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Thomas Bareiß
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Frage von Ingrid G. •

Frage an Thomas Bareiß von Ingrid G. bezüglich Umwelt

Dritter Versuch!
Thema Fracking

Sehr geehrter Herr Bareiß,

auf zwei vorausgegangene Anfragen erhielt ich leider keine Antwort von Ihnen.

Bei den Frackingverfahren wird dichtes Speichergestein unter hohem hydraulischen Druck, mit Wasser und unter Einsatz von Sand und unzähligen Chemikalien aufgebrochen (engl. Fracking). Die dadurch entstehende bessere Wegsamkeit im Gestein erleichtert den Austritt und damit die Gewinnung des Erdgases. Die Befürchtung des Gemeinderates der Stadt Pfullendorf sowie vieler Verfahrenskritiker bezieht sich auf die zum Einsatz kommenden chemischen Zusatzstoffe (Additive) von denen einige im Verdacht stehen, karzinogen (krebserzeugend) oder toxisch zu wirken. Die Sorgen um Grund- und Trinkwassergefährdung auch im Hinblick auf die Landwirtschaft insgesamt wiegt in unserer Region als Quellgebiet des Bodensees sowie auch die Zuflüsse der Donau besonders schwer.

Die Mehrheit der Studien ist zu dem Ergebnis gekommen, dass Fracking ein enormes Risiko darstellt, durch Unfälle an Bohrplätzen, beim Transport der Stoffe und durch undichte Bohrungen. Durch die Vervielfachung der Bohrungen vervielfacht sich auch die Wahrscheinlichkeit von Zwischenfällen.

Die Gemeinden Hohenfels, Wald, Herdwangen-Schönach, Konstanz, die Bodensee-Wasserversorgung, der Regionalverband Bodensee-Oberschwaben, der Deutsche Bauernverband und die Stadt Pfullendorf haben sich in ihren Resolutionen gegen die Erschließung unkonventioneller Gasvorkommen ausgesprochen, die Bürger sind sehr beunruhigt und fordern ein Verbot sowie die Änderung des Bergrechts und eine Umweltverträglichkeitsstudie.
Dass die Bundesregierung eine Studie in Auftrag gegeben hat, ist mir bekannt. Diese Studie ist ist teuer und unnötig. Chemie gehört grundsätzlich nicht in usere Erde - dazu bedarf´s keiner Studie.

Bitte teilen Sie mir Ihre Stellungnahme zum Thema Fracking mit.

Freundliche Grüße
Ingrid Gänß

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Antwort von
CDU

Sehr geehrte Frau Gänß,

vielen Dank für Ihre Schreiben vom Mai und Juli 2012 in dem Sie das Thema unkonventionelle Erdgasförderung ansprechen. Mich erreichen derzeit zahlreiche Schreiben zu diesem Thema aus meinem Wahlkreis und meinem Bezirksverband und mir ist die Problematik, die mit dem Thema Fracking verbunden ist, sehr bewusst.

Sehr geehrte Frau Gänß, die Herausforderungen vor denen wir ein Jahr nach den Beschlüssen zur Energiewende stehen sind gross. Hier ist die Politik in der Verantwortung, die Rahmenbedingungen für ein Gelingen der Energiewende zu setzen. In diesen Zusammenhang gehört für mich auch, dass die künftige Versorgung mit Kohle und Gas bezahlbar und zuverlässig ist. Denn fossile Kraftwerke werden zu einem Teil die wegfallenden Kapazitäten aus Kernkraftwerken ersetzen müssen und sie tragen außerdem zum Ausgleich schwankender Stromerzeugung aus regenerativen Energien, insbesondere der aus Wind und Sonne, bei. Mit dem Zubau von Sonnen- und Windenergieanlagen werden flexible und CO2-arme Gaskraftwerke immer wichtiger.

