Frage an Thomas Kutschaty von Max E. bezüglich Bildung und Erziehung
Derzeit sammelt eine Initiative von Eltern und Lehrkräften Unterschriften für eine Petition, die die Umwandlung aller staatlichen Bekenntnisschulen in Gemeinschaftsgrundschulen fordert ("Endlich Gerechtigkeit: Schluss mit Diskriminierung an Grundschulen in NRW!"). Wie stehen Sie zur Forderung der Petition? Was halten Sie davon, dass Jahr für Jahr nicht-katholische Kinder an der wohnortnächsten städtischen katholischen Grundschule bei der Einschulung das Nachsehen haben gegenüber katholischen Kindern, die weiter entfernt von der Grundschule wohnen? Zur Zeit herrscht deswegen viel Unzufriedenheit unter Eltern in Bocholt (7 von 10 Grundschulen katholisch), Olpe (3 von 4 Grundschulen katholisch) und Bonn (18 von 50 Grundschulen katholisch), zumal es hier jeweils sogar zur Ablehnung von Geschwisterkindern kam. Zudem werden immer wieder einzelne Grundschulen umgewandelt, damit der/die kommissarische Schulleiter/in trotz falschen oder fehlenden Taufscheins Rektor/in werden kann.
Wir wenden uns mit dieser Frage an alle demokratischen Parteien im Landtag. Die Antwort ihrer Fraktion werden wir mit den Unterstützer/innen der Petition teilen.
Sehr geehrter Herr Ehlers,
vielen Dank für Ihre Anfrage. Auch ich habe die Petitionen bezüglich der Umwandlung staatlicher Bekenntnisschulen in Gemeinschaftsgrundschulen zur Kenntnis genommen. Damit sprechen Sie ein wichtiges Thema an.
Schulen sollten die Lebenswelt der Gesellschaft abbilden, das bedeutet, dass die Lehrkräfte und die Schülerschaft genauso divers sein sollten wie unsere Gesellschaft.
Zum einen sollten Eltern die Möglichkeit erhalten, diejenige Schule für ihre Kinder auszuwählen, die dem eigenen Bekenntnis entspricht – auch wenn diese nicht in der unmittelbaren Umgebung liegt. Zum anderen sollten Eltern aber auch selbstbestimmt entscheiden können, auf welche Grundschule das eigene Kind, unabhängig vom Bekenntnis der Grundschule, gehen sollte. In diesem Spannungsfeld von Bekenntnisschulen und dem Anspruch einer inklusiven und gerechten Bildung gilt es einen guten und gerechten Weg zu bestreiten.
Grundsätzlich zählt für uns das Prinzip „Kurze Beine – kurze Wege“, das heißt Grundschulkinder sollten unabhängig vom Bekenntnis der Schule, die Möglichkeit erhalten, die Schule in ihrem Quartier zu besuchen. Sie sollen dort zu Schule gehen dürfen, wo auch die Freunde aus der Kita und aus der Nachbarschaft hingehen.
Jedes Kind hat ein Recht auf gute Bildung – unabhängig von der sozialen, kulturellen oder religiösen Herkunft.
Ich kann für mich und meine Landtagsfraktion sagen, dass jedes Kind ein Recht auf selbstbestimmte Bildung hat und somit die Chance haben sollte, die gewünschte Grundschule auszuwählen. Für Bekenntnisschulen besteht daher die Herausforderung, sich im Sinne einer modernen Gesellschaft für alle Kinder zu öffnen und gleichzeitig das Profil ihrer Bekenntnisschule aufrechtzuerhalten.
Wir werden dies kritisch begleiten.
Mit freundlichen Grüßen
Thomas Kutschaty