Frage an Sylvia Pantel von Jannis K. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Sehr geehrte Frau Pantel,
am vergangenen Freitag haben Sie Frau Kelle im Rahmen einer Gastlesung aus ihrem neusten Werke „Gender Gaga“ mit ihrer politischen Autorität als MdB eine Bühne für ihre Thesen geboten. Einer Frau, die u.a. homosexuellen Menschen und alternativen Lebensentwürfen das Recht auf Akzeptanz aufgrund ihrer „christlichen Sozialisation“, entsprechende Bibelstellen und daraus hervorgehende bewiesene „Widernatürlichkeit“ abspricht ( http://www.spiegel.de/kultur/tv/hart-aber-fair-plasberg-talk-ueber-homosexuelle-a-870781.html ; http://www.taz.de/!5033760/ ; http://www.huffingtonpost.de/maenner/5-antworten-auf-die-homphoben-sprueche-von-birgit-kelle_b_6788940.html )
Auch Sie haben auf Nachfrage in Ihrer Bürgersprechstunde ihre Ablehnung zur Öffnung der Ehe für gleichgeschlechtliche Paare mit dem Verweis auf Ihre christlichen Überzeugungen u. Bibelstellen argumentativ hergeleitet, was auf eine wörtliche Auslegung, Exegese des Alten Testamentes schließt.
Vor dem Hintergrund dieser Vorkommnisse stelle ich die folgenden Fragen an Sie:
Betrachten Sie die Bibel als die tatsächliche „unfehlbare Offenbarung Gottes“ ?
Glauben Sie wörtlich an die biblische Schöpfungsgeschichte, ergo, dass unser Universum von einem „Schöpfer“ in sechs Tagen erschaffen worden ist; glauben Sie wörtlich daran, dass Eva aus Adams Rippe hervorgegangen ist, glauben Sie wörtlich an die Möglichkeit einer unbefleckten Empfängnis?
Im Falle von Bejahung;
welche Konsequenzen ergeben sich aus ihren kreationistischen Überzeugungen für die Achtung unseres Grundgesetzes; welche Konsequenzen für Menschen, die ihren Glauben nicht teilen? Im Falle eines Konfliktes zwischen der Bibel und Prinzipien unserer Verfassung, welche Überzeugungen haben für Ihre Person Vorrang?
Insbesondere bitte ich um Ihre Stellungnahme vor dem Hintergrund Artikel 1 GG, Abs. 1 (Unantastbarkeit der menschlichen Würde) und Artikel 3 GG, Abs. 1 (Gleichheitsgrundsatz).
Mit freundlichen Grüßen
Jannis Knop, Medizinstudent
Sehr geehrter Herr Knop,
lassen Sie mich mit der Klarstellung beginnen, dass ich nicht etwa jemandem „eine Bühne biete“, sondern dass ich als Familienpolitikerin eine Debatte zu führen gedenke, die vielen Menschen wichtig ist. Dass dem so ist, hat sich – wie sie sicher selbst mitbekommen haben – sowohl vor, als auch nach der Veranstaltung gezeigt.
Interessant finde ich, dass Sie sich auf meine Bürgersprechstunde beziehen. Sicherlich habe ich zu keinem Zeitpunkt mit Verweis auf Bibelstellen argumentiert. Auch kann ich mich nicht daran erinnern, dass wir uns jemals in meiner Bürgersprechstunde begegnet wären und über die gleichgeschlechtliche Ehe gesprochen hätten.
Ich bin katholische Christin aber weder wortgläubig was die Bibel angeht, noch habe ich mich jemals kreationistisch geäußert, die Evolution abgelehnt, oder habe Meinungen in diese Richtung bekundet. Solche an der Wirklichkeit vorbeigehenden und ideologischen Standpunkte sind mir fremd.
Ihre absurde Argumentation, mit der Sie einen Konflikt zwischen meiner Position und den Grundrechten herstellen wollen, verdient keine weitere Erörterung.
Durch meine ablehnende Haltung, das Rechtsinstitut der Ehe für gleichgeschlechtliche Paare zu unterstützen, begründet sich in keinem Fall eine Herabsetzung von Würde oder Gleichheit von Homosexuellen.
Ich bin zu jeder Debatte bereit. Aber bitte sachlich und ohne Polemik!
Mit freundlichen Grüßen,
ihre Sylvia Pantel