Sehr geehrter Herr Lehmann, wie stellen Sie sich die Altersvorsorge in 25+ Jahren vor?
Sehr geehrter Herr Lehmann,
mich als jungen Wähler interessiert besonders die Frage, wie ich am besten für meine Zukunft vorsorgen kann.
Aufgrund des demografischen Wandels Stelle ich mir das gesetzliche Rentensystem als sehr riskant vor und mit einer niedrigen Auszahlung bzw. Einem sehr späten Renteneintrittsalter verbunden.
Glauben sie als Partei, dass das gesetzliche Rentensystem mit dem Generationenvertrag für die Zukunft wieder funktionsfähig wird?
Falls ja, wie stellen Sie sich diese Veränderung vor?
Falls nein, wollen sie Anreize zur Stärkung der privaten Altersvorsorge setzen und wie stellen Sie sich diese vor?
Ich habe die Hoffnung, dass mit der Politik Ihrer Partei mehr Menschen die Chance erhalten können, für ihre Rente vorzusorgen. Ein gutes System zur Altersvorsorge ist allerdings im gleichen Maße wichtig.
Vielen Dank für ihre Zeit
Maximilian T.
Sehr geehrter Herr T.,
haben Sie vielen Dank für Ihre Frage vom 21. September zur Altersvorsorge.
Die Frage der Altersvorsorge der Zukunft lässt sich nicht mit einem einfachen Ja oder Nein beantworten. Vielmehr braucht es eine differenzierte Sicht auf sie, um sie nachhaltig besser auszugestalten.
Die aktuelle umlagefinanzierte gesetzliche Rentenversicherung halten wir Grüne für deutlich besser als ihren Ruf. In den vergangenen rund 130 Jahren seit ihrer Gründung hat sie nur einmal, im Mai 1945, die Rente nicht rechtzeitig auszahlen können und somit alle Krisen immer gut überstanden.
Im Vergleich zu kapitalgedeckten Formen der Altersvorsorge, besonders der Riester-Rente, zeigt sich die gesetzliche Rentenversicherung aufgrund ihrer Verlässlichkeit, ihrer Renditeaussichten und ihrer solidarischen Risikoverteilung in weiten Teilen als überlegen. Zusätzlich verfügt die gesetzliche Rente über ein breites Leistungsspektrum, das Riester- und ähnliche Produkte in der Summe flächendeckend nicht bieten können: Sie erkennt Kinder- und Erziehungszeiten an. Teilzeittätigkeiten aufgrund der Erziehung von Kindern werden höher bewertet. Die Hinterbliebenenrente unterstützt im Fall des Todes von Eltern oder Ehepartner*innen. Wenn die Erwerbsfähigkeit aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr oder nur eingeschränkt gegeben ist, bestehen Ansprüche auf Rehabilitationsleistungen, Neuqualifizierungen oder eine Erwerbsminderungsrente. Ansprüche aus der gesetzlichen Rentenversicherung sind überdies insolvenz- und pfändungssicher.
Es lohnt sich also, für den Erhalt der Leistungsfähigkeit der gesetzlichen Rente zu kämpfen, auch im demografischen Wandel. Ohne Gegenmaßnahmen droht das Rentenniveau aber ab 2026 stark zu fallen und der Rentenbeitragssatz deutlich zu steigen. Die betriebliche Altersversorgung und besonders die Riester-Rente können aufgrund ihrer Verbreitung beziehungsweise geringeren Leistungsfähigkeit eine weitere Schwächung der Rentenversicherung weder vollständig noch vollumfänglich kompensieren. Sie stellen eine Ergänzung innerhalb des Alterssicherungssystems dar – nicht weniger, aber auch nicht mehr.
Wir Grüne wollen deshalb das gesetzliche Rentenniveau dauerhaft stabilisieren und fordern dies auch in unserem aktuellen Bundestagswahlprogramm. Wie das gelingen kann, haben wir hier zusammengefasst: https://www.gruene.de/themen/rente?site=https://www.gruene.de&from=/rente&to=/themen/rente
Ich hoffe, dass ich Ihre Frage damit beantworten konnte.
Mit freundlichen Grüßen
Sven Lehmann MdB