Frage an Tankred Schipanski von Guido H. bezüglich Bildung und Erziehung
Sehr geehrter Herr Schipanski,
In
http://blogfraktion.de/2014/12/19/mehr-digitale-bildung-an-den-schulen/
wünschen Sie sich mehr digitale Bildung. Wie finanzieren Sie das, wenn das Geld dafür nicht in Deutschland zirkuliert, sondern meistens im Ausland ausgegeben wird?
In Gesprächen mit Lehrern und Eltern fällt mir immer wieder auf, wie gering das Wissen ist. Zum Beispiel wird viel Geld für Software ausgegeben, die weder in Deutschland entwickelt wird, noch deren Entwicklung langfristig dem deutschen Arbeitsmarkt Vorteile in Form von sicherem langfristig nutzbarem Know-How verschafft.
Seien wir ehrlich: die meisten Steuergelder wandern vermutlich an Microsoft, evtl. Apple, ein paar Prozent verdienen die Händler.
Warum müssen Sie das wollen:
Steuergelder, die in Open-Source Projekte fließen, in dem (deutsche) Unternehmen mit Weiterentwicklung beauftragt werden, sind besser angelegt, als die Verschwendung für proprietäre Lösungen. Sowohl monetär als auch in Bezug auf die Verbreitung und langfristige Nutzung von Wissen.
Entwickler, die ihr Know-How in Open-Source-Projekten entwickeln, können es beliebig einsetzen. Entwickler, die proprietäre Lösungen entwickeln dürfen es nur für den einen Arbeitgeber einsetzen. Weiterentwicklung von OpenSource-Software stärkt eine Volkswirtschaft. Das BSI sagt das auch.
Aber ich gebe zu, diese Zusammenhänge einem Journalisten zu erklären ist eine Herausforderung. Sie wissen ja jetzt welche Herausforderung zu meistern ist.
Bitte nutzen Sie Ihr Mandat um die Welt besser zu machen. Auch wenn es viel Arbeit macht.
Meine Frage: Werden Sie sich dafür einsetzen Open-Source Lösungen direkt oder indirekt mit Steuergeldern zu unterstützen? Zumindest im Bildungsbereich?
Oder werden Sie die Subvention ausländischer Softwareanbieter mit deutschen Steuergeldern weiter hilflos und Schulter zuckend oder unter pseudomarktwirtschaftlichen Vorwänden auf sich beruhen lassen?
Sehr geehrter Herr Hornig,
herzlichen Dank für Ihr Interesse sowie für Ihre Anregungen zum Thema Open-Source-Software.
Zur Finanzierung von mehr digitaler Bildung, wozu die Ausstattung mit entsprechender Hard- und Software gehört, wird ein Pakt für Digitale Bildung nötig sein. Die Kultusministerkonferenz ist zudem aufgefordert, mindestens bundeslandseinheitliche IT-Standards für Schulen zur Abstimmung der IT-Systeme festzulegen.
Aufgrund der föderalen Zuständigkeiten kann der Bund die Bundesländer oder die Schulen und Hochschulen im Einzelnen aber nicht dazu verpflichten, eine bestimmte Hard- und Software für den Unterricht anzuschaffen. Ich halte es gleichwohl für sinnvoll zu prüfen, ob auf Open-Source-Lösungen zurückgegriffen werden kann. Dies kann auch dazu beitragen, Schülerinnen und Schülern die Möglichkeiten aufzuzeigen, die sowohl proprietäre als auch Open-Source-Lösungen bieten.
Im Koalitionsvertrag haben sich CDU/CSU und SPD zudem darauf verständigt, Schlüsseltechnologien und IT-Kernkompetenzen (z.B. IT-Sicherheit) weiter zu unterstützen. Open-Source-Lösungen stellen eine wichtige Alternative zu geschlossenen digitalen Ökosystemen dar. „Software made in Germany“ soll als Qualitätsversprechen hinsichtlich Sicherheit und Datenschutz gestärkt werden. Beispielsweise bei Ausschreibungen im Zusammenhang mit einem Förderprogramm „Innovation in IT-Forschung und Sicherheit“ sollen Open-Source-Ansätze priorisiert werden. Außerdem sollen bei Ausschreibungen von IT-Technologien durch die öffentliche Hand im Rahmen des Wirtschaftlichkeitsprinzips Innovationspotenziale stärker bedacht und wenn möglich Open-Source-Lösungen erwogen werden.
Herzliche Grüße
Tankred Schipanski