Frage an Thomas Kossendey von Uwe K. bezüglich Verkehr

Sehr geehrter Herr Kamps,

vielen Dank für Ihre Frage zum Nutzen der A 22 für das Ammerland sowie für ganz Niedersachsen, Deutschland und Europa. Gern möchte ich Ihnen antworten, welche Gründe aus meiner Sicht für den Bau der Küstenautobahn sprechen.

Zunächst eine allgemeine Bemerkung vorweg: Wirtschaftliche Entwicklung ist ohne gut ausgebaute Verkehrswege nicht möglich. Das zeigen nicht nur wissenschaftliche Studien, sondern wir erleben es selbst ganz in unserer Nähe – etwa in den Landkreisen Cloppenburg und Vechta, die enorm von der A 1 profitieren. Für sich allein genommen schaffen eine neue Autobahn oder eine Bahnverbindung zwar keine Arbeitsplätze, aber sie sind notwendige Bedingung für Entwicklungsprozesse. In Befragungen von Unternehmern nach ihrer Bewertung harter Standortfaktoren steht eine gute Autobahnanbindung ganz oben auf der Prioritätenliste.

Aber auch gezielte Befragungen von Unternehmen in den IHK-Bezirken Oldenburg, Stade, Emden und Bremerhaven nach dem Nutzen der A 22 haben ein eindeutiges Bild ergeben: Der Anteil der Ost-West-Verkehre, der besser auf der A 22 abgewickelt werden könnte, wird auf durchschnittlich knapp 30 Prozent des Gesamtumsatzes beziffert. Die große Mehrheit der befragten Unternehmen ist der Meinung, dass die vorhandenen Ost-West-Verbindungen den künftigen Anforderungen nicht mehr genügen und die A 22 eine wichtige Voraussetzung für die eigene positive wirtschaftliche Entwicklung sei. Die A 22 liegt also im Interesse der Unternehmen, aber damit auch im Interesse vieler Bürger: Die Unternehmen bieten Arbeitsplätze, zahlen Steuern und ermöglichen auf diese Weise erst ein funktionierendes Gemeinwesen mit Kindergärten, Schulen und anderen öffentlichen Einrichtungen und Dienstleistungen.

Gerade das östliche Ammerland würde sich durch die A 22 in Verbindung mit dem neuen Jade-Weser-Port und den bereits vorhandenen Autobahnen 28 und 29 zu einem sehr interessanten Wirtschaftsstandort entwickeln, da es durch die neue Querverbindung eine logistische Drehscheibenfunktion erhielte. Zwei andere wichtige Argumente für die Küstenautobahn sind für mich der weiter steigende Güterverkehr, den die A 1 selbst bei durchgehend sechsspurigem Ausbau nicht mehr aufnehmen kann, sowie die Notwendigkeit einer guten Hinterlandanbindung für den Jade-Weser-Port. Nur mit einer guten Verkehrsanbindung können wir als Region das wirtschaftliche Potenzial des neuen Hafens ausschöpfen, der ja kein reiner Containerumschlagsplatz werden soll, sondern Motor für weitere wirtschaftliche Belebung.

Die Antwort auf die Frage nach dem Nutzen der A 22 für das Bundesland Niedersachsen, Deutschland und Europa ergibt sich von selbst: Die größeren Einheiten leben von ihren starken Regionen – insofern profitieren alle von einer wirtschaftlichen Belebung des Nordwestens.

Weitere Details zu den Gründen, die für einen Bau der Küstenautobahn sprechen, können Sie in der Studie „Raum- und wirtschaftsstrukturelle Untersuchung für die A 22“ des Niedersächsischen Instituts für Wirtschaftsforschung lesen, die im Internet unter www.kuestenautobahn.info beim Unterpunkt Themen/Gutachten zugänglich ist.

Mir ist bewusst, dass der Bau einer neuen Autobahn auch negative Folgen hat, in erster Linie natürlich für die direkt betroffenen Anwohner. In dem derzeit laufenden Raumordnungsverfahren setze ich mich dafür ein, dass ihre Einwände berücksichtigt werden und ein Trassenverlauf gefunden wird, der möglichst wenig in gewachsene Strukturen eingreift. Ich kann die Befürchtungen vieler A-22-Gegner allerdings nicht teilen, dass durch den Bau die Kulturlandschaft Ammerland zu einem großen Teil unwiederbringlich zerstört würde. Die Beispiele A 28 sowie die A 29 zeigen, dass selbst eine Autobahn sich in die Landschaft einpasst und die touristische Attraktivität des Ammerlands nicht schmälert, sondern (durch die gute Erreichbarkeit) sogar noch erhöht.

Mit freundlichem Gruß

Thomas Kossendey