Frage an Sven Hagemann von Sascha G. bezüglich Wirtschaft
Was halten Sie davon das die Telekom aus Kostengründen der Mehrheit in Salzgitter die nutzung schneller Internetzugänge verwährt?
Sehr geehrter Herr German,
vielen Dank für Ihre Frage. Da ich selbst DSL-Nutzer bin und die Vorteile dieser Technologie kenne, verstehe ich Ihre Frage bezüglich eines Hochgeschwindigkeits-Anschlussen in Salzgitter vollkommen.
Erstes Problem: Viele Stadtteile Salzgitter (Lebenstedt) hatten das "Pech" in den 90er Jahren mit damals leistungsstarken Glasfaserkabeln ausgestattet zu werden. Heute argumentiert die Telekom - buchhalterisch wohl zurecht-, daß über das Salzgitteraner Glasfasernetz derzeit kein für die Telekom lukrativer Hochgeschwindigkeits-Internet-Zugang möglich ist.
Zweites Problem: Da die Telekom kein Staatsunternehmen mehr ist, können wir sie nicht dazu zwingen in eine wirtschaftlich aufwendige Technik zu investieren. Und dazu gehört auch das vielbeschworene "Outdoor-DSLAM" zu Zeit.
Drittes Problem: Bei der Investition in Zukunftstechnologien war das ehemalige Staats- und Monopolunternehmen Telekom eh nie besonders risikofreudig und fortschrittlich.
- Internet hat sie lange ignoriert, weil sie ihr eigenes BTX für lukrativer hielt.
- DSL-Dienste hat sie erst eingeführt, als einzelne Kabelfernseh und Stromnetz-Betreiber damit anfingen, über ihre Kupferkabel billigere Internet-Zugänge zu vertreiben
Wie ist die Lage jetzt? Die Telekom hat weiterhin Monopolstellung im Leitungsnetz und hat mangels Konkurrenten keinerlei Veranlassung, in ein wirtschaftliches Risiko zu investieren. Das Geld wird offensichtlich für Firmenaufkäufe in Übersee benötigt.
Als einzige Möglichkeit sehe ich:
1. Netzbetreiber müssen gesetzlich verpflichtet werden, Endkunden einen Internetzugang mit mindestens einer Downloadrate von 756 kbit/s und einer Uploadrate von mindestens 128 kbit/s anzubieten. (Wie ist ihm überlassen)
2. Dieser Wert ist regelmäßig den wirtschaflichen Erfordernissen anzupassen. Der Zugangspreis muß für alle Nutzer der gleiche sein (Ein Brief kostet ja auch 0.55 Ct, egal ob auf Helgoland oder in Berlin abgeschickt).
3. Über die Einhaltung dieser Regeln wacht die Regulierungsbehörde.
Hilflose Appelle an stellvertretende Telekom-Chefs oder Briefe an Ministerialräte bringen da gar nichts. Wirtschaftsunternehmen sind schließlich keine Wohlfahrtsvereine. Ein schneller Internetzugang muß im 21. Jahrhundert zur Grundversorgung dazugehören wie Post oder Fernsehempfang.
Wenn das ein Monopolunternehmen nicht leisten kann, ist das Monopol eben in Frage zu stellen.
Viele Grüße,
Sven Hagemann
Bündnis 90/ Die Grünen