Frage an Thomas Gehring von Wolfgang M. bezüglich Energie
Sehr geehrter Herr Gehring,
die Grünen setzen sich bekanntlich ja für das Ende der Atomindustrie ein. Dies ist grundsätzlich ein lobenswertes Ziel, da die Probleme und Gefahren der Atomkraft vielfältig sind, ich denke nur einmal an das Strahlenrisiko bei Unfällen/Anschlägen und die ungelöste Frage der Endlagerung der atomaren Abfälle. Zugleich müssen wir aber alle Anstrengungen unternehmen, um uns von der Abhängigkeit von den fossilen Brennstoffen zu lösen. Es gibt nicht wenige Experten, die davon überzeugt sind, dass die weltweiten Erdölvorräte viel früher zur Neige gehen werden, als die Förderländer es uns weismachen wollen. Bereits heute werden in Saudi-Arabien minderwertige Ölfelder erschlossen, die schon vor 30 Jahren entdeckt, aber als viel zu unrentabel eingestuft wurden. Das Problem der künftigen Energieversorgung könnte uns also bald noch viel stärker betreffen, als es derzeit schon der Fall ist. Der Ausbau regenerativer Energien wird dies nicht so schnell auffangen können, wie es erforderlich und wünschenswert wäre. Für mich stellt sich deshalb die Frage, ob man unter solchen Gegebenheiten noch pauschal einen baldmöglichsten Ausstieg aus der Atomenergie fordern kann.
Diese Themen betreffen uns alle und sollten deshalb sicher nicht nur auf Bundesebene diskutiert werden. Welche Lösungsansätze sehen Sie grundsätzlich und auf Bayern bezogen, um eine Energiekrise zu verhindern, dabei die Abhängigkeit vom Erdöl drastisch zu mindern und die Energiekosten für die Verbraucher auf einem erträglichen Maß zu halten?
Freundliche Grüße, W.Müller
Sehr geehrter Herr Müller
Der Atomausstieg ist nach wie vor richtig und wichtig. Eine Verlängerung der Laufzeiten der Atomkraftwerke löst nicht die von ihnen richtig beschriebenen Probleme der Energieversorgung und ist auch nicht zu verantworten.
1. Der Anteil an der Energieversorgung weltweit durch AKWs beträgt lediglich 3%.
2. AKWs sind von Uran abhängig, das muss zu 100% importiert werden. Auch die Uranvorräte gehen zu Neige, sie sind so knapp wie Ö, seit 2001 haben sich die Uranpreis verfünffacht.
3. Die Risiken der Atomkraft sind unbeherrschbar, die Folgen eines mögliche Unfall etwa durch radioaktive Verstrahlung eines halben Kontinents sind nicht beherrschbar.
4. Die Entsorgung der radioaktiven Abfälle, die bis zu einer Million Jahre strahlen, ist nicht geklärt, es gibt kein Konzept der sicheren Lagerung. Jeder Tag mehr an Laufzeit von AKWs produziert mehr Müll.
Wir müssen deshalb den Umstieg auf regenerative Energien forcieren. Die Windkraft- und Photovorlaik Branche boomt. Wir haben in Bayern die Möglichkeiten, die erneuerbaren Energien weiter auszubauen.
Dazu müssen wir die Rahmenbedingungen etwa bei der Landesplanung und im Baurecht verbessern. Der Forschungsstandort Bayern muss Spitzenreiter im Bereich regenerative Energien werden, ebenso wie in punco Ennergieeinsparung und -effizienz. Bayern muss die Entwicklung und den Ausbau regenerativer Energien fördern, ebenso wie Energieeinsparung, etwa bei öffentlichen und privaten Gebäuden.
Gerade durch die Entwicklung energiesparsamer Technologien hat die bayerische Wirtschaft enorme Chancen auf dem Weltmarkt und trägt zur Energiewende bei. Nur mit regenerativen Energien werden wir unabhängig vom Energieimport und damit bleiben auch Arbeitsplätze und Wertschöpfung im Land.
Mit freundlichen Grüßen
Thomas Gehring