Frage an Sylvia Pantel von Dietrich E. bezüglich Wirtschaft
Sehr geehrte Frau MdB Pantel,
Sie haben sich zur Mobilität und einzusetzenden Energien wie folgt geäußert :
„ … Was wir nicht nur in Deutschland, sondern insgesamt benötigen, ist deshalb: Weniger Ideologie und viel mehr Technologieoffenheit. Das betrifft die E-Mobilität, deren CO2 Bilanz übrigens schlechter ist als die des Diesels ebenso wie Windkraft, Kernkraft 4.0, alternative Brennstoffe u.v.a.m. …“
Da dies auf anderen Wegen erfolglos war, bitte ich Sie höflich darum, zu folgenden Punkten Stellung zu nehmen:
- Nennung von überprüfbaren Quellen für die von Ihnen vertretene Behauptung, dass E-Mobilität eine schlechtere CO2-Bilanz als die von Fahrzeugen mit Dieselmotoren hat.
- Was wollen Sie mit der Aufzählung „Windkraft, Kernkraft 4.0, alternative Brennstoffe u.v.a.m.“ konkret sagen?
- Wie bewerten Sie die Umweltauswirkungen von E-Mobilität allgemein im Vergleich zur Mobilität mit Verbrennungsmotoren?
- Warum sind Ihrer Meinung nach in mittlerweile mehr als 20 Ländern weltweit Verbote für die Neuzulassung von Autos mit Verbrennungsmotoren für die nächsten Jahre beschlossen worden, die ein jährliches Volumen von rund 50 Millionen Neuwagen pro Jahr ausmachen?
Ich freue mich auf Ihre Antworten.
Mit vielen Grüßen
D. E.
Sehr geehrter Herr E.,
ich bedanke mich für Ihr Interesse an meiner Stellungnahme zu Ihrem Anliegen. Aufgrund eines hohen Arbeitsaufkommens und zahlreicher Bürgeranfragen kann sich die Beantwortung derer manchmal etwas verzögern. Gerne gehe ich auf Ihre Fragen ein.
Zunächst möchte ich Sie darauf hinweisen, dass Ihre Zitierung aus meinem Antwortschreiben an Herrn Brück meine Aussage verzerrt. Im entsprechenden Absatz möchte ich vor allem herausstellen, dass ich Zwangsmaßnahmen für Bürger auch in Mobilitätsfragen für kein rechtes Mittel halte und generell in der Mobilitätspolitik Technologieoffenheit geboten sein sollte. Es müssen zuerst wirksame Mobilitätskonzepte und Antriebstechnologien konzipiert werden, wissenschaftlich fundiert. Hier erfolgen im nationalen Diskurs meiner Meinung nach oft politische Schnellschüsse wie auch bei der E-Mobilität, die als Antriebstechnologie oftmals nicht ausreichend kritisch hinterfragt wird und grundsätzlich auch nur eine von vielen Komponenten eines Antriebswandels sein wird. Wie Sie sowohl dem unten angefügten Link (kritischer ZDF-Beitrag zur E-Mobilität), dem Vortragsdokument von BELICON (PDF im Anhang) als auch der angehängten Pressemitteilung des Berliner Kreises (Thema: „Wäre ein Ausstieg aus dem Diesel wirklich umweltfreundlich?“) entnehmen können, gibt es eine breite wissenschaftliche Grundlage für meine Aussagen. Die negativen Auswirkungen der E-Mobilität auf die Umwelt resultieren vornehmlich aus der hohen Energieintensität bei der Herstellung von Batterien und der Verwendung seltener Erden, welche auch soziale und gesellschaftliche Problematiken in den jeweiligen Abbauländern hervorrufen können. Zudem ist der Bezug von Strom zur Betreibung eines E-Autos in Deutschland nicht flächendeckend durch erneuerbare Energien gedeckt, weshalb praktisch lediglich eine Umschichtung des CO2-Ausstoßes auf andere Sektoren stattfindet. Darüber hinaus ist die Diesel-Technologie in Deutschland weit fortgeschritten, die Ausstoßwerte moderner Diesel-betriebener PKW sind in Relation zu der Motorleistung sehr gering. Ein E-Auto wird in absehbarer Zeit ähnlich große und effiziente Leistungen wie ein moderner Diesel nicht erbringen können.
Deshalb bin ich der Meinung, dass die Debatte zum Diesel und der E-Mobilität aber auch den Ausstoßgrenzwerten insbesondere in Deutschland oft unsachlich und infundiert geführt wird. Technologieoffenheit gilt bei einem sozial-verträglichen Mobilitätswandel, der nicht einseitig Pendler und Besitzer von PKW mit Verbrennungsmotoren belasten soll, als Gebot der Stunde. Zum einen, da der Diesel zumindest eine sehr effiziente Übergangslösung im Antriebswandel ist. Und zum anderen, da es Einiges an Risiko birgt, sich frühzeitig auf ein Technologiefeld in der Antriebstechnik festzulegen, vor allem weil bereits jetzt auch andere Alternativen zur Verfügung stehen bzw. erforscht werden.
Zuletzt werden in dieser Diskussion auch oft soziale Fragen vernachlässigt. Der Wandel vom Diesel zur Elektromobilität betrifft nicht nur Jene, die an der Bergung von seltenen Erden direkt beteiligt sind, sondern auch all die Fertigungszweige und Beschäftigten in Deutschland, welche Forschung an und Herstellung von Diesel-Automobilen bewerkstelligen. Abgesehen davon muss unseren Bürgern in jedwedem Zusammenhang ein angemessener Zeitraum eingeräumt werden, um auf politische Entscheidungen reagieren zu können. Die massenhafte Entwertung von Diesel hat sich in einigen Haushalten unangekündigt und sofort bemerkbar gemacht.
Abschließend setze ich mich also für eine sachlich geführte Debatte zu Mobilitätsfragen ein, die alle Aspekte und Auswirkungen kritisch hinterfragt, sowie eine Politik, die dem Bürger Planungssicherheit gibt und auf Anreize und Überzeugung statt Verbot und Zwang setzt.
Ich bitte Sie, zum tieferen Verständnis meiner Aussagen auch die wie eingangs erwähnt angefügten Quellen heranzuziehen.
Mit freundlichen Grüßen
Ihre Sylvia Pantel
Beitrag des ZDF „Schattenseiten der E-Mobilität“: