Frage an Thomas Goppel von Julia W. bezüglich Kultur
Sehr geehrter Herr Dr. Goppel,
ist Bayern nun schon so tief gesunken, dass es die Zerstörung unserer Kulturdenkmäler sogar mitfinanziert?
Die Pläne der Fraunhofer Gesellschaft, im denkmalgeschützten Südgarten des Klosters Benediktbeuern ein Hotel zu errichten, werden vom Freistaat und vom Bund mit bisher bewilligten 10,5 Mio Euro gefördert. Der ehemalige Generalkonservator Prof. Greipl wurde bereits 2013, nachdem er wohl zu öffentlichkeitswirksam gegen geplantes Hotel im denkmalgeschützten Südgarten des Klosters Benediktbeuern protestierte, zu Stillschweigen "verdonnert", sein Nachfolger Mathias Pfeil schätzte ab 2014 geplantes Projekt als "unschädlich und sich dem Kloster unterordnend" ein. Wie erklären Sie die 180 Grad Wende einer bayerischen Fachbehörde? Versucht man so, ein politisch gewolltes Bauprojekt um jeden Preis durchzusetzen? Bedeutet ein Tagungshotel der Fraunhofer Gesellschaft für den Freistaat solch Renommee, dass man darüber glatt geltende denkmalschutzrechtliche Belange außer acht lässt bzw zuständige Fachbehörde dazu nötigt, keine zu haben?
Zur Erinnerung: Benediktbeuern ist eine der wenigen Großklosteranlagen im bayerisch-österreichischen Raum, die noch so gut erhalten ist.
Der Bau des Tagungshauses an diesem Ort würde das historische Klosterensemble irreparabel zerstören und die - bisher- völlig unversehrte südliche Silhouette unseres Klosters massiv beeinträchtigen.
Falls Sie noch mehr Informationen zum steuersubventionierten Hotelbau der Fraunhofer Gesellschaft benötigen, erhalten Sie diese unter:
www.denkmal-benediktbeuern.de
Wir hoffen, dass Sie und der Landesdenkmalrat die Tatsache, dass im Fall Benediktbeuern denkmalschutzrechtliche Belange Belangen der Wissenschaft geopfert werden, nochmal überdenken. Wie passen die Pläne eigentlich zum Image der Fraunhofer Gesellschaft, betonen die doch stets ihr nachhaltiges Handeln?!
Mit freundlichen Grüßen
Julia & Michael W.
Sehr geehrte Frau Wolff,
wir schreiben inzwischen das Jahr 2017. 2013 war es, als Sie sich mit Ihrem Gatten schon an den zuständigen Fachausschuss des Bayerischen Landtages gewandt haben, um dort Ihre Bedenken ob der Fraunhofer-Baupläne für Benediktbeuern - dort im Klosterbereich - vorzutragen. Mit den Kolleginnen war ich aufgerufen, Ihrer Argumentation nachzugehen und sie mit der Sichtweise des Klosters selbst und der ungewöhnlichen Bauherrschaft abzugleichen. Das ist geschehen. Am 29.11.13 hat der Ausschuss befunden, dass dem Sachvortrag, den Sie eingebracht hatten, nicht gefolgt werden muss und soll.
Geändert hat sich an dieser Ausgangslage bis heute wenig, eigentlich nichts. In ständigem neuerlichem Planungsabgleich bemühen sich die vor Ort Beteiligten darum, die Fraunhoferpläne mit Blick auf die Klosteranlage insgesamt zu optimieren. Dass es dabei um eher marginale Details geht, erklärt sich aus der Tatsache, dass Fraunhofer an seinem in Summe abgesegneten Konzept festhält und auch das Kloster weiter den Bedarf an Begegnungsfläche reklamiert.
Der Landesdenkmalrat, dem ich vorstehen darf, ist wegen der Ensemble-Eigenschaft der Gesamtanlage und ihres Umgriffst aufgerufen, die örtlichen Veränderungen, die vorgesehen sind und realisiert werden sollen, zu begutachten. Auch er kommt zu dem Schluss, dass das gültige Gestaltungskonzept keiner weiteren Würdigung und Umplanung bedarf, eine Einschätzung, die ich teile.
Wie könnte es weitergehen? - Da Ihre Einrede vor vier Jahren abgearbeitet und verbeschieden wurde, kann jetzt genau nur r das weiter geschehen, was seinerzeit schon angekündigt war: dort, wo sich in der Verwirklichungsphase für die längst vor Ihrer Einrede angestrebten Fraunhoferpläne Raumgewinn im bestehenden Klosterareal ergibt, wird immer wieder der Versuch gemacht, auf zusätzliche bauliche Überplanung zu verzichten und womöglich ergänzend einiges im Gesamtbestand schon zum realisieren. Für den Freistaat und die Wissenschaft im Land ist der Verbleib der Organisation wichtig und keinesfalls aufzugeben. Dafür erbitte ich erneut Ihre Einsicht auch wenn ich ahne, dass es bei Ihrem Widerstand bleibt. So aber funktioniert Demokratie. Sie wägt lange, entscheidet dann aber auch konsequent.
Mit freundlichem Gruß
Thomas Goppel