Frage an Thomas Bareiß von Thomas M. bezüglich Verkehr
Sehr geehrter Herr Bareiß,
am 13.01.2012 ist in der Schwäbischen Zeitung ein Interview mit dem Titel "Umweltstandards müssen auf den Prüfstand" erschienen. [1]
Darin gehen Sie darauf ein, dass Sie sich für den Ausbau der Wasserkraft stark machen möchten.
Ein Ausbau der Wasserkraft ist nur unter Anwendung neuester Forschungsergebnisse zu begrüßen, wenn das Ökosystem Fluss nicht durch die Aufstauung seinen salmonidischen Ursprung verliert und eine Hintereinanderreihung von mehreren Staustufen eine mehr oder weniger künstliche Seenlandschaft entstehen lässt. Dass Sie die Umweltstandards herabsetzen möchten, ist somit für mich jedoch nicht nachvollziehbar. Nach aktuellem Stand der Forschung kann sehr wohl ein ökologisch verträglicher Ausbau der Wasserkraft erfolgen.
Es stellen sich mir somit folgende Fragen:
- wie hoch beziffern Sie das zusätzliche Potenzial der Wasserkraft in Baden-Württemberg?
- wo sehen Sie ganz konkret geeignete Standorte für weitere Wasserkraftwerke?
- welche Leistungszuwächse erhoffen Sie sich?
- mit welchen Kosten rechnen Sie?
- welche Kraftwerkstechnik möchten Sie einsetzen?
Sehr verwundert haben mich jedoch die Widersprüchlichkeiten in ihren Aussagen. Einerseits erwähnen Sie, dass "nicht das Geld, sondern die Akzeptanz vor Ort das Problem ist". Andererseits sagen Sie, dass "das auch mal ohne teure Fischtreppen" erfolgen kann. Wenn das Geld nicht das Problem ist, dann können wir uns doch den Naturschutz leisten und durch entsprechende ökologische Ausgleichsmaßnahmen die Akzeptanz vor Ort erhöhen. Ihre Argumentation ist nicht stringent und für mich auch nicht nachvollziehbar.
Darüberhinaus ist auch der von Ihnen geforderte Netzausbau bereits vom renommierten Fraunhofer-Institut IWES widerlegt worden [2].
Bitte nehmen Sie auch hierzu Stellung.
Vielen Dank.
[1] http://www.schwaebische.de/region/wir-im-sueden/baden-wuerttemberg_artikel,-„Umweltstandards-muessen-auf-den-Pruefstand“-_arid,5190346.html
[2] http://www.heise.de/tp/blogs/2/149601
Sehr geehrter Herr Müller,
vielen Dank für Ihre Anfrage bzgl. des künftigen Ausbaus der Wasserkraft.
Die Energiewende ist eine der großen politischen, wirtschaftlichen und wissenschaftlichen Herausforderungen und von entscheidender Bedeutung für die Zukunft unseres Landes. Wir wollen die Energieversorgung langfristig sicher, bezahlbar und sauber gestalten. Die Versorgung von morgen soll auf erneuerbare Energien und einen geringeren Energieverbrauch setzen.
Beim Ausbau der erneuerbaren Energien haben wir schon viel erreicht. Rund ein Viertel der Stromerzeugung stammt aus erneuerbaren Energien. Der Anteil der Wasserkraft daran beträgt 15 Prozent. Die wesentlichen Potenziale der Wasserkraft liegen im Ersatz, in der Modernisierung und in der Reaktivierung vorhandener Anlagen. Aber auch im Neubau an bestehenden Querbauwerken. Dabei sollten zwar Umweltanliegen ausgewogen berücksichtigt werden, jedoch darf dies nicht dazu führen, dass der Ausbau der Wasserkraft durch zu viele Umweltauflagen verhindert wird. Wer die Energiewende will, braucht moderne und nicht rückgebaute Wasserkraftwerke. Gerade im Hinblick auf die Bezahlbarkeit unserer Energieversorgung, müssen wir uns überlegen, was wir uns leisten wollen. Das wollte ich mit meinem "Fischtreppen-Zitat" zum Ausdruck bringen.
Die Aufgabe der Politik ist es, für den zukünftigen Ausbau der Wasserkraft die richtigen Rahmenbedingungen zu setzen. Welche Technik an welchen Standorten dabei zum Einsatz kommt, ist die Entscheidung der Unternehmen.
Mit freundlichen Grüßen
Thomas Bareiß MdB