Frage an Thomas Hummel von Robert L. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Grüß Gott Herr Hummel
ich habe bereits auf der Homepage der Bayernpartei nach einer Auskunft über die Stellung der Partei gegenüber Homosexuellen gebeten. Leider habe ich dazu nie eine Antwort erhalten. Daher stelle ich meine Frage erneut an Sie und hoffe, nun eine Anwort zu bekommen.
Wie steht ihre Partei und Sie zu dem Lebenspartnerschaftsgesetz das von der Rot-Grünen deutschen Regierung eingeführt wurde. Sind sie für eine Ausweitung der Rechte und Gleichstellung von homosexuellen Paaren, wie es etwa in Spanien und den Benelux-Ländern der Fall ist, oder bevorzugen sie es das Gesetz so zu belassen oder lieber rückgängig zu machen?
Über eine Antwort würde ich mich freuen, dies entscheidet über meine Wählerstimme und vielleicht eine Mitgliedschaft in der Bayernpartei.
Mit freundlichen Grüßen
Grüß Gott, Herr Ludewig!
"ich habe bereits auf der Homepage der Bayernpartei nach einer Auskunft über die Stellung der Partei gegenüber Homosexuellen gebeten. Leider habe ich dazu nie eine Antwort erhalten."
Das führe ich jetzt einfach mal auf den Wahlkampf zurück - wir machen das halt alle ehrenamtlich und da fällt dann auch mal eine Anfrage unter den Tisch. Tut mir leid, daß Sie keine Rückmeldung bekommen haben, aber vielleicht gefällt Ihnen ja meine Antwort.
Mal ganz allgemein zu Homosexuellen als Wählern: Mir ist das völlig wurscht, wer welche Vorlieben hat. Nur sollte man es meinesachtens nicht in der Form zu einem Politikum hochstilisieren wie dies bspw. Rot-Grün öfters tut oder die Rosa Liste zu ihrem Hauptprogrammpunkt erhoben hat. Bei den Münchner Stadtratswahlen wurde von den Medien explizit gezählt, auf welcher Liste wie viele Homosexuelle waren - als ob das irgendeine Bedeutung hätte.
"Wie steht ihre Partei und Sie zu dem Lebenspartnerschaftsgesetz das von der Rot-Grünen deutschen Regierung eingeführt wurde"
Ich sehe es nach wie vor eher kritisch, den traditionellen Ehebegriff derart weit zu fassen bzw. - je nach Sichtweise - aufzuweichen. Zumindest in der Theorie sind die Bevorzugungen für Verheiratete Ausdruck der potentiell lebenslangen Schicksalsgemeinschaft. Dadurch, daß sich Eheleute gegenseitig unterstützen müssen, spart auch der Staat einiges an Mitteln. Zudem soll die Versorgung von Kindern entsprechend gesichert werden.
Dem kann man nun natürlich entgegenhalten, daß es auch Ehepaare ohne Kinder, nichtverheiratete mit gemeinsamen oder nicht gemeinsamen Kindern bzw. "verpartnerte" Paare mit Kindern gibt. Die steuerliche Förderung der ersteren halte ich für einen hinnehmbaren Nebeneffekt, aufgrunddessen man nicht pauschal alle Ehen finanziell anders behandeln muß.
Den Nichtverheirateten mit eigenen Kindern würde ich einmal ganz altmodisch sagen: "Dann heiratet doch einfach!" Da spricht meinesachtens nichts dagegen, die ganze Sache wird auf ein nicht mehr so beliebiges Fundament gestellt und vielleicht erinnert man sich ja irgendwann mal an das Versprechen der Lebenslänglichkeit.
Bei den beiden letzteren ist die Sache schon um einiges komplizierter. Wenn keine biologische oder dauerhafte rechtliche Verbindung zwischen einem Elternteil und dem Kind besteht, dann muß man sich eben fragen, ob man solche Konstellationen als Familie ansieht. Ich habe schon gewisse Hemmungen, jemandem, der seine "Familie" und die damit zusammenhängenden Verpflichtungen jederzeit verlassen kann, trotzdem finanzielle Erleichterungen zu gewähren. Die Idee der "Keimzelle der Gesellschaft" verlangt schon, daß familiäre Bindungen prinzipiell lebenslang sind.
Soweit es homosexuelle Paare mit - emotional empfunden - "gemeinsamen" Kindern gibt, würde ich hier also eine gewisse rechtlich bindende Vereinbarung beider Beteiligten fordern, bspw. für Unterhalt aufzukommen. Wie man eine solche Beistandsgemeinschaft nun betitelt, bleibt jedem selbst überlassen. Das klingt jetzt natürlich sehr kühl juristisch-finanziell, aber ich hoffe, meine Meinung ist trotzdem einigermaßen klargeworden.
Daraus folgt aber auch, daß ich die bloße "Homo-Ehe" ohne Zielsetzung der Kindesversorgung ablehne. Das reine Bekenntnis nach außen, länger zusammenleben zu wollen, braucht meinesachtens keiner staatlich goutierten Manifestation in Form der Ehe. Soweit man auf den religiösen Aspekt des "Versprechens vor Gott" abstellt, muß man dann aber auch die religiös tradierte Form der verschiedengeschlechtlichen Ehe akzeptieren.
Gleichzeitig sehe ich aber aus pragmatischen Gründen keine Perspektive, die bisherigen Lebenspartnerschaften zu annullieren oder das Gesetz in meinem Sinne zu ändern.
Ich nehme aufgrund der Detailgenauigkeit Ihrer Frage einmal an, daß Sie persönlich "betroffen" sind und sich wahrscheinlich auch eine etwas andere Antwort erhofft haben. Es wäre freilich leichter gewesen, hier ein einfaches und tolerant klingendes "Sollen doch alle heiraten, wie sie wollen!" zu verfassen, aber diese Antwort ist meinesachtens nicht ganz die richtige. Ich fände es aber sehr schade, wenn Sie die Bayernpartei deswegen nicht wählen würden. Einem kann nie alles im Programm einer Partei gefallen und wenn Sie sogar über eine Mitgliedschaft nachdenken, dann überzeugen Sie unsere übrigen Positionen ja offensichtlich. Und das, was einem weniger zusagt, kann man als engagiertes Mitglied eher ändern als als enttäuschter Nichtwähler. Vielleicht ergibt sich ja bei einer BP-Veranstaltung irgendwann einmal die Chance, das näher auszudiskutieren.
Mit partnerschaftlichen Grüßen,
Thomas Hummel.