Frage an Thomas Kossendey von Gustav W. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Sehr geehrte Herr Kossendey,
ich bin der Meinung, dass das Projekt ´Zukunftsdialog der Bundeskanzlerin´ http://www.dialog-ueber-deutschland.de/ eine Mogelpackung von Bürgerbeteiligung und Verschwendung von Steuergeldern ist.
Einige Medien informierten die Bürger über die berauschende Abruf-, Besucherzahlen und eine rege Teilnahme in der Abstimmung auf der Website Zukunftsdialog der Bundeskanzlerin http://www.dialog-ueber-deutschland.de/ [1]. Inzwischen ist offensichtlich, dass diese Zahlen manipuliert sind. Dies hat auch das Redaktionsteam des Bundespresseamtes bereits eingesehen und u.a. am 03.02.2012 zwischen 19:00 und 21:00 Uhr den Zähler zum Abstimmungsergebnis zum Vorschlag ´Open Source statt schlechter Software´ [5] von über 18 000 auf 0 gesetzt - s. dazu [4]. Ob es Einzelfall und letzter Fall der Manipulation der Abstimmung seitens des Bundespresseamtes, bleibt zu hoffen.
Als Ergebnis der Darstellung des Redaktionsteams und der Medien - s. dazu [3], [4] und [9] - kann in der Öffentlichkeit der Eindruck entstehen, dass es sich bei dieser Manipulation nur um einen ärgerlichen Einzelfall handelt und mit der eingespielten CAPTCHA-Eingabe jetzt keine Verfälschung der Abstimmungsergebnisse möglich ist. Tatsache ist, dass das Update der Website die Manipulation der Abstimmung zwar erschwert, aber nicht verhindert. Fleißige Teinehmer des Online-Zukunftsdialogs können nach wie vor unbegrenzt oft abstimmen, wenn sie nach jeder Abstimmung das Browser-Fenster schließen und den Browser neu starten. Unter diesen Umständen sind die Qualität und Glaubwürdigkeit der Abstimmungsergebnisse im Online-Zukunftsdialog der Bundeskanzlerin mehr als fraglich.
Quellenverzeichnis und mehr zu der Begundung sind hier https://oldenburg.piratenpad.de/70 aufgeführt.
Sind Sie mit der Aussage "das Projekt ´Zukunftsdialog der Bundeskanzlerin´ ist eine Mogelpackung von Bürgerbeteiligung und Verschwendung von Steuergeldern" einverstanden?
Sehr geehrter Herr Wall,
für Ihre Anfrage vom 07. Februar 2012 danke ich Ihnen. Es ist schön zu lesen, dass Sie sich für den beliebten Zukunftsdialog der Bundeskanzlerin interessieren. Ich widerspreche jedoch Ihrer Aussage, das Projekt sei eine Mogelpackung und eine Verschwendung von Steuergeldern, vehement. Es ist richtig, dass es anfängliche Sicherheitsprobleme in Bezug auf die Abstimmungsergebnisse auf der Website gab. Allerdings hat das Bundespresseamt sich ganz bewusst für das ursprüngliche Abstimmungsverfahren entschieden, um die Zugangsschwelle für die Bürgerinnen und Bürger, die am Zukunftsdialog mitarbeiten möchten, möglichst niedrig zu gestalten. Nachdem die Medien – und insbesondere Spiegel online – über daraus resultierende Manipulationsmöglichkeiten geschrieben haben, hat das Bundespresseamt unverzüglich reagiert und das Abstimmungssystem umgestellt. Wie sie selbst schreiben ist die CAPTCHA-Eingabe ein relativ sicheres System. Natürlich ist eine absolute Sicherheit bei Online-Abstimmungen nie gegeben, da es nicht auszuschließen ist, dass User eine Manipulationsmöglichkeit finden.
Dennoch bin ich der Auffassung, dass der Zukunftsdialog absolut unterstützenswert ist. Die Bundeskanzlerin stellt auf diesem Wege einen engen Kontakt zu den Bürgerinnen und Bürgern, unabhängig von den Parteipräferenzen, her und garantiert eine Teilhabe an der Zukunftsgestaltung. Das Ziel, die vielbeschworene Politikverdrossenheit zu bekämpfen und den Menschen in diesem Land zu zeigen, dass sie auf relativ einfachen Wegen die Politik mitgestalten können, ist absolut richtig und die dafür aufgewendeten Steuermittel sind keinesfalls verschwendet. Gerade die Piratenpartei, in der Sie Mitglied sind, tritt doch für eine offene und transparente Kommunikation mit den Bürgern auch über das Internet ein. Allein aus diesem Grund verstehe ich Ihre Kritik nicht.
Mit freundlichem Gruß
Thomas Kossendey MdB