Frage an Thomas Bareiß von Jörg H. bezüglich Recht
Hallo Herr Bareiß,
mich würde interessieren wie Sie zur folgenden Aussage stehen:
Herr Funke hat als Vorstand der HRE grob fahrlässig das Vermögen der Bank auf unseriöse Finanzprodukte gesetzt und sich damit strafbar gemacht. Er handelte nicht mit der ihm normalerweise obliegenden Sorgfalt eines ordentliche Kaufmanns.
mit freundlichen Grüßen
Jörg Hammer
Sehr geehrter Herr Hammer,
ich habe Verständnis für Ihre Kritik an der HRE sowie am Verhalten von Herrn Funke, auch ich habe die Geschehnisse kritisch mit verfolgt. Insbesondere die übermäßige Risikobereitschaft, die einige Banker leichtsinnig eingehen ist für mich grundsätzlich nicht nachvollziehbar. Was das Verhalten von Herrn Funke vor und insbesondere nach Bekanntwerden der Situation der HRE betrifft, bin ich der Ansicht, dass er in menschlicher Hinsicht enttäuscht hat. Die strafrechtliche Bewertung der Handlungen von Herrn Funke liegt jedoch im Sinne der Gewaltenteilung nicht bei mir, sondern ist Aufgabe der Staatsanwaltschaft. Was die staatlichen Hilfen betrifft, muss berücksichtigt werden, dass die HRE eine systemrelevante Bank ist. Hätte die Bundesregierung nicht eingegriffen und einen Rettungsschirm für die Bank aufgespannt, dann wären nicht nur die Einlagen der HRE-Kunden betroffen gewesen. Eine Pleite der HRE hätte negative Auswirkungen auf alle - große wie kleine - Sparer in Deutschland gehabt. Die politischen Lehren aus der HRE-Rettung sowie aus der Finanzmarktkrise insgesamt liegen auf der Hand: Wir brauchen einen verbesserten Ordnungsrahmen für die Finanzmärkte, der an einem verantwortungsvollen nachhaltigen Wachstum der Realwirtschaft statt an der kurzfristigen Renditemaximierung orientierten Verhalten aller Finanzmarktakteure beiträgt. Konkret wurden seither klügere Anreizsysteme, sprich Entlohnungs- und Haftungsregeln, verschärfte Eigenkapital- und Liquiditätsregeln, verbesserte Bankenaufsicht und einen stärken Schutz der Steuerzahler und Sparer auf den Weg gebracht. Um einen globalen Ordnungsrahmen zu schaffen, müssen weitere Maßnahmen auf internationaler Ebene (G20) abgestimmt werden.
Mit freundlichen Grüßen
Thomas Bareiß