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Frage von Heike S. •

Frage an Thomas Hummel von Heike S. bezüglich Bildung und Erziehung

Hallo Herr Hummel,

alle reden über Bildungspolitik. Was tun Sie und insbesondere wie würden Sie es finanzieren, dass unsere Kinder nicht mehr mit 25-30 Kindern in einer Schulklasse sitzen? Wie bekommt der Münchner Westen mehr Lehrer?

Viele Grüße,
Heike Sesterhenn

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Antwort von
BAYERNPARTEI

Grüß Gott, Frau Sesterhenn!

Zunächst bitte ich um Entschuldigung für die ziemlich späte Antwort, aber nachdem Sie unmittelbar nacheinander zwei Fragen gestellt haben, ist mir die erste irgendwie durchgerutscht.

Wie ich hier bereits einmal geschrieben habe, halte ich mehr Lehrer bzw. weniger Schüler pro Klasse nicht für falsch. Gleichzeitig ist das aber - obgleich das neuerdings gleich mehrere Parteien unisono plakatieren - auch nicht die Patentlösung für alle schulischen Probleme. Ich habe meine Schulzeit in Klassen zwischen 14 und 33 Schülern zugebracht und konnte eigentlich keinen signifikanten Unterschied feststellen.

Möglicherweise ist aber das Lernklima wirklich besser, das will ich gar nicht bestreiten. Erstrebenswert könnte auch das skandinavische Modell sein, in dem ein zweiter Lehrer bereitsteht, um Schülern individuelle Fragen zu beantworten. Diese Überlegungen sind aber rein akademischer Natur, solange es einfach zu wenige Lehrer gibt. Allein an Gymnasien sind nach den Meldungen der letzten Tage ca. 1000 Stellen unbesetzt.

Wie kann man also mehr junge Menschen dazu bringen, den Lehrerberuf zu ergreifen? Notwendig wäre meinesachtens, das Studium etwas prägnanter zu gestalten. Derzeit lernen Lehramtsanwärter ihre Fächer mit schier unvorstellbarer Tiefe und ohne Bezug zum für den Unterricht benötigten Wissen. Warum man als Realschullehrer sämtliche weltweiten Englischdialekte in Lautschrift originalgetreu reproduzieren können muß, erschließt sich mir nicht ganz. Natürlich muß ein Lehrer fundierte Kenntnisse auch über den Schulstoff hinaus besitzen - aber alles hat seine Grenzen. Den Einsatz von "Quereinsteigern" aus anderen Berufen halte ich dabei auch für sinnvoll, wenn man es richtig angeht. Ob andererseits - wie vor längerem einmal in der Diskussion war - bspw. ein Förster den gesamten Biologieunterricht erledigen kann, da wäre ich wieder skeptisch.

Die Finanzierung ist natürlich ein Problem und ich bin auch kein Freund von Mehrausgaben. Und im Schulalltag sehe ich durchaus noch Einsparpotentiale: Wenn man nicht alle drei Jahre den kompletten Lehrplan umschmeißen würde, dann hätten Bücher ein längeres Haltbarkeitsdatum; außerdem wäre einiges an Unterrichtsmaterial heutzutage problemlos digitalisierbar. Umgekehrt ist man besonders eifrig, elektronische Medien zu besorgen, ohne Rücksicht darauf, ob man sie wirklich verwenden kann; nicht wenige Laptops, Beamer und Sprachlabore verstauben relativ ungenutzt. Ich sehe es auch - durchaus im Gegensatz zu vielen Kommunalpolitikern - nicht als verwerflich an, wenn eine Schule mit der örtlichen Wirtschaft zusammenarbeitet und sich so Spenden- oder Werbegelder verschafft. Würde man den Schulen allgemein mehr Freiheit lassen und mehr Verantwortung auferlegen, könnten sich schon einige Einsparpotentiale erschließen lassen, ohne daß die Qualität darunter leidet.

Faszinierend war übrigens auch, daß auf einmal schier unerschöpfliche Mittel dafür da waren, in zahlreichen Schulen Cafeterien, Mensen und Aufenthaltsräume zur Versorgung des Ganztagsunterrichts zu bauen, die mittlerweile auch nicht gerade exzessiv genutzt werden - aber das nur am Rande.

Was ich auch als Mißstand empfinde, ist die Behandlung von Vertretungsstunden: Ist ein Lehrer krank oder verhindert, dann ist das eine faktische Freistunde für die Schüler. Man darf Hausaufgaben erledigen, Karten spielen oder einfach gar nichts tun. Als Schüler freut einen das natürlich, aber Sinn hat diese Stunde sicher nicht. Dabei sollte es doch möglich sein, zumindest eine Übungs- oder Wiederholungsstunde im jeweiligen Fach zu organisieren.

Mit gelehrigen Grüßen,

Thomas Hummel