Zu Guttenberg hat im großen Stil fremde Textstellen, u.a. auch Ausarbeitungen des Wissenschaftlichen Dienstes des Deutschen Bundestags übernommen und so getan, als seien diese sein geistiges Eigentum. Seine Entschuldigungsversuche, er sei wegen der Mehrfachbelastung überfordert worden, sind nicht überzeugend: „Die Kommission vermag nicht nachzuvollziehen, dass jemand, der über Jahre Quellen für seine Dissertation bearbeitet, derart in einen Zustand der Dauervergesslichkeit gerät, dass ihm die allerorten in seiner Arbeit nachweisbaren Falschangaben vollständig aus dem Bewusstsein geraten.“

In seinem eigenen Umfeld hat zu Guttenberg stets hohe Maßstäbe an das Handeln anderer angelegt. Ich erinnere daran, dass er in seiner kurzen Zeit als Minister mehrere Personen entlassen hat. Seinem immer wieder vorgetragenen eigenen moralischen Anspruch des "Führens durch Vorbild" konnte zu Guttenberg am Ende nicht mehr gerecht werden.

Deshalb war sein Rücktritt am 1. März 2011 überfällig und unausweichlich. Zu Guttenberg hat die notwendigen Konsequenzen gezogen.

Mit freundlichen Grüßen

Thomas Oppermann