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Thomas Gehring
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Frage von Gabriele E. •

Frage an Thomas Gehring von Gabriele E. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

Sehr geehrter Herr Gehring ,

Bayern vertritt in Bezug auf die Übertrittsregelung auf weiterführende Schulen einen sehr restriktiven Weg. Die magischen Zahlen 2,33 und 2,66 basierend auf ca. 22 Leistungserhebungen, (welche noch von Intransparenz, wie unterschiedliche Anforderungsprofilen der Schulen, nach oben oder nach unten angepasste Notenschlüssel, ganz nach päd. Ermessen der Lehrkraft, etc. etc. geprägt sind) entscheiden über die "Erlaubnis" zu dem Übertritt auf eine weiterführende Schule. 14 andere Bundesländer sehen es liberaler und geben den Eltern das Recht der letzten Entscheidung. Sind bayerische Eltern soviel unmündiger als Eltern in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, Niedersachsen, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Hessen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Berlin, Bremen, Brandenburg, Schleswig-Holstein, Saarland, NRW?

Nun meine Fragen:

Chancengleichheit:
Wie geht es mit Ihrem Verständnis für Chancengleichheit einher, dass bayerische Schüler die "Chance des Elternwillens" nicht bekommen. Gleiche Chancen für alle!
Gerechtigkeit:
Wie geht es mit Ihrem Verständnis für Gerechtigkeit einher, dass bayerische Schüler schlichtweg gegenüber anderen Bundesländern ungerecht behandelt werden.
Diskriminierung:
Wie geht es mit Ihrem Verständnis für Diskriminierung -Anti-Diskriminierung einher, wenn Schüler aufgrund ihrer Zugehörigkeit zu einem bestimmten Bundesland anderes behandelt werden als Schüler anderer Bundesländer.

Ich bitte, Sie mir meine Fragen zu beantworten.

(Ausführungen über die Durchlässigkeit des bay. Schulsystems, ob, wie, warum, weshalb,es nicht sinnvoll ist, Eltern entscheiden zu lassen, Kulturhohheit, etc. sind nicht nötig.) Es geht mir - ich wiederhole mich - schlichtweg um Gerechtigkeit, Chancengleichheit und Diskriminierung. Ich habe deshalb auch ganz bewusst die Überschrift Demokratie und Bürgerrechte gewählt.

Die Bürgerinitiative www.uebertrittbayern.de behält sich das Recht vor, Ihre Antwort zu veröffentl.

G. E.

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Chancengleichheit:

Das aktuelle System, demzufolge in der vierten Klasse nur drei Noten –in Deutsch, Mathematik und Heimat- und Sachunterricht – über drei Schularten entscheiden, ist weder kind- noch begabungsgerecht. Das Verfahren schadet der guten pädagogischen Arbeit an den Grundschulen, es belastet die betroffenen Lehrkräfte und Familien. In keinem anderen Bundesland hängt die Übertrittsempfehlung so sehr von leistungsunabhängigen Kriterien wie regionalem, sozialem und finanziellem Hintergrund ab, wie in Bayern. Die ganze Art, wie Leistung im bayerischen Schulsystem rückgemeldet wird, ist ungut und nicht zeitgemäß.
Schülerinnen und Schüler müssen wissen, wo sie stehen und Lernentwicklungsgespräche sind eine sehr professionelle Form, diese Leistung rückzumelden. Auch das Kultusministerium gibt an, dass die dokumentierten Lernentwicklungsgespräche hinsichtlich ihrer Prognosefähigkeit in hohem Maße verlässlich sind. Wir haben bereits im Mai 2017 einen Antrag gestellt, die Übertrittszeugnisse in der vierten Klasse durch Lernentwicklungsgespräche ersetzen, um die Kinder beim Übergang auf ihren künftigen Lernweg durch gute Beratung und Hilfe zur Selbsteinschätzung bestmöglich zu begleiten. Dieser Antrag wurde mit den Stimmen von CSU und FW abgelehnt.

Gerechtigkeit:

Diese Ungerechtigkeit finden wir auch schon innerhalb Bayerns. Es gibt z. B. extreme Unterschiede bei den Übertrittschancen für Kinder in die bayerischen Gymnasien. Benachteiligt sind nach den Analysen der Landtags-Grünen Kinder in ländlichen und von Handwerk und Landwirtschaft geprägten Gegenden gegenüber Schülerinnen und Schülern in den von städtischen Milieus geprägten Ballungszentren. Es ist etwas faul im Schulsystem, wenn in Starnberg fast 70 Prozent der Kinder den Übertrittsnotenschnitt von 2,33 schaffen, in Schweinfurt aber nicht einmal 40 Prozent. Das gilt auch Bundesweit. Hier gibt es noch einiges zu tun.
Zudem ist es ungerecht, dass Schülerinnen und Schüler ab der 10. Klasse die Kosten für den Weg zur Schule selbst tragen müssen. Unser Antrag auf kostenfreie Schulwege ist im Bayerischen Landtag allerdings gescheitert.

Diskriminierung:

Das passt mit meinem Verständnis von Bildungspolitik überhaupt nicht zusammen. Damit Bildung, Ausbildung und Weiterbildung aller Menschen, unabhängig von finanziellen Voraussetzungen oder familiären Hintergründen, gewährleistet werden kann, muss noch viel getan werden.