Die wichtige Frage in diesem Zusammenhang ist, aus welchen Quellen wir künftig unser Erdgas beziehen wollen. Bisher konnten wir rund 14 Prozent aus heimischen Vorkommen, rund ein Drittel unseres Bedarfs aus Russland und rund ein Viertel aus norwegischen Gasquellen abdecken. Da in Deutschland ein erhebliches Potenzial an nicht konventionellen Erdgaslagerstätten vermutet wird, sehe ich in der Förderung von Erdgas aus tiefen Gesteinsschichten die Chance, die Versorgungssicherheit mit Gas aus heimischen Quellen zu erhöhen. Denn die konventionellen Vorräte in Deutschland nehmen ab, d.h. dass wiederum die Importabhängigkeit - vor allem von Gazprom und Russland - zunimmt. Aus diesen Gründen denke ich, dass wir die Nutzung heimischer Gasvorkommen ernsthaft prüfen sollten. Durch die Erschließung und Ausschöpfung heimischer Erdgasquellen könnte das eigene Erdgas auch in Zukunft einen tragenden Beitrag zur deutschen Rohstoffversorgung leisten und auf diese Weise die Abhängigkeit von Gasimporten verringern. Übrigens decken die USA mittlerweile ihren Bedarf an Erdgas aufgrund der Erschließung eigener Erdgasvorkommen unter Anwendung von Fracking-Technologien vollständig aus eigenen Quellen.

Aus meiner Sicht spricht auch ein weiterer Grund für eine sachliche und gelassenere Diskussion. Deutschland verfügt bereits über eine umfangreiche Erfahrung im Bereich Erdgasförderung unter Einsatz der Fracking-Technologie. Fracking ist hierzulande keine neue Technologie. Es handelt sich hierbei um eine insbesondere in Niedersachsen seit rund 40 Jahren erfolgreich angewandte und sicher erprobte Methode der Erdgasförderung. Offen gestanden halte ich deshalb ein generelles Verbot von Fracking für nicht gerechtfertigt.

Ich möchte Ihnen versichern, dass die CDU/CSU-Bundestagsfraktion und ich in besonderer Weise die Sorgen, die mit der Anwendung von Fracking verbunden sind, sehr ernst nehmen. Meiner Ansicht nach gründet ein Teil der aktuellen Kritik am Fracking vor allem auf Berichten aus den USA über Umweltprobleme im Trink- und Grundwasserbereich. In der Tat sind dort Umweltprobleme aufgetreten, die nicht verschwiegen werden dürfen. Diese Umweltschäden sind jedoch auf technische Fehler und geringe Standards bei Genehmigungsverfahren und Kontrollmechanismen zurückzuführen. Dabei ist ein Teil der Umweltschäden auf die offene Lagerung von Chemikalien zurückzuführen. Das ist für mich ein nicht akzeptabler Zustand. Deshalb sind wir in der Fraktion der Ansicht, dass der Schutz des Trink- und Grundwassers beim Einsatz der Fracking-Technologie zur Förderung von heimischem Erdgas höchste Priorität haben muss. Hierfür muss es klare und sichere Regelungen geben. Außerdem ist es wichtig, die aktuell stattfindenden Erforschungen von biologisch unbedenklichen Fracking-Flüssigkeiten weiter zu intensivieren. Für diese Rahmenbindungen setze ich mich in den zuständigen Gremien meiner Fraktion intensiv ein.

Sehr geehrte Frau Gänß, mir ist die Problematik, die mit „Fracking“ einhergeht aus den zahlreichen Zuschriften aus meinem Wahlkreis und Bezirksverband sehr bewusst. Für eine sachliche und faktenkundige Diskussion dieses Themas möchte ich Ihnen abschließend sagen, dass ich es für wichtig halte, die Ergebnisse der Studien abzuwarten, die die Bundesregierung in Auftrag gegeben hat. Diese werden voraussichtlich im späten Sommer dieses Jahres vorliegen. Nach Vorliegen der Gutachten werden dann die Beratungen in der Fraktion stattfinden.

Mit freundlichen Grüßen
Thomas Bareiß MdB

